Zero Unit
Anzüge, warfen die Tauchboje über Bord und sprangen hinterher ins eiskalte Wasser. »Himmel, kaum auszuhalten«, rief sie aus. »Gott sei Dank trage ich den Kälteschutzanzug.«
»Weichei«, rief ihr Alex zu – obwohl er ebenfalls Neopren trug, wie ihr auffiel – , atmete einmal tief durch, verzog das Gesicht in Richtung der frostigen Wassermassen unter ihnen und verschwand unter der schmutzig-trüben Oberfläche, sodass nur noch sein Schnorchel und die Sauerstoffflaschen zu sehen waren. Der Mann bewegte sich im Wasser wie ein Fisch. Sie hatte sich schon oft gefragt, warum er nicht direkt vom College zu den Navy SEAL s gegangen war, anstatt Zero Unit beizutreten.
Rebel streckte dem Strudel, den er hinterlassen hatte, die Zunge heraus, lachte und versuchte wild paddelnd, sich an das Wasser und die Ausrüstung zu gewöhnen, während Alex bereits mit dem Echolot in der Hand den markierten Bereich umkreiste.
Fünf Minuten später tauchte sein Kopf auf, und sie hörte ihn einmal laut durch den Schnorchel ausatmen. »Okay, alles so weit vermessen.«
Ernsthaft? Das war ja einfach.
»Bereit?«, fragte er, nachdem er rasch einige Nummern in den Tauchcomputer an seiner Hüfte eingegeben hatte. Er schwamm zu ihr hinüber und schaute sie an, als wollte er sie küssen, aber die Masken hinderten ihn daran. Stattdessen strich er ihr trotz Handschuh über die Wange. »Ich werde uns aneinander festmachen, einverstanden?« Er hielt ein Nylonseil hoch, an dessen zwei Enden sich jeweils ein Karabinerhaken befand. Einer davon war schon an seiner Weste befestigt. »Die Sicht da unten ist gleich null, und ich möchte jederzeit wissen, wo du bist.«
Sie nickte. »Von mir aus.« Sie hatte kein Problem damit, ihre Nervosität vor diesem Tauchgang einzugestehen. Gestern war sie zum ersten Mal seit vielen Jahren in voller Montur getaucht, und in derartig trüben Gewässern war sie noch viel länger nicht gewesen. Von oben betrachtet war die Chesapeake Bay wunderschön, aber unter der Wasseroberfläche lauerte eine braune, schlammige Brühe.
Alex befestigte den zweiten Haken an Rebels Weste und blickte sie beklommen an. »Sei vorsichtig«, sagte er.
»Bin ich immer.«
»Wenn irgendetwas schiefläuft … «, er schüttelte den Kopf.
Ihr Lächeln erstarb. »Alex?«
»Schon gut«, erwiderte er. »Auf geht’s.«
Alex verdrängte das ungute Gefühl in der Magengrube und führte Rebel in die stygischen Tiefen der Bucht hinab. Himmel, es war stockdunkel. Selbst unter normalen Umständen fand er es schrecklich, in solchen Gewässern zu tauchen. Gott sei Dank hatte er das Echolot, ansonsten hätten sie wohl tagelang wie zwei Blinde den Meeresboden abgetastet, um nach den Wrackteilen zu suchen, die über knapp einen Kilometer hinweg in einem rechteckigen Muster auf dem schlammigen Grund verstreut lagen. Glücklicherweise war es nicht sehr weit bis dorthin, nur etwa siebeneinhalb Meter. Sie hatten also jede Menge Zeit für eine gründliche Suche, ehe sie wieder auftauchen mussten.
Die gute Neuigkeit war, dass die Bombe ein Loch in den Schiffskörper gerissen hatte und sich dadurch der Benzintank entzündet hatte. Als der wiederum explodiert war, hatte er in gerader Linie aufwärts ein Teil des Decks und des Steuerhauses abgerissen, der Rest der Jacht war jedoch im Großen und Ganzen intakt geblieben. Die schlechte Neuigkeit? Das Wrack war mit dem Bug nach oben auf Grund gestoßen und somit eine gefährlich wacklige Angelegenheit – falls die Strömung das schwankende Schiff ungünstig erfasste, konnte es jeden Moment kippen.
Zum Teufel. Es war ihm extrem zuwider, Rebel einer solchen Gefahr auszusetzen, aber alleine zu tauchen war streng untersagt. Er würde sie also am Anker festbinden oder irgendwo anders zurücklassen müssen, während er das Innenleben des Wracks erforschte.
Jedenfalls war das sein Plan.
Als Tauchgebiet war die Chesapeake Bay selbst unter günstigeren Verhältnissen denkbar ungeeignet. Die Strömungen unter Wasser waren tückisch, besonders, wenn die Gezeiten einsetzten. Der Grund war schlammig, und es gab keinerlei erwähnenswertes Getier oder interessante Pflanzen, abgesehen von Austern und Fleckenbarschen. Nicht einmal Seegras wollte in diesem Brackwasser wachsen … nachdem die unzähligen, in die Bucht mündenden Flüsse seit Jahren die mitgeführten Abwässer aus Industrie und Landwirtschaft hier abluden. Unter der Dusche würde er nachher jedenfalls lieber zur antibakteriellen Seife greifen. Alex wollte
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