Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerrissenes Herz (German Edition)

Zerrissenes Herz (German Edition)

Titel: Zerrissenes Herz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
stecken.
    „Und?“, fragte Sonnet.
    „Mit Wirkung von gestern bin ich nun offiziell geschieden.“ Jetzt war es passiert. Sie versuchte herauszufinden, ob sie sich anders fühlte. Ein wenig seltsam, gemischt mit einem Hauch von Freiheit. Was hatte sich verändert, und was war gleich geblieben? Ihr Nachname hatte sich nicht verändert, weil sie bei der Hochzeit mit Logan ihren Mädchennamen behalten hatte. Sie hatte sich beruflich noch keinen so großen Namen gemacht. Sie hatte sich noch gar keinen Namen gemacht. Aber Daisy O’Donnell hatte in ihren Ohren immer falsch geklungen, als wäre sie mit einer nicht auf den Mund gefallenen Talkshowgastgeberin verwandt.
    „Tja“, sagte Sonnet. „Ich bin mir nicht sicher, was ich dazu sagensoll. In der Tonganischen Delegation würde man vielleicht etwas sagen wie …“ Sie gab ein paar Wörter von sich, die vollkommen fremd klangen.
    „Möge der Segen des Augenblicks heller scheinen als die Abszesse der Vergangenheit“, sagte eine tiefe Stimme aus Richtung der Tür.
    „Julian!“ Daisys Herz schlug förmlich einen Purzelbaum, als sie ihn sah. Blake spielte total verrückt und sprang bellend an ihm hoch. Er war am Ende des Sommers nach Avalon zurückgekehrt, ein ganz neuer Mensch nach seinem Aufenthalt in dem Krankenhaus in Colorado. Jetzt wohnte er wieder bei seinem Bruder und wartete auf das offizielle Ende seiner Krankschreibung.
    „Nicht Abszesse, Schlaumeier“, sagte Sonnet.
    „Wir können nicht alle polyglott sein“, erwiderte er grinsend.
    „Wen nennst du hier polyglott?“
    „Was tust du hier?“, fragte Daisy ihn.
    „Ein kleiner Vogel hat mir gezwitschert, dass du beim Umzug ein wenig Hilfe gebrauchen könntest.“ Er nickte in Sonnets Richtung.
    Danke, Sonnet, dachte Daisy. Auf gar keinen Fall hätte sie ihn selber gefragt. „Wow … danke.“ Sie fragte sich, ob er ahnte, worüber sie und ihre Stiefschwester gerade gesprochen hatten.
    „Wie wäre es, wenn ich mich mal ums Einrichten der Küche kümmere?“, schlug Sonnet vor. „Du weißt, darin bin ich wesentlich besser als du.“
    „Klar“, antwortete Daisy. „Gern.“
    „Zach kann mir dabei helfen“, fügte Sonnet hinzu.
    Es war viel zu offensichtlich, aber das war Daisy egal.
    „Wo willst du die hier hinhaben?“ Julian zeigte auf einen Stapel Kisten, in denen sie ihre Fotos archivierte. Jede trug ein Schild mit dem Thema und dem Jahr, in dem die Fotos gemacht worden waren.
    Und jede Kiste stand für die unvollendeten Projekte des jeweiligen Jahres. Ihre künstlerische Arbeit musste immer hinter den bezahlten Aufträgen und der generellen Geschäftigkeit ihresLebens zurückstecken.
    Plötzlich fand sie sich mit Julian in dem briefmarkengroßen Büro wieder, wo sie gemeinsam ihren Arbeitsplatz einrichteten.
    „Du hast Glück“, sagte Julian. „Eine der Hauptkomponenten meiner Ausbildung bestand darin, mich zum Über-Nerd zu machen. In null Komma nichts hab ich deine Sachen hier angeschlossen und zum Laufen gebracht.“
    „Danke. Ohne Internet ist es einfach kein Leben.“
    „Das hab ich auch festgestellt.“
    „Wie geht es dir?“ Ihr Ton verriet, dass sie damit mehr meinte als sein aktuelles Wohlbefinden.
    „Ganz gut. Ich warte auf eine Entscheidung bezüglich der Pilotenausbildung.“
    „Oh. Ich hoffe, dass es klappt.“ Das tat sie wirklich. Wenn er für die Pilotenausbildung zugelassen wurde, hieße das, dass es ihm wirklich besser ging, dass er sein Martyrium überstanden hatte. Was das dann allerdings für sie bedeutete … sie weigerte sich, jetzt darüber nachzudenken.
    „Ja. Das hoffe ich auch.“
    Aus Zufall oder vermutlich doch eher Absicht waren Sonnet und Zach nach draußen gegangen, um sich auf den Steg zu setzen. Daisy beobachtete durchs Fenster, wie sie sich gegen den Wind zusammenkuschelten. Zach legte beschützend einen Arm um Sonnet. Diese einfache Berührung erinnerte Daisy daran, was sie verloren hatte, als sie und Logan sich getrennt hatten – den Trost, einen anderen Menschen an ihrer Seite zu haben.
    Heute war das erste Mal nach seiner Rückkehr aus Colorado, dass sie mit Julian allein war. Entgegen aller Erwartungen war sie nach dem Einreichen der Scheidung nicht gleich in seine Arme gestürzt. Er war nicht der Grund für ihre Trennung von Logan; er war nicht einmal der Katalysator. Aber jetzt war er hier.
    „Wie geht es dir?“, fragte er. „Es tut mir wirklich leid, was du durchmachen musst.“
    „Danke. Ich wollte was sagen, aber ich konnte nicht.

Weitere Kostenlose Bücher