ZeroZeroZero: Wie Kokain die Welt beherrscht
Polizeikommandanten von Veracruz-Boca del Rio. Ein Dutzend Zetas dringt mit Sturmgewehren und 40-mm-Granatwerfern bewaffnet in das Haus ein. Fünf Minuten später sind Romero Vazquez, seine Frau (auch sie eine Polizeibeamtin) und der siebenjährige Sohn tot. Anschließend stecken die Zetas das Haus in Brand und töten die drei Töchter. Die älteste ist fünfzehn Jahre alt.
Rodolfo Torre Cantu, Kandidat des Partido Revolucionario Institucional für das Amt des Gouverneurs im Bundesstaat Tamaulipas, wurde am 28. Juni 2010 getötet, sechs Tage vor den Wahlen. Die Killer, mit AK-47-Sturmgewehren bewaffnet, erschossen ihn, als er im Auto zum Flughafen von Ciudad Victoria unterwegs war, der Hauptstadt von Tamaulipas. Zum Abschluss seiner Wahlkampftour wollte er Matamoros besuchen. Mit ihm starben vier seiner Begleiter, vier weitere wurden verwundet. Nach Zeugenaussagen zeigte das Auto der Killer, ein
Geländewagen, das unverkennbare »Z« auf den Fensterscheiben. Nachdem diese Information in den Zeitungen veröffentlicht wurde, kontaktierte ein Mann, der sich als »Pressesprecher der Zetas« bezeichnete, mehrere Lokalblätter und dementierte, dass die Zetas für den Mord an Torre Cantu verantwortlich seien. Die Ermittlungen sind zwar bis heute noch nicht abgeschlossen, doch die Zetas bleiben die Hauptverdächtigen.
Bei ihren Operationen schwärzen sich die Killer das Gesicht, sie tragen dunkle Kleidung und fahren gestohlene SUVs. Oft treten sie in der Uniform der mexikanischen Bundespolizei und der Bundesermittlungsbehörde AFI auf. Als Militärs getarnt, töten sie Anfang 2007 in Acapulco fünf Polizeioffiziere und zwei Verwaltungsangestellte. Am 16. April 2007 werden in Reynosa vier AFI-Beamte von sechs als Polizisten verkleideten Männern aus Tamaulipas angehalten: Zetas, vielleicht aber auch korrupte Polizisten im Sold der Drogenkartelle. Sie kommen mit fünf SUVs und sind mit R-15-Gewehren bewaffnet, wie sie ausschließlich die Streitkräfte benutzen. Den vier AFI-Beamten wird vorgeworfen, dass sie mit der »rivalisierenden Bande« unter einer Decke stecken. Tatsächlich waren die Polizisten ein paar Tage zuvor unmittelbar vor dem Auftritt der Sängerin Gloria Trevi in die Diskothek El Cincuenta y siete in Reynosa eingedrungen und hatten sieben Auftragskiller der Zetas in Handschellen abgeführt. Jetzt werden die AFI-Beamten von falschen Polizisten gestoppt, in einen SUV verfrachtet, geschlagen und in die Kleinstadt China im Bundesstaat Nuevo Leon gebracht, einer Hochburg der Zetas. Doch die Entführer wissen nicht, dass eines ihrer Opfer, Luis Solis, ein Handy in der Tasche hat. In einem vermeintlich unbewachten Augenblick wählt Solis die Nummer von Kommandant Puma im AFI-Hauptquartier: »Wir wurden von den Zetas entführt, sie bringen uns nach China und werden uns töten.« Der Anruf bleibt nicht unbemerkt, und die vier werden in eine casa de seguridad gebracht, eine geheime Operationsbasis, wo die Zetas ihre Opfer foltern, bevor sie sie töten. Die Polizisten werden mit Faustschlägen und Fußtritten traktiert, auch von »El Hummer«, dem Anführer der Zetas in Reynosa. Überzeugt, dass die Polizisten für ein rivalisierendes Kartell arbeiten, wollen die Entführer sie zu einem Geständnis zwingen, aber ohne Erfolg. Sie betäuben ihre Opfer mit Drogen und bringen sie in eine andere casa de seguridad , wo ihnen Stromschläge verabreicht werden. Als die Entführer erfahren, dass die mexikanische Bundespolizei eine große Suchaktion gestartet hat, lassen sie sie frei. »Wir sind durch Gottes Hand gerettet worden«, sagen die Polizeibeamten später.
Die Zetas gehen sadistisch vor, wenn sie ihre Feinde töten, und mit ihrer Rache statuieren sie ein Exempel. Sie verbrennen ihre Opfer, sperren sie in Fässer mit Dieselöl und zerstückeln sie. Im Januar 2008 führte eine Razzia in San Luis Potosi zur Verhaftung von Hector Izar Castro, »El Teto«, dem Anführer der lokalen Zetas-Zelle. Dabei wurden mehrere Waffen, fünfundsechzig Päckchen Kokain, Heiligenbildchen von Jesus Malverde, den die Narcos als ihren Schutzheiligen betrachten, und drei Paddel mit dem aufgeprägten »Z« gefunden, mit denen sie ihre Opfer schlagen, um sie mit dem Erkennungszeichen ihrer Peiniger zu zeichnen. Um ihre Rivalen in noch größere Angst zu versetzen, schneiden sie ihnen häufig die Genitalien ab und stecken sie ihnen in den Mund. Anfang Januar 2010 wird im Bundesstaat Sonora der sechsunddreißigjährige Hugo Hernandez von Männern
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