Zero Unit
gefallen waren und kreuz und quer verstreut lagen: Kalaschnikows, Gewehre, sogar eine Panzerfaust. Nicht zwingend eindeutige Beweise für terroristische Machenschaften, aber auch nicht gerade das, was man an Bord einer gewöhnlichen Touristenjacht vermuten würde. Sie waren eindeutig auf der richtigen Spur.
Mit äußerster Vorsicht, um nur ja nicht die instabile Schräglage des Schiffswracks zu gefährden, verstauten sie alles, was sie fanden, in großen Netztaschen, die sie von der Stormy Lady mitgebracht hatten, um Beweisstücke darin nach oben zu schaffen. In einen Sack kamen die Waffen, in den anderen einige sich bereits auflösende Unterlagen, die sie in einer Schublade fanden, sowie die Laptops aus dem Regal. Alles, was eventuell Hinweise auf die Pläne der Terroristen oder ihrer Verbündeten barg, würde mit ihnen nach oben kommen.
Aber sie konnten nichts finden, das auch nur entfernt einem Zünder geähnelt hätte. Jedenfalls nicht im Steuerhaus.
Rebel zog an der Leine, die sie verband, um ihn auf etwas aufmerksam zu machen. Dann zeigte sie fragend auf die Stufen, die nach unten führten – vermutlich zu den Schlafkabinen. Wo es wahrscheinlich einen versteckten Safe gab, in dem sich möglicherweise schriftliche Anweisungen der geschrumpften Führungsriege der Terroristen befanden: Aufzeichnungen über den geplanten Anschlag auf Washingtons Regierungsbezirk, Einzelheiten über Al-Sayika-Kontakte und mit ein wenig Glück auch noch ein Laptop oder irgendein anderer Computer, in dem all das eben Genannte abgespeichert war.
Scheiße .
Alex wusste, dass sie da runter mussten. Aber beim Anblick des engen, unerträglich dunklen und zellenähnlichen Gangs bekam er Nervenflattern, als hätte ihm jemand Elektroschocks versetzt. Doch er drängte die aufkeimende Panikattacke zurück. Himmelherrgott . Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für diese posttraumatische Kinderkacke.
Er nickte Rebel kurz zu und tauchte voran. Hinunter in den Abgrund.
Rebel war ihm dicht auf den Fersen. Während sie sich gemeinsam durch den schmalen Durchgang zwängten, konnte er an ihrem festen Klammergriff um seinen Oberschenkel ihre eigene Anspannung ablesen. Auf halbem Weg nach unten ächzte das Wrack um sie herum gespenstisch und fing an, sich zu bewegen.
Rebel schrie erstickt auf, dann hielten sie sich beide, so gut es ging, bereit für den Sturz, wurden jedoch von einem starken Sog weiter nach unten gezogen, als ein schneller Wasserschwall die Treppe hinunterfloss. Alex wurde der Scheinwerfer aus der Hand gerissen. Kurz darauf stieß das Licht mit einem lauten Knall gegen etwas Hartes und erlosch. Sie versanken in vollkommener Finsternis.
Urplötzlich schoss ein durch die Turbulenzen aufgeschrecktes Gewirr langer, schlüpfriger Körper über seinen Kopf und an den Schultern vorbei. Rebel schrie laut blubbernd auf, riss sich von ihm los, schlug mit einer Hand auf das dicke Aalknäuel ein und paddelte wie verrückt mit den Flossen, um wegzukommen. Da sie jedoch immer noch an ihm festgemacht war, wurde er hinterhergezerrt. Sie knallte gegen eine Wand, und er prallte mit ihr zusammen. Das Wrack schwankte heftig. Erneut schrie sie auf, dieses Mal klang es erstickt, so als ob sie keine Luft mehr bekäme. Er konnte auch keine Blasen mehr hören. Verfluchte Scheiße!
Er streckte die Hand nach ihr aus. Sie wehrte ihn ab. Prallte dabei gegen die nächste Wand. Er zog nach, die Wucht nahm ihm die Luft. Das Boot neigte sich zur anderen Seite und wurde noch schneller. Panisch zuckend griff sie nach seiner Sauerstoffflasche und versuchte, den Ersatzatemregler zu ertasten. Alex bekam sie jedoch vorher zu fassen, schlang einen Arm um ihre Hüfte, riss sich das Mundstück ab und fütterte sie mit kostbarem Sauerstoff. Gierig sog sie ein, immer noch am ganzen Körper wie ein kleines Hündchen zitternd.
Gerade als er den Regler zurückzog, um selbst wieder Atem zu schöpfen, fuhr ein gewaltiger Ruck durch den Schiffskörper. Ein ohrenbetäubender Knall, gefolgt von lautem Knirschen und dem Geräusch von berstendem Fiberglas bestätigten ihre schlimmsten Befürchtungen. Das Wrack stürzte kopfüber ab.
Die Wassermassen im Durchgang verwandelten sich in einen wilden Strudel, der sie wie zwei Puppen umherwarf, bis sie in einem kleinen, abgeschlossenen Raum landeten. Ehe er reagieren konnte, knallte eine Tür hinter ihnen zu. Ihm schien es, als ob die Wände näher rückten und sie in etwas zusammendrängte, was sich wie ein Lagerraum anfühlte.
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