Zero Unit
hatten, war die reinste Folter gewesen. Also hatte er sie nicht wieder angezogen, sondern nackt ins Bett gelegt, damit er nichts tat, was sie beide später bitter bereuen würden. Und wenn sie nicht endlich diese verdammten Sachen anzog, dann bestand diese Gefahr erneut.
»Zieh dich an«, befahl er ihr barsch und zügelte sein Verlangen. Genau, wie er alles andere in seinem Leben im Griff hatte. »Ich werde dir etwas zu essen machen.«
Ohne eine Antwort abzuwarten, ging er in die kleine Schlauchküche, öffnete eine Suppendose und bereitete außerdem etwas Baguette mit Käse und wohlduftenden dampfenden Tee zu. Dann richtete er alles auf dem kleinen Küchentisch an. Als er aufblickte, sah er Gina im Türrahmen stehen, von wo aus sie ihn beobachtete. Er bemerkte, dass sie die Kleider trug, die er für sie herausgesucht hatte.
»Komm und iss etwas«, sagte er.
Sie schüttelte den Kopf, hob den nackten Fuß und zog den Saum der Hose hoch, um ihm das Silberkettchen mit dem Herz zu zeigen, das er an ihrem Fußgelenk befestigt hatte. »Was ist das?«
»Ein Geschenk«, sagte er nach kurzem Zögern. Wie sollte er ihr die komplizierten Gefühle erklären, die damit verbunden waren? Als er ihr diesen Talisman umgelegt und sie damit an sich gebunden hatte, war ein besitzergreifender Beschützerinstinkt in ihm aufgestiegen. Gleichzeitig hatte er sich unendlich erleichtert gefühlt, weil er wusste, dass er den Peilsender, der in dem Silberherz verborgen war, jederzeit aktivieren konnte, sofern es nötig wurde. Es sei denn, Gina griff zur Metallsäge und schleuderte das Ding aus dem Fenster. »Ein Symbol für meine guten Absichten.«
Sie beäugte das Schmuckstück argwöhnisch. »Es hat keinen Verschluss.«
»Nein«, sagte er. »Nimm es als Zeichen, dass ich immer bei dir bin. Nicht, um dir wehzutun. Sondern um dich zu beschützen .« Er ließ das »selbst wenn du mich nicht um dich haben willst« weg, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass sie ihn verstanden hatte. Und wenngleich ihr diese symbolische Bedeutung nicht gefiel, war das Schmuckstück doch ausgesprochen hübsch, ganz nach ihrem Geschmack, also war sie sichtlich versucht, es zu behalten.
»Da ist ein Peilsender eingebaut, habe ich recht?«, sagte sie und setzte den Fuß wieder ab.
»Wie findest du es?«
»Ich will es nicht.«
»Das weiß ich. Aber möchtest du wirklich das Risiko eingehen, dass dich niemand finden kann, wenn die bösen Jungs das nächste Mal auftauchen?«
Sie starrte ihn nur wütend an.
»Und jetzt komm, iss was«, wiederholte er.
»Lieber nicht«, antwortete sie und blieb stehen.
Er zügelte seinen aufsteigenden Ärger. »Wieso? Befürchtest du, dass ich dich unter Drogen setze? Dich vergifte?«
Schweigend musterte sie das Essen und kaute dabei auf ihrer Unterlippe herum. Ja, offensichtlich rechnete sie damit.
»Na schön.« Gregg beugte sich hinab, um einen Löffel Suppe zu kosten. Und noch einen. Danach riss er sich ein Stück von dem Weißbrot ab, legte ein Scheibchen Käse obendrauf und aß beides. Schließlich trank er noch eine halbe Tasse Tee, füllte sie anschließend aber wieder auf. »Überzeugt?«
»Vor wem willst du mich beschützen?«, wollte sie wissen, ohne auf seine Frage zu antworten.
Er hielt ihrem Blick stand. »Komm her und setz dich, dann verrate ich es dir.« Er wich vom Tisch zurück, bis er an die Küchenzeile stieß, lehnte sich mit dem Hintern dagegen und verschränkte die Arme vor der Brust, um nicht in Versuchung zu geraten, sie nach ihr auszustrecken.
Sie rührte sich immer noch nicht.
»Meine süße Kleine, wenn ich dir etwas tun wollte, hätte ich das längst getan«, sagte er nüchtern.
Ihr Blick zuckte vom Tisch zu ihm herüber. »Nenn mich nicht so.«
Die Bemerkung versetzte seinem Herz einen Stich, aber er fing sich wieder. Früher hatte sie es gemocht, wenn er sie seine süße Kleine gerufen hatte. Er auch. Denn das war sie. Unglaublich süß. Wie sie sich anhörte, schmeckte, duftete und aussah. Süß und weich war sie die perfekte Ergänzung zu seiner eigenen Härte und Bitterkeit.
Selbst jetzt, mit diesem hasserfüllten, misstrauischen Ausdruck in den wunderschönen dunklen Augen, war sie hinreißender als alles, was er je zuvor gesehen hatte.
»Wie du willst«, sagte er teilnahmslos und deutete auf das Essen. »Jetzt iss.«
»Sobald du meine Frage beantwortet hast.«
Obwohl sie sich immer noch am Türrahmen abstützen musste, blitzte in ihrer Widerborstigkeit ein wenig von der
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