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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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schaffen es nachts über die Grenze mit schwarz gestrichenen Hängegleitern, die wie albtraumhafte Fledermäuse oder Batmobile aussehen: 2000 Dollar bekommt der Pilot, der sein Leben riskiert, wenn die jenseits der Grenze abzuwerfende Ladung sich schlecht ausklinkt und das Fluggerät dadurch aus dem Gleichgewicht gerät. In einem Salatfeld nahe Yuma in Arizona fand man die zerschmetterte Leiche eines Mannes. Dass es sich nicht um einen Extremsportunfall handelte, ließ sich daran ablesen, dass die Hälfte des in einem Metallbehälter transportierten Kokains an einem der beiden Flügel hängen geblieben war.
    Im Flugverkehr ist es nicht anders. Ständig gibt es irgendwo auf der Welt einen Drogenkurier, der gerade ein Linienflugzeug besteigt. Und im selben Augenblick werden Dutzende von Behältern, die mit einem ganz anderen Warennamen beschriftet sind, in den Bauch eines Frachtflugzeugs geladen.
    Dennoch reicht diese allerorten herrschende Geschäftigkeit bei weitem nicht an die Mengen Kokain heran, die auf dem Seeweg transportiert werden. Für Europa liegt der Anteil noch höher: siebenundsiebzig Prozent im Zeitraum zwischen 2008 und 2010. Damit ist der europäische Markt für Kokain fast so groß wie der US-amerikanische.
    Die Ozeane bedecken über die Hälfte der Erdoberfläche, sie bilden eine eigene Welt. Wenn du auf hoher See arbeiten willst, musst du dich seinem Gesetz und dem Gesetz der Seeleute unterwerfen. »Auf dem Meer gibt es keine Tavernen«, sagt man in meiner Heimat. Nicht einmal Handys haben dort Empfang, es gibt keine Polizeistationen, keine Notaufnahmen. Auch keine eifersüchtigen Ehefrauen, ängstlichen Eltern, Freundinnen, deren Erwartungen man nicht enttäuschen möchte.
    Niemanden. Wenn man nicht zum Komplizen werden will, gewöhnt man sich an wegzuschauen.
    Wer Drogentransporte über das Meer organisiert, weiß das nur zu gut. Er weiß auch, dass manche Seeleute gut bezahlt werden und noch besser verdienen wollen, dass es aber auch zunehmend solche gibt, die schwarzarbeiten und unterbezahlt sind. Dennoch ist dies nicht der Hauptgrund dafür, dass das Kokain immer noch vorwiegend auf dem Seeweg über den Atlantik kommt. Um es in großen Mengen zu transportieren, bis zu zehn oder mehr Tonnen pro Ladung, braucht es zwangsläufig ein großes Schiff. Der Großeinkauf ist günstiger, und die Transportkosten amortisieren sich schneller, wie bei
    jedem anderen Import-Export-Geschäft, auch wenn das Unternehmensrisiko steigt. Die Ladung möglichst sicher über den Ozean zu bringen, das ist die einzige Regel des Seehandels mit Drogen. Ein theoretisch einfaches Axiom, das in der Praxis die unablässige Suche nach neuen Transportmitteln, neuen Routen, neuen Methoden zum Löschen der Partien und neuen Tarnladungen bedeutet.
    Alles ändert sich, alles muss sich rasch anpassen. Die Welt ist wie ein Körper, dem ständig Kokain zugeführt werden muss. Wenn eine Arterie durch schärfere Kontrollen unpassierbar wird, muss sofort eine andere gefunden werden. Während früher das Kokain vor allem in Kolumbien verschifft wurde, haben in den letzten Jahren mehr als die Hälfte der Schiffe nach Europa in Venezuela abgelegt, gefolgt von der Karibik, Westafrika und Brasilien. Das Land, das früher das Monopol des Drogenhandels innehatte, ist heute auf den fünften Platz der Rangliste abgerutscht.
    Spanien ist nach wie vor das Haupteinfallstor. Fast die Hälfte des 2009 beschlagnahmten Kokains hatte dieses Land zum Ziel. Holland wurde kürzlich von Frankreich überholt. Die Statistiken erweisen sich jedoch als irreführend, sobald man eine Landkarte danebenlegt. Sie beruhen nämlich vorwiegend auf Beschlagnahmungen auf hoher See, vor den französischen Antillen oder während eines Zwischenstopps vor der afrikanischen Küste. Die Drogenhändler reagierten prompt, als die Routen nach Rotterdam strenger kontrolliert wurden. Von ihrem traditionellen nordeuropäischen Umschlagplatz wurden die Ladungen zum Hafen von Antwerpen umgeleitet, was zur Verdoppelung der Konfiszierungen in Belgien führte. In Italien ist man vom Hafen von Gioia Tauro, der jetzt stärker kontrolliert wird, auf Vado Ligure, Genua und Livorno ausgewichen und hat sich von Neapel nach Salerno verlagert. Der Kokaintransport ähnelt einem Dominospiel. Wenn du einen Stein anders legen musst, sind auch die anderen neu anzuordnen. Es gibt Veränderungen, doch sie folgen einer stringenten Logik, einem absolut rationalen Plan.
    Die Geschichte der Reise des

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