ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Falken, los Halcones: zuständig für den Vertrieb;
- die Leoparden, los Leopardos: Prostituierte, die ihren Klienten wertvolle Informationen entlocken;
- die Cleveren, los Manosos: verantwortlich für die Beschaffung der Waffen;
- das Kommando, la Direccion: also die Führung der Gruppe.
Diese effiziente Pyramidalstruktur steht den erfolgreichen Modellen der italienischen Mafien in nichts nach.
Auch wenn Angel Miguel die Geschichte von Osiel nicht kannte, wusste er gewiss, dass es zwischen den Zetas und den Kai-biles enge Beziehungen gab. Die Guatemalteken hatten die GAFE-Soldaten ausgebildet, die später die Zetas gründeten. Sobald sie unabhängig waren, begannen die Zetas, Kaibiles zu rekrutieren, ihre einstigen Lehrmeister, deren Kompetenzen sie als überaus wertvoll schätzten. Doch eins haben die Zetas sich selbst beigebracht: in die Fernsehkameras zu zwinkern. Wenn man auf Youtube »Los Zetas Execution Video« eingibt, erscheint eine ganze Liste mit Videos, die von der Gruppe selbst ins Netz gestellt wurden. Grausamkeit lohnt sich, wenn sich die Kunde davon wie eine ansteckende Krankheit ausbreitet, per Mundpropaganda. Enthauptungen, Ersticken und Häuten sind ihr Marketingkonzept, die Videos ihres bestialischen Vorgehens ihre Pressearbeit. Besonders gern verwenden die Zetas Kettensägen. Und die abgetrennten Köpfe, die sie im Internet präsentieren, sind ihre Visitenkarte. Ihre Opfer sollen schreien, und die Zetas verstehen sich darauf, sie zum Schreien zu bringen. Die Schreie sollen überall gehört werden. In einem Punkt unterscheiden sie sich von den anderen Kartellen: Sie haben kein Territorium, keinen festen Standort, keine geographischen Wurzeln. Sie sind eine postmoderne Armee, die zum Inbegriff des Terrors werden muss, der das ganze Land in Schach hält. Schon die Mudschahedin hatten verstanden, dass
Enthauptungen ein Markenzeichen sein können, und die Zetas haben diese Technik schnell übernommen.
Das Internet ist ihr bevorzugter Resonanzraum, aber auch herkömmliche Methoden verachten sie nicht, zum Beispiel die Spruchbänder, die sie in den Dörfern und Städten Mexikos aufhängen. »Die operative Gruppe Los Zetas will dich, den Soldaten oder ehemaligen Soldaten. Wir bieten dir ein gutes Gehalt, Nahrung und Schutz für deine Familie, damit sie keine Übergriffe und keinen Hunger mehr erleiden muss.« Diese nar-copancartas versprechen den Soldaten, die sich für die Zetas rekrutieren lassen, Unterstützung und Geld. Mit ihren Botschaften an die Bevölkerung wollen sie auch ihre Gegner und die Regierung einschüchtern: »Auch mit Unterstützung der USA wird uns niemand aufhalten können, denn hier führen die Zetas das Kommando. Die Regierung Calderon muss sich mit uns einigen, sonst sind wir gezwungen, sie zu stürzen und gewaltsam die Macht zu übernehmen.«
Solche Transparente sind ein wirksames Instrument, das auch von Zeta-feindlichen Kartellen wie der Familia Micho-acana eingesetzt wird. Im Februar 2010 kündigt sie mit einem Spruchband eine Widerstandsfront gegen die Zetas an und fordert die Bewohner auf, sich ihr anzuschließen: »Wir laden die mexikanische Bevölkerung herzlich ein, sich mit uns zu einer gemeinsamen Front zusammenzuschließen, um die Zetas zu zerschlagen. Wir sind bereits am Werk. Schließen wir uns zusammen gegen die Bestien des Bösen.«
Resortito und El Bigotito wissen, dass die Kinder in den Bussen der Strecke Cardenas - Comalcalco - Villahermosa nur auf sie warten. Resortito und El Bigotito sind Clowns. Mit ihren Späßen, ihren Wasserspielen, Parodien und Zaubertricks bringen sie die Kinder zum Lachen, die ein wenig später als sonst
nach Hause kommen, denn die zwei sind wirklich gut. Re-sortito und El Bigotito bekommen bei jeder Fahrt ein bisschen Geld, nicht viel, aber das ist immer noch besser als Almosen. Und das helle Kinderlachen macht sie froh und glücklich.
War es ein Missverständnis, ein grausamer Scherz oder ein minutiös geplanter Anschlag? Man wird es nie erfahren. Sicher ist jedoch, dass ein Gerücht kursiert, vielleicht ein falsches Gerücht: »Hinter den Clownsmasken verbergen sich Informanten der Armee.« Resortito und El Bigotito machen trotzdem weiter. Sie stehen frühmorgens auf und begeben sich zum Busbahnhof. Seitdem die Clowns kommen, gehen die Kinder viel lieber zur Schule. Dann, am 2. Januar 2011, werden die Leichen der beiden neben einer Landstraße gefunden; sie waren gefoltert und dann erschossen worden. Dazu ein
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