Zersplittert: Dystopie-Trilogie Band 2 (German Edition)
balle ich die Fäuste. Es macht mich traurig und wütend, was den anderen angetan wurde. Was Tori um ein Haar widerfahren wäre, wenn sie nicht ein anderes, vielleicht sogar noch schlimmeres Schicksal ereilt hätte.
Nervöses Gekicher, dann Beifallsrufe. Ist das ihr erster Anschlag? Sind sie schon bereit? Katran zieht eine Augenbraue hoch, offenbar hat auch er so seine Zweifel.
Aber ich bin bereit. Vielleicht kann ich so die Probleme mit Coulson hinter mir lassen.
»Nico, darf ich …«
»Sekunde mal.« Er legt mir die Hand auf die Schulter. »Komm mit rein, meine Besondere. Unser Gespräch wurde vorhin unterbrochen.«
Während ich ihm ins Haus folge, spüre ich die Blicke der anderen im Rücken. Ich, die Besondere , und dann nennt er mich auch noch vor allen so. Wieder habe ich Katrans Stimme im Ohr: Rain ist zu besonders, die kann nicht mit uns kommen . Das werden wir ja sehen!
»Was wolltest du mir denn vorhin sagen?«
»Lass mich euch helfen. Ich möchte gerne hier im Camp bleiben, an den Aktionen teilnehmen.«
Nico lächelt. »Ich freue mich, das von dir zu hören, auch wenn ich es längst weiß.« Er beugt sich vor und küsst mich auf die Stirn. »Aber du kannst nicht hierbleiben.«
»Aber …«
Beschwichtigend hebt er die Hand. »Noch nicht. Noch kannst du kannst nicht hierbleiben. Du kannst viel mehr für uns tun, wenn du es noch ein wenig in deinem alten Leben aushältst. Wir haben Großes vor, Rain. Schon bald wirst du mehr erfahren. Im Moment kann ich dir nur so viel verraten: Die Tage der Lorder und ihrer Machenschaften sind gezählt. Eine Anschlagsserie ist geplant. Und du wirst dabei eine entscheidende Rolle spielen. Deshalb darf dir nichts geschehen.«
»Lass mich doch beim Überfall auf die RLS dabei sein. Bitte! Ich bin zu allem bereit.« In mir klingen noch Hollys Worte nach, und ich frage mich insgeheim, ob ich tatsächlich zu allem bereit wäre. Holly war fast so weit.
Er sieht mich an, überlegt. Das Schweigen zieht sich, und ich bin versucht, ihn mit neuerlichen Bitten zu bestürmen.
»Kann ich mit?«
»Ja, Rain, du darfst mitkommen«, sagt er schließlich lächelnd und ich genieße sein Wohlwollen. »Gibt es sonst noch was?«
Ben . Hilf mir, Ben ausfindig zu machen; schütz ihn vor Coulson. Dann hat mich dieser Lorder auch nicht mehr in der Hand. Aber unter Nicos strengem Blick bringe ich es nicht fertig. Ich schaffe es nicht, ihm von Coulson zu erzählen. Er würde ausrasten. Dabei will ich doch nur dieser Sache dienen. Unserer Sache. Damit Nico mich weiterhin so warmherzig ansieht wie jetzt gerade. Ich halte mich einfach von Coulson fern und sage nichts. Und das mit Ben nehme ich selbst in die Hand.
»Nein, Nico. Sonst ist nichts.«
»Dann komm, du musst zurück.«
Draußen ist keine Spur von Tori oder den anderen zu sehen, nur Katran wartet an der Tür.
»Bring sie nach Hause«, befiehlt ihm Nico.
Katran nickt und ich folge ihm zu den Motorrädern. Wir nehmen den gleichen Weg zurück bis zur Weggabelung hinterm Bach, dort fahren wir in die andere Richtung.
Nach einer Weile geht der Pfad in einen weiteren über, der an einem Kanal entlangläuft. Vom Zustand des Weges zu urteilen, wird er kaum benutzt; zweimal müssen wir absteigen und die Maschinen über umgefallene Bäume hieven.
Nach einer Abzweigung wird der Weg breiter und kommt mir allmählich vertraut vor. In die andere Richtung führt er zu Bens Haus, da bin ich mir sicher. Vielleicht sollte ich lieber sagen, dorthin, wo Bens Haus einst stand. Also gelangt man auf dieser Strecke zum Fußweg, der an unserem Dorf vorbeiführt.
Kurz darauf hält Katran an. »Hier haben wir ein Motorradversteck eingerichtet.« Wir verlassen den Pfad und schieben die Motorräder durchs Dornengestrüpp. »Deins kannst du hierlassen, dann kannst du jederzeit zu uns kommen.«
»Danke.«
»Nico hat mir den Auftrag gegeben.« Katran schiebt mein Motorrad ins Versteck und deutet auf eine Kiste, die so bemalt ist, dass sie wie Blattwerk aussieht. »Die üblichen Vorräte. Wasser, Essen, Benzin«, sagt er und deckt alles mit einer Plane und Ästen zu. »Ich hatte keine Ahnung, dass das für dich sein sollte, sonst hätte ich es mir zweimal überlegt.«
Bei seiner bösen Bemerkung verfinstert sich mein Gesicht. »Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?«
Katran steigt wieder aufs Motorrad. »Mein Problem? Ich habe kein Problem. Du allerdings bist ein einziges Problem, besonderes Mädchen .« Dann wirft er das Motorrad an und
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