ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Mexikos und der USA wegen mehrfachen Mordes und Drogenhandels gesucht. Für
Informationen, die zu seiner Verhaftung führen, ist in Mexiko eine Belohnung von 30 Millionen Pesos ausgesetzt, was rund 2,5 Millionen US-Dollar entspricht. Das State Department bietet seinerseits fünf Millionen Dollar.
El Lazca ist berüchtigt für seine bevorzugte Tötungstechnik: Er sperrt sein Opfer in eine Zelle und schaut zu, wie es verhungert. Der Tod ist geduldig, genau wie El Lazca, der nach Guzman Decenas Vorbild die Gruppe weiter ausbaut und Ausbildungslager für Rekruten zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren errichtet, für ehemalige Beamte der lokalen, einzel- und bundesstaatlichen Polizei sowie für ehemalige Kaibiles.
Unter Lazcas Führung wachsen die Zetas über ihre Rolle als bewaffneter Arm hinaus und übernehmen wichtigere Aufgaben innerhalb des Golf-Kartells. Sie fühlen sich stark und wollen die Unabhängigkeit. Im Februar 2010, nach bewaffneten Auseinandersetzungen und Morden, ist der Prozess abgeschlossen. Die Zetas, nun ein eigenständiges Kartell, erheben sich gegen ihre einstigen Herren, das Golf-Kartell, und verbünden sich mit den Brüdern Beltran Leyva sowie dem Tijuana- und dem Juarez-Kartell. Unabhängigkeit, Macht und Terror, dies scheint das Grundrezept der Zetas zu sein, doch es wäre falsch, ihren Verstand und ihre Kreativität zu unterschätzen. Das FBI betrachtet dieses Kartell als technologisch bestens gerüstet. Über Konten der Bank of America ist es ihm gelungen, über zwei Jahre hinweg monatlich rund eine Million Dollar zu waschen.
El Lazca ist ein junger Boss, aber er gilt bereits als Mythos, als Legende. Von der Polizei gesucht und gefürchtet, ist ihm etwas Übermenschliches, Gottgleiches gelungen: Er ist gestorben und wiederauferstanden. Im November 2012 erhält die mexikanische Marine den anonymen Hinweis, dass El Lazca in jenem
Moment ein Baseballspiel in einem Stadion in Progreso im Bundesstaat Coahuila besucht. Ein unverhofftes Geschenk. Bei dem Angriff der Ordnungskräfte kommt El Lazca ums Leben. Ein Triumph. El Lazca ist nach El Chapo der meistgesuchte Drogenboss. Ein unglaublicher Schlag.
Ein paar Tage später holt ein Zeta-Kommando die Leiche ihres Bosses aus dem Leichenschauhaus. Da waren die Untersuchungen der Spurensicherung noch nicht abgeschlossen. Die Fingerabdrücke hatten die Behörden zwar jubeln lassen, aber um absolut sicher zu sein, mussten weitere Tests durchgeführt und vor allem die DNA untersucht werden. Doch dann verschwindet die Leiche, und der Boss der Zetas ist vielleicht noch am Leben. Zumindest gibt es eine weitere Legende zu erzählen, die ihren Ruhm mehrt. Anführer der Zetas wird Miguel Angel Trevino Morales, genannt »El Z 40«. Er weist einen perfekten Werdegang auf, war er doch in der Gruppe von Anfang an dabei. Seine Spezialität ist der »Eintopf«: Er entledigt sich seiner Gegner, indem er sie in ein Fass mit Benzin steckt, das er dann anzündet. Doch sein Kommando endet schon nach kurzer Zeit, denn am 15. Juli 2013 wird er in Nuevo Laredo von der mexikanischen Marine verhaftet. Die Jagd auf den neuen Boss ist schon eröffnet.
Das Zentrum ihrer wirtschaftlichen Macht liegt in der Grenzstadt Nuevo Laredo im Bundesstaat Tamaulipas. Aber inzwischen operieren die Zetas im ganzen Land: an der Pazifikküste, in den Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero und Michoacan, in Mexico City, an der Golfküste, in den Bundesstaaten Chiapas, Yucatan, Quintana Roo und Tabasco. Nuevo Laredo ist in ihrer Hand, sie haben Wach- und Kontrollposten an Flughäfen, Busbahnhöfen und Hauptstraßen errichtet.
Eine kriminelle Diktatur, die Erpressung, Entführung und Folter zum Gesetz erklärt. Oft werden Politiker und Polizisten zu Opfern der Auftragsmörder des Kartells, um die Regierung einzuschüchtern und die Bevölkerung abzuschrecken, öffentliche Ämter zu übernehmen.
Es ist der 8. Juni 2005, 14 Uhr, als der sechsundfünfzigjährige Druckereibesitzer Alejandro Dommguez Coello als Polizeichef von Nuevo Laredo seinen Dienst antritt. »Ich bin niemandem verpflichtet«, erklärt er, »mein Einsatz gilt allein der Bevölkerung.« Sechs Stunden später, als er gerade in seinen Pick-up steigen will, feuert ein Zeta-Kommando dreißig großkalibrige Kugeln auf ihn ab. Der Tote kann nicht sofort identifiziert werden, sein Gesicht ist völlig zerfetzt.
Am 29. Juli 2009 um fünf Uhr früh halten zwei Autos vor dem Haus von Jesus Antonio Romero Vazquez, dem stellvertretenden
Weitere Kostenlose Bücher