ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Pulver gefunden. Keine Verhaftungen. Fotos. Händeschütteln. Ein Lächeln. Gute, saubere Arbeit.
Tag für Tag, Stunde für Stunde wird die mexikanischamerikanische Grenze missachtet. »Ein gewisser Osiel, ich weiß nicht, wer das ist...« Das sind die Worte, die in der mexikanischen Drogenbekämpfungsbehörde zu hören sind. Der Freundesmörder ist ein Phantom. Aber auch andere Organisationen wollen Zugriff auf die gewundene Zunge von Tamaulipas, die Amerika den Arsch leckt, und erklären dem Golf-Kartell den Krieg: die Valencia-Brüder im Bund mit dem Tijuana-Kar-tell, das Juarez-Kartell von Vicente Carrillo Fuentes und sogar Los Negros, die Todesschwadron im Dienst der Sinaloa-Leute. Sie alle kämpfen gegen das Golf-Kartell. Es kommt zum Krieg. Städte wie Nuevo Laredo, Reynosa und Matamoros werden zum Schlachtfeld. In jeder Minute, bei Tag und bei Nacht, gibt es Morde und Entführungen. Auf den Straßen liegen zerstückelte Leichen in Plastiksäcken. Mit der Eskalation der Gewalt und der Zahl der Opfer steigt der in- und ausländische Druck auf die mexikanischen Behörden, Osiel Cardenas Guillen so schnell wie möglich festzusetzen. Schließlich wird er tatsächlich verhaftet und vier Jahre später an die USA ausgeliefert. Das Kartell verwandelt sich daraufhin in eine dezentrale Organisation mit zwei Drogenbaronen, die das Schmuggelgeschäft unter sich aufteilen: Osiels Bruder Antonio Ezequiel Cardenas Guillen, genannt »Tony Tormenta« (er wird am 5. November 2010 in Matamoros von mexikanischen Armeesoldaten getötet), und Jorge Eduardo Costilla Sanchez, genannt »El Coss« (er wird am 12. September 2012 in Tampico von der mexikanischen Marine verhaftet). Doch sie schaffen es nicht, die Fehden innerhalb des Kartells zu beenden. Als Chef des Golf-Kartells folgt ihnen Mario Armando Ramirez Trevino, genannt »El Pelon«, der Glatzkopf, oder »X 20«, der am 17. August 2013 in Reynosa verhaftet wird. Und wer kommt nun? Die DEA tippt auf einen dieser drei: Luis Alberto Trinidad Ceron, genannt »El Guicho«, Juan Francisco Carrizales, genannt »El 98«, oder Alberto da la Cruz Alvarez, genannt »El Juanillo«. Aber es gibt auch Platz für einen weiteren Bruder Osiels, Homero Cardenas Guillen, genannt »El Majadero«, der Trottel.
Bis heute profitiert das Golf-Kartell von seiner Nähe zur US-amerikanischen Grenze - eine effiziente Geldmaschine, die das US-Außenministerium im Jahr 2009 stoppen wollte, indem es eine Belohnung von 50 Millionen Dollar aussetzte für Informationen, die zur Festnahme der beiden Anführer und weiterer fünfzehn Mitglieder des Kartells führen.
Jeder Weg wird genutzt, um Tonnen von Kokain über die Grenze zu schmuggeln, sogar die Tunnel, durch die auch Menschen geschleust werden. Sie sind die neuen
Drogenkuriere, die sich im Tausch gegen die Illusion eines neuen Lebens jenseits der Grenze Drogen im Wert von bis zu einer halben Million Dollar aufladen lassen. Oder sie nehmen den Bus auf der Interstate 35, der Autobahn von der Grenzstadt Laredo, Texas, nach Minnesota. Oder auf der Interstate 25, die vierzig Kilometer von El Paso, Texas, entfernt beginnt und Richtung Norden bis nach Wyoming führt. Busse sind für die Narcos das ideale Transportmittel, weil sie oft nicht mit Röntgengeräten kontrolliert werden. Doch das Golf-Kartell verschmäht auch ausgefallenere Transportmittel wie Züge oder U-Boote nicht. Sie sind schnell, sicher und in der Lage, riesige Mengen Kokain zu befördern.
»Im Herzen eines jeden Mannes schlummert die verzweifelte Sehnsucht, eine Schlacht zu schlagen, ein Abenteuer zu erleben und eine schöne Frau zu retten.« Dieser Satz des Schriftstellers und christlichen Aktivisten John Eldredge hatte Nazario Moreno Gonzalez schon immer gefallen. Er war einer der mächtigsten Bosse der Familia Michoacana und beschloss, die Maxime abzuwandeln. Moreno Gonzalez predigte das göttliche Recht, seine Feinde zu eliminieren. Bis zu seinem Tod im Dezember 2009 wich er nie von seinem obersten Grundsatz ab. »Besser, erhobenen Hauptes zu kämpfen, als ein Leben lang demütig auf den Knien zu rutschen«, schrieb Moreno in freier Adaption eines Ausspruchs des mexikanischen Revolutionärs Emiliano Zapata. Oder auch: »Lieber ein lebendiger Hund als ein toter Löwe.«
Michoacan liegt an der Pazifikküste. Hierher hatten die gomeros von Sinaloa ihr Rohopium transportiert, und sie hatten den Campesinos gezeigt, wie man den Schlafmohn anbaut. Michoacan - Sinaloa - die Vereinigten Staaten,
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