Zero Unit
ein gebrochenes Herz gehabt hätte, wäre es ihr in diesem Augenblick vor Mitleid zerrissen worden.
Wie konnten zwei intelligente, einfühlsame und großherzige Frauen bloß in einer derartig einsamen und schmerzhaften Situation landen? Männer! Am liebsten hätte sie die gesamte männliche Bevölkerung in eine andere Galaxie verbannt und sie für immer dort verrotten lassen. Mal sehen, ob sie klarkommen würden, so ganz ohne Frauen.
Sie sprang auf und ging ins Badezimmer, um sich bettfertig zu machen. Das jämmerlichste an der Sache war, dass es diesen Idioten wahrscheinlich auch noch gut gehen würde. Dass sie nicht einmal bemerken würden, dass etwas fehlte. Na ja. Bis auf die einsamen Stunden spät am Abend natürlich. Wahrscheinlich wäre das die einzige Zeit, in der ihnen weibliche Gesellschaft wirklich abgehen würde.
Als sie wieder ins Zimmer kam, schlief Gina bereits. Ihr Kissen hatte sie so fest an sich gedrückt, als wäre es ihr Mr »Groß, dunkel und beängstigend«.
Rebel schaltete das Licht aus und kroch unter die Bettdecke. Sie wünschte, sie hätte den Mut, in Alex’ Zimmer hinüberzumarschieren und ihn zu zwingen , sie anzuhören.
Sie wollte ihm sagen, was sie für ihn fühlte. Wie sehr sie ihn liebte. Dass er den größten Fehler seines Lebens beging, wenn er sie daraus ausschloss.
Aber war das wirklich wahr? Oder hatte er recht gehabt? Würde sie in einigen Jahren darunter leiden, dass sie nie das Wunder der Geburt erlebt hatte und niemals ein Kind betrachten und in ihm den Mann wiedererkennen würde, den sie liebte … würde sie ihm das übel nehmen? Würde ihr Glück daran zerbrechen, dass sie nie akzeptieren konnte, was er ihr gesagt hatte?
Rebel konnte sich das nicht vorstellen. Dafür liebte sie ihn viel zu sehr. Außerdem gab es doch noch andere Möglichkeiten, Kinder zu bekommen. Gute Möglichkeiten.
Aber würde sie ihn überzeugen können, sich das alles überhaupt anzuhören? Und selbst wenn … auch dann würde er ihr vielleicht nicht glauben.
Denn Gregg van Halen mochte vielleicht nicht an die Liebe glauben, aber was ziemlich offensichtlich war … Alex Zane glaubte nicht an sie .
Und war es am Ende nicht das, worauf es in der Liebe ankam?
Die Nacht war dunkel, kalt und schien kein Ende nehmen zu wollen.
Gina warf sich fröstelnd hin und her. Egal, wie viele Decken sie sich auch überwarf, ihr wurde einfach nicht warm. Das lag jedoch weder an der Zimmertemperatur noch an den Decken. Es lag an ihr.
Sie vermisste Gregg.
Seinen warmen Körper. Seine schützende Umarmung. Seinen gleichmäßigen Herzschlag an ihrem Rücken, dessen stetes Pochen sie daran erinnerte, dass er für sie da war, wenn sie aus einem Albtraum aufschreckte, um sie auf die Stirn zu küssen und ihre Ängste zu vertreiben.
Deswegen fand sie sich auch, ehe ihr noch klar wurde, was sie da tat, in ihrer alten Suite wieder. Dort angekommen blieb sie kurz vor dem Schlafzimmer stehen und sprach sich Mut zu, damit sie hineingehen und ihn zur Rede stellen konnte.
Sie war ein wenig überrascht gewesen, dass ihre Zimmerkarte noch freigeschaltet war. Wahrscheinlich hatte er vergessen, sie umprogrammieren zu lassen. Im Wohnzimmer war es ruhig und dunkel, nur das leise Summen der Minibar war zu hören. Gregg hatte die Vorhänge vor den verglasten Balkontüren aufgelassen, und so konnte Gina den dunkelblauen Himmel sehen, der vom Glanz einiger verstreuter blasser Sterne und des Mondes erhellt wurde.
Barfuß, mit nichts weiter am Leib als einem kuscheligen Bademantel – träumen war doch wohl noch erlaubt? – tapste sie auf die Schlafzimmertür zu. Und öffnete sie leise.
Der Raum war ein schwarzer Schlund, kein Geräusch drang daraus hervor. Sie hörte ihr eigenes Blut rauschen. Aber da war sein Geruch, der leichte Duft ihres Geliebten, der ihren Körper wie ein geflüsterter Befehl zu ihm rief. Sie wagte sich einen Schritt vor.
Und noch einen.
Es war so finster, dass sie das Bett nicht ausmachen konnte. Auch nicht die Badezimmertür, sie sah nicht einmal die eigene Hand, die sie ausgestreckt hatte, um sich durch die tiefschwarze Dunkelheit zu tasten.
»Gregg?«, flüsterte sie.
Direkt hinter sich hörte Gina das metallische Klicken einer Waffe, die geladen wurde.
Sie fuhr herum, wäre beinahe gestolpert und raffte den Bademantel vor der Brust zusammen. Die Schlafzimmertür war zu. Irgendjemand stand davor, das spürte sie. Ihr Herz blieb stehen. Einen kurzen Moment lang war sie stumm vor Schreck und konnte
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