Zero Unit
lange sind sie verheiratet?«
»Zehn Jahre.« Also war die erste Verliebtheit wohl lange vorbei. »Mist.«
»Könnte er sich aus dem Staub gemacht haben? Vielleicht hat er mitbekommen, dass jemand die Pentagon-Dateien eingesehen hat?«
»Möglich.« Gregg überlegte und kam zu dem Schluss, dass selbst wenn das Team unterwandert sein sollte, Kick auf keinen Fall der Maulwurf war. »Vielleicht wurde er auch gewarnt.«
Kicks Augen wurden schmal. Dann antwortete er leise, aber eindringlich. »Wenn ihm jemand etwas verraten hat, dann keiner von STORM . Ich kenne mein Team. Und würde jedem von ihnen mein Leben anvertrauen.«
Gregg hatte selbst eine ziemlich gute Menschenkenntnis. Jackson meinte jedes Wort ernst.
»Es muss sich allerdings noch zeigen«, fuhr Kick fort, »ob wir dir trauen können.«
Gregg war keineswegs beleidigt. Kick war einer der Ersten gewesen, die sich noch vor Kurzem für ihn ausgesprochen hatten. Ein gewisses Misstrauen war jedoch überlebensnotwendig. »Na gut«, sagte Gregg. »Also, was hast du vor?«
»Ich wollte abwarten und die Augen offen halten. Würde jedoch mit mir reden lassen.«
Gregg lächelte. »Wie wär’s mit einem kleinen Bruch?«
»Das wäre ein ganz schönes Risiko, meinst du nicht?«
»Nichts für schwache Nerven. Ich könnte reingehen und du schiebst Wache?«
Kick hob eine Augenbraue. »Du vertraust mir?«
»Habe ich denn eine Wahl?«
»Ja, hast du.«
Gregg zuckte mit den Achseln. »Wie auch immer. Ich werde reingehen. Alarmanlage?«
»Vorsintflutlich.«
Gregg rasselte seine Handynummer runter und stellte das Mobiltelefon auf lautlos. »Schick mir eine SMS , wenn ich Gesellschaft bekommen sollte.«
»Mach ich.«
Er schloss die Augen und spürte der Umgebung nach. Alles fühlte sich ruhig an. Also nickte er Jackson zu und verschmolz mit den Schatten.
Im Handumdrehen war Gregg im Haus. Die Alarmanlage war ein Kinderspiel, folglich hatte Altos entweder nichts zu verbergen, oder er wiegte sich vollkommen in Sicherheit.
Unschuldig? Oder vermessen?
Vorsichtshalber suchte Gregg sorgfältig nach weiteren Sicherheitsvorkehrungen. Versteckte Kameras. Fallen. Ein stummer Alarm. Doch da war nichts.
Er überprüfte das Badezimmer. Keinerlei Anzeichen für eine übereilte Abreise. Zwei Koffer im Schrank. Keine Reihe leerer Kleiderbügel. Zwei elektrische Zahnbürsten steckten in der Aufladestation am Waschbecken. Altos war also nicht abgehauen.
Als Nächstes suchte er das Arbeitszimmer. Lester Altos war sein halbes Leben über politisch tätig und davon allein zwölf Jahre Kongressabgeordneter in Louisiana gewesen. Eine Wand des Büros war demzufolge mit mannshohen Regalreihen bedeckt, in denen sich derartig viele Akten und Dokumente stapelten, dass Gregg einen Monat gebraucht hätte, um sie alle durchzusehen. Nach einem kurzen Blick wandte er sich dem Schreibtisch zu und schaltete den Computer an. Er war weiß Gott kein Hacker, aber was er vor langer Zeit gelernt hatte – ehe es mit den Betriebssystemen losging – war, wie man einen Computer dazu brachte, sich bei Mama zu melden. Mama war in diesem Fall der STORM -Großrechner, an dem Darcy Zimmermann saß, und dessen ISP er sich hatte geben lassen. Wenn die beiden Rechner erst miteinander verbunden waren, würde Darcy den hier knacken.
Während Gregg darauf wartete, dass die Verbindung zustande kam, glitt sein Blick über Altos’ auf Hochglanz polierten Schreibtisch. Alles, was noch darauf stand, war ein Foto seiner jungen Frau und ein Goldfischglas, in dem ein leuchtend roter Siamesischer Kampffisch über einer Handvoll glitzernder Steinchen umherschwamm.
In den Schubladen fand sich nur ganz normales Büromaterial, vollkommen uninteressant. Gregg entdeckte nichts Erwähnenswertes.
Nachdem er den Computer wieder heruntergefahren hatte, ging er zum Aktenschrank und blätterte in allen Schubladen herum. Dabei suchte er nach Bankunterlagen, fand auch einige Ordner voller Kontoauszüge, die er mit seinem Smartphone abfotografierte, damit sie später die Kontonummern überprüfen konnten. Die Bilder leitete er an Darcy weiter, wie auch alles andere, was ihm auffiel. Anschließend schickte er alles auch an Tommy, man wusste ja nie.
Abschließend durchforstete er sämtliche Ordner gezielt nach den im Fall beteiligten Namen: Gina Cappozi, beide Mahmoods, sämtliche Todesopfer aus New York und die Allah’s Paradise sowie Alex, Kick und er selbst. Er fand rein gar nichts.
Tja, Pech. War einen Versuch wert gewesen.
Weitere Kostenlose Bücher