ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
ausgebreitet haben.
Afrika ist weiß. Der schwarze Kontinent liegt unter einer Decke aus glänzend weißem Schnee begraben.
Weiß ist der Senegal und der Flughafen Leopold Sedar Seng-hor in Dakar. Strategisch betrachtet ist er perfekt. Dank seiner Verbindungen zu den internationalen Hauptstädten sind Europa und die restliche Welt nicht weit. Kokain muss sich schnell drehen, und hier, im weißen Senegal, findet es die Energie dafür. Spanier, Portugiesen, Südafrikaner. Das ist die Nationalität der drei Mulis, die zuletzt am Flughafen Dakar an Bord startender oder landender Maschinen verhaftet wurden. Die Technik ist immer die gleiche und besteht darin, die Ware an den unmöglichsten Orten zu verstecken. Für größere Ladungen braucht es Schiffe wie die Opnor, die in ihrem stählernen Rumpf fast 4000 Kilo Kokain für den europäischen Markt transportierte, als sie 2007 vor der Küste Senegals von den Behörden aufgebracht wurde. Denn auch der Senegal ist eine Drehscheibe, die tonnenweise Kokain aufnimmt, das dann aufbereitet, gelagert und weitergeleitet wird.
Weiß ist Liberia. Mit dem weißen Pulver hat sich Fumbah Sirleaf, der Sohn der liberianischen Präsidentin, die Hände schmutzig gemacht. Er arbeitet für die amerikanische DEA und trug dazu bei, eine Organisation zu Fall zu bringen, in der afrikanische Bosse und kolumbianische Narcos zusammenarbeiteten.
Weiß sind die Kapverden, die Drehscheibe schlechthin. Die zehn Inseln des Archipels liegen vor der Küste Senegals, strecken aber eine Hand nach Südamerika aus. Sie sind das Paradies der Drogenhändler.
Weiß ist Mali. Weiß sind die Pläne von Mohamed Ould Awainatt, eines Unternehmers, der 2011 an der Spitze einer Organisation verhaftet wurde, die die Wüste als Transitstrecke in den Norden zu nutzen wusste. Geländewagen und Kokain.
Weiß ist Guinea-Conakry. Weiß sind die Geschäfte des 2009 wegen internationalen Drogenhandels verhafteten Ousmane Conte, des Sohns des Präsidenten, der vierundzwanzig Jahre lang über Guinea herrschte. In einem Interview im landesweiten Fernsehen gab Conte zwischen den Zeilen zu, seine Hände im Spiel zu haben, leugnete aber, der Chef des Drogenhandels in Guinea zu sein. Auch sein Bruder Moussa wurde verhaftet, und zwei Jahre später begann ein großer Prozess, an dem Dutzende weitere hohe Tiere beteiligt waren. Doch fast alle Beschuldigten, auch Ousmane Conte, wurden freigesprochen. Korruption und wackelige Institutionen. Ideale Schlupflöcher für die Narcos.
Weiß ist Sierra Leone. Fragil, arm, vom Bürgerkrieg gezeichnet, bis 2002 die Demokratie Einzug hält. Weiß ist die Cessna, die 2008 medizinische Hilfsgüter bringen sollte und stattdessen einen Zentner Kokain an Bord hatte.
Weiß ist Südafrika, weiß sind seine Küsten und weiß sind seine Häfen, in denen Schiffe aus Lateinamerika einlaufen. Weiß sind die Gewohnheiten dieses Landes, in dem mit zunehmendem Wohlstand auch der Kokainkonsum stieg.
Weiß ist Mauretanien. Weiß sind seine staubigen Pisten, auf denen kleine, mit Koks beladene Flugzeuge landen. Es bildet das Scharnier zwischen dem Atlantik und dem Maghreb.
Weiß ist Angola, weil seine Verbindung zu Brasilien weiß ist. Ehemalige portugiesische Kolonien, die beim Transport von Kokain über den Ozean den Schulterschluss üben. Wie im Süden Afrikas wird auch hier der Großteil des Kokainmarktes von Nigerianern beherrscht, die eine bedeutende kriminelle Karriere und eine optimale Organisation aufzuweisen haben.
Afrika ist weiß.
Ich betrachte Mamadu und denke, wie Einzelschicksale die Geschichte eines ganzen Kontinents widerspiegeln können. Am schwierigsten, erzählt er, sei es gewesen zu lernen, wie man den Stress aushält. Er musste sich eine Identität zulegen, die so gut es ging den wenigen Touristen ähneln sollte, die er in seinem kurzen Leben zu Gesicht bekommen hatte. Das Bewusstsein muss in Gewohnheiten seinen Ausdruck finden. Die Routine einer Geste muss über die instinktive Reaktion angesichts der Gefahr die Oberhand behalten. Johnny verabredet sich mit ihm vor der Polizeistation von Bissau. Er trägt ihm nicht auf, einen Koffer mitzubringen, denn diesmal kommt Johnny mit einem eleganten Diplomatenköfferchen. Als Mamadu auf ihn zukommt, übergibt er ihm den Koffer und sagt, er enthalte 5000 US-Dollar.
»Du bist hier einer unter vielen, Mamadu. Ein junger Mann mit einem glänzenden Diplomatenköfferchen voller Geld. Du betrittst die Polizeistation, wechselst ein paar Worte mit
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