Zero Option: Thriller
erwiderte Victor. »Sie wollen also, dass ich einen der bedeutendsten Waffenschieber dieser Welt ermorde, und zwar innerhalb von weniger als sechzig Stunden.«
»Wie gesagt, ich kann es nicht ändern. Nächstes Mal läuft es wieder anders.«
»Wie bei dem Farkas-Auftrag?«
»Ja, genau.«
»Wie bei dem Farkas-Auftrag, den ich überstürzt durchziehen musste, weil der überstürzte Bukarest-Auftrag mir mitten in meine Vorbereitungen geplatzt ist?«
Keine Antwort.
»Das ist der dritte von insgesamt drei Aufträgen, und bei jedem hatte ich nur sehr wenig Zeit«, sagte Victor. »Drei von drei, das ist keine besonders vertrauenerweckende Quote.«
»Ich habe nie behauptet, dass die Arbeit, die Sie für mich erledigen sollen, einfach sein würde. Wenn es so wäre, dann würde ich Sie ja nicht brauchen, stimmt’s oder hab ich recht?«
Dieses Mal war es Victor, der eine Antwort schuldig blieb.
»Wie Sie aus dem Dossier ersehen können, ist Yamout ein ziemlich dicker Fisch«, fuhr der Mann fort. »Er ist der Geschäftspartner von Baraa Ariff. Die beiden haben ein weitverzweigtes Netzwerk mit vielen kleineren, lokalen Händlern aufgebaut, die sie überwiegend mit leichten Waffen versorgen, zu Land, zu Wasser und aus der Luft. Die Händler verkaufen sie dann an die Endverbraucher weiter. Sie verfügen über eine lange Liste von Kunden, vor allem im Nahen Osten und in Afrika, und wir glauben, dass sie im Lauf der letzten drei Jahrzehnte Waffen im Wert von rund einer Milliarde Dollar an Kriegsfürsten, Milizen und Terroristen verscherbelt haben.«
»Scheint ja ein ganz reizendes Pärchen zu sein.«
»Nicht wahr? Ohne Yamout wäre die Welt ein sehr viel lebenswerteres Örtchen. Sie sollten froh sein, dass Sie derjenige sein dürfen, der ihm das Lebenslicht auspustet.«
»Ich bin außer mir vor Freude.«
»Genau so hört es sich auch an.« Sein Auftraggeber schwieg für einen Moment. »Yamout kommt nach Minsk, wo er sich mit einem weißrussischen Gangster namens Danil Petrenko treffen will. Petrenko ist nichts weiter als ein ganz normaler osteuropäischer Bandenchef, der aber zufälligerweise ein paar Kisten Kalaschnikows ausgegraben hat, die er jetzt wieder loswerden möchte. Sie sind im Hotel Europe verabredet. Dort hat Petrenko eine Suite gebucht, extra für diesen Anlass. Das macht er anscheinend öfter, wenn ein wichtiges Treffen ansteht. Wir wissen nicht, wie Yamout nach Minsk kommt oder wann er anschließend wieder abreisen will, aber meine Quellen sagen mir, dass er höchstwahrscheinlich nicht lange bleiben wird. Sie müssen ihn also bei der ersten sich bietenden Gelegenheit erwischen.«
»Dann wäre das Hotel der einzige realistische Ort für das Attentat.«
»Ich schätze, ja. Aber das ist Ihr Spezialgebiet, nicht meines, also beuge ich mich Ihrem Urteil.«
Victor sagte: »Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass das die Dinge deutlich komplizierter macht.«
»Wieso denn das?«
»Yamout ist ein professioneller Waffenschieber, ein Mann, der in einem skrupellosen und gefährlichen Gewerbe nicht nur überlebt, sondern seine Kreise kontinuierlich erweitert hat, ein Mann, der immerhin so schlau war, seit einem Jahrzehnt keiner Kamera mehr vors Objektiv zu laufen. Er wird sich niemals ohne Rückendeckung mit einem ausländischen Gangster auf dessen eigenem Gebiet treffen. Und Petrenko wird niemals in seiner eigenen Stadt einem ausländischen Waffenschieber gegenübertreten, ohne seine eigene Stärke zu demonstrieren. Das bedeutet, dass da eine Menge Pistolen und Gewehre im Umlauf sein werden, die allesamt auf mich gerichtet sein könnten.«
»Soll das etwa heißen, dass Sie Angst haben?«
»Das soll heißen, dass ich ohne ausreichend Zeit für eine vernünftige Planung und Aufklärung mit roher Gewalt vorgehen muss. Für eine unauffällige Aktion sehe ich keine Möglichkeit.«
»Von mir aus können Sie ihn auch im Fahrstuhl mit einer Axt erschlagen.«
»Es ist höchst wahrscheinlich, dass alle Welt es mitbekommt.«
»Damit kann ich leben.«
»Und ein Hotel ist ein sehr öffentlicher Raum.«
»Ich bin mir sicher, dass Sie alles in Ihrer Macht Stehende tun werden, damit keine Unbeteiligten zu Schaden kommen.«
»Also gut«, sagte Victor. »Ich brauche Schusswaffen, die ich in Minsk irgendwo abholen kann, und zwar spätestens morgen Nachmittag.«
»Das lässt sich arrangieren. – Was für Schusswaffen?«
»Viele.«
Nach dem Ende des Telefonats legte Victor sich schlafen und programmierte den Wecker in seinem
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