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ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht

Titel: ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberto Saviano
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den Beamten und dann kommst du wieder raus, als ob nichts wäre.«
    »Ich war mir sicher, es war nur ein Scherz«, erzählt mir Mamadu. »Wenn mich die Beamten mit einem Koffer voller Geld geschnappt hätten, wie hätte ich mich rechtfertigen sollen?«
    Aber Johnny ist keineswegs zu Späßen aufgelegt. Er ist merkwürdig ernst, und auch das versöhnliche Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden.
    »Ich nahm all meinen Mut zusammen«, erzählt Mamadu. »Ich betete, dass es die letzte Prüfung sei, bevor ich mit dem neuen Job endlich anfangen konnte. Dann betrat ich die Polizeistation.«
    Johnny ist der perfekte Vertreter der effizientesten und verlässlichsten kriminellen Organisation des afrikanischen Kontinents: der nigerianischen.
    Die nigerianischen Verbrechersyndikate sind eine international vernetzte Macht und nutzen ihre territoriale Verwurzelung, um in allen Winkeln der Erde Fuß zu fassen. Es sind kleine und mittlere Gruppen, die sich häufig um den Kern einer Familie oder einer ethnischen Gruppe herum bilden, doch ihre weitverzweigten Interessen reichen in alle wichtigen Drogenmärkte hinein. Eine perfekte Mischung aus Tradition und Moderne hat es den Nigerianern erlaubt, sich in allen Hauptstädten des afrikanischen Kontinents zu etablieren und dank der in den achtziger Jahren erworbenen Erfahrung im Heroinhandel auch in anderen Kontinenten aktiv zu werden. Internationale Flüge wurden mit Mulis besetzt, und wenn das nicht ausreichte, wurde sogar das Flugpersonal angeheuert. Dann kam das Kokain, und die Nigerianer stürzten sich auf den neuen Geschäftszweig. Europa sollte versorgt werden, und die Afrikaner standen bereit. Sie holten sich das Kokain sogar direkt in den Produktionsländern. In Europa sind sie heute massiv präsent, und für die kolumbianischen und mexikanischen Kartelle sowie die italienischen Mafiaorganisationen sind sie gefragte Partner. Einer der Bandenchefs ist Peter Christopher Onwumere. Vor seiner Verhaftung 1997 in Brasilien hatte er sich bereits als internationaler Narcoboss einen Namen gemacht. Er verhandelte, kaufte und organisierte Transporte, vor allem aber kassierte er. Die Nigerianer sind tüchtige Subunternehmer, und sie wissen, wo sie Schlachtvieh wie Mamadu finden.
    »Meinen ersten Flug werde ich nie vergessen«, erzählt Mamadu. »Der absackende Magen, die Atembeklemmung. Der Fluggast neben mir lächelte gönnerhaft, als ich die Hände zum Gebet faltete, er wusste nicht, dass ich Gott lediglich beschwor, keine der sechzig Kapseln platzen zu lassen, die ich im Körper trug. Es war ein Flug der Royal Air Maroc mit Zwischenstopp in Casablanca und von dort weiter nach Lissabon. Ich sagte mir, in wenigen Stunden ist alles vorbei, aber ich musste immer daran denken, wie quälend es sein würde, die Kapseln auszuscheiden, und wie ich einen ganzen Tag in einer mir unbekannten europäischen Hauptstadt überstehen sollte. Unruhig betrachtete ich die Touristen, die in Casablanca zustiegen. Wenn ich ein Schild um den Hals getragen hätte mit der Aufschrift Ich bin ein Drogenkurier, wäre ich vielleicht weniger aufgefallen unter diesen Männern und Frauen in kurzen Hosen und Flipflops, die mit ihren Fotoapparaten um den Hals unbekümmert lächelten. Blitzartig kam mir ein Gedanke, der die Angst vertrieb: Sind das die Konsumenten des Zeugs, das ich im Magen trage? Sind das meine Kunden? Dann sah ich mir einen Mann in der mittleren Reihe etwas genauer an, einen dicken Kerl, der die verschränkten Arme auf dem Bauch ablegte. Die Frau neben ihm, auch sie wohlgenährt, redete auf ihn ein. Sie hatte ihm wohl etwas Wichtiges zu sagen, aber er verzog keine Miene, vielleicht war er eingeschlafen. Mir fiel wieder ein, was Johnny über die Wirkung des Kokains gesagt hatte, und ich fasste zwei wesentliche Stadien ins Auge: Euphorie und Vergessen.«
    Ich staune über die Auffassungsgabe dieses jungen Mannes, über seinen Durchblick.
    »Neunzehnmal bin ich von Bissau nach Lissabon, Madrid oder Amsterdam geflogen. Man kann sagen, dass ich einen unbefristeten Job habe, zumindest solange ich nicht erwischt werde oder eine Kapsel platzt, die ich geschluckt habe. Mir ist klar, dass ich eine Ressource bin, die man opfern kann. Aus diesem Grund suchen sich die Bosse Leute wie mich aus, auch wenn ich nur eine geringe Menge transportieren kann. Aber auch das Risiko ist auf diese Weise gering. Wenn man mich heute verhaftet, steht am nächsten Tag schon der Nächste bereit.«
    Das erste Geld bekam Mamadu

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