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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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Ehrfurcht und Ergriffenheit mitschwang. Nichts von alledem oder vielmehr all das zusammen. El Bufalo war eine der größten Marihuanaplantagen der Welt. Mehr als fünfhundert Hektar Land, das von rund zehntausend Bauern bearbeitet wurde. Keine Protestbewegung zwischen New York und Athen, zwischen Rom und Los Angeles kam ohne Marihuana aus. Eine Party ohne Haschischzigaretten? Eine Demonstration ohne Joints? Unvorstellbar. Gras war das Synonym für eine milde Dröhnung, für ein angenehmes Gemeinschaftsgefühl, für gesteigertes Wohlbefinden und ein Gefühl des Einsseins mit der Welt. Ein Großteil des Haschisch, das die Amerikaner rauchten, das an den Universitäten von Rom und Paris, bei Kundgebungen in Schweden, bei Protestmärschen in Deutschland und auf Partys konsumiert wurde, stammte aus El Bufalo, von wo aus die Mafiaorganisationen es in die halbe Welt transportierten. Kiki sollte noch mehr Lkws passieren lassen, noch mehr Sattelschlepper, beladen mit dem Gold, das in El Bufalo produziert wurde. Und Kiki sagte zu.
    Am Morgen des 6. November 1984 wurde El Bufalo von vierhundertfünfzig mexikanischen Soldaten gestürmt. Sie kamen per Hubschrauber, rissen die Hanfpflanzen heraus und beschlagnahmten bereits geerntetes Marihuana: ganze Ballen, die getrocknet und zerkleinert werden sollten. Mit den mehreren tausend Tonnen Marihuana gingen in El Bufalo acht Milliarden Dollar in Flammen auf. El Bufalo und alle seine Anbauflächen wurden vom Clan des Bosses Rafael Caro Quintero kontrolliert. Die Plantage stand unter dem Schutz von Polizei und Armee und bildete die wichtigste wirtschaftliche Einnahmequelle der Region. Alle verdienten daran. Caro Quintero konnte es nicht fassen, dass ihm bei all dem Geld, das er investiert hatte, um die Maschinerie zu ölen und Polizei und Armee zu bestechen, eine derartige Militäroperation entgangen war. Sogar die Militärflugzeuge kontaktierten ihn für gewöhnlich und erbaten seine Erlaubnis, bevor sie dieses Gebiet überflogen. Niemand konnte begreifen, was passiert war. Die Mexikaner mussten von den Amerikanern unter Druck gesetzt worden sein. Die amerikanische Drogenpolizei musste ihre Finger im Spiel gehabt haben.
    Caro Quintero und El Padrino waren besorgt. Zwischen ihnen herrschte ein enges Vertrauensverhältnis, sie waren die Mitbegründer der Organisation, die in Mexiko das Drogenhandelsmonopol innehatte. Jetzt wurden sie von sämtlichen Mitgliedern ihrer Organisation bedrängt. Von allen Verantwortungsebenen kam die Forderung, jeden zu überprüfen, der auf ihrer Gehaltsliste stand. Und jeder sollte dazu beitragen. Sie hätten im Voraus informiert sein müssen. Normalerweise
    wurden sie gewarnt, wenn eine Beschlagnahmung bevorstand, und dann sorgten sie selbst dafür, dass eine bestimmte Menge Drogen gefunden wurde: eine größere Menge, wenn der Polizist, der die Beschlagnahmung durchführte, die Medien an seiner Seite hatte und Karriere machen wollte; etwas weniger, wenn es keiner ihrer eigenen Leute war. Kiki sprach mit allen. Er sprach mit Don Neto, er sprach mit den politischen Referenten des Padrino, er eilte zurück nach Guadalajara, wo sich die Bosse versammelten. Er wollte die Stimmung ausloten und erkunden, welche weiteren Schritte die Kartellführung plante. Eines Tages verabredete er sich mit seiner Frau Mika zum Mittagessen. Das geschah nicht oft, nur wenn Kiki unbesorgt war und nicht allzu viel um die Ohren hatte. Sie wollten sich in einem Lokal ein Stück weit von seinem Büro treffen, in einem der schönsten Viertel von Guadalajara.
    Kiki legte sein Dienstabzeichen und seine Pistole in die Schublade und verließ sein Büro. Als er sich seinem Pick-up näherte, kamen fünf Männer auf ihn zu, drei von vorne, zwei vonseiten des Hecks, und richteten ihre Pistolen auf ihn. Kiki hob die Hände und sah ihnen ins Gesicht. Er wird wohl versucht haben zu prüfen, ob es sicarios waren, Auftragskiller, die er kannte, oder ein Boss, dem er in der Vergangenheit Unrecht getan oder einen Gefallen erwiesen hatte. Wahrscheinlich wurde er mit den Händen im Nacken in einen beigen VW At-lantic verfrachtet. Seine Frau wartete, und als er nicht kam, rief sie in seinem Büro an.
    Kiki wurde in die Calle Lope de Vega gebracht. Er kannte das Haus, ein zweistöckiges Gebäude mit Veranda und Tennisplatz, eines der Anwesen von El Padrinos Leuten. Sie hatten ihn enttarnt. Denn Kiki war keiner der zahllosen mexikanischen Polizisten im Dienst der Narcos, er war kein korrupter Bulle,
    der

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