Zerstörte Seelen
als Irrweg.»
Casey nickte und spielte das Spiel mit. «Wir haben immer noch den USB -Stick. Die Computerspezialisten sagen …»
«Der bringt uns auch nicht weiter», entgegnete Darby. «Kein digitaler Fingerabdruck und nichts auf dem Film, was uns irgendwie helfen würde. So finden wir sie nie.»
«Was ist mit dem Safe House? Die müssen doch irgendetwas zurückgelassen haben.»
«Ich habe den Bericht gelesen. Tut mir leid, Jack, aber wir haben nichts in der Hand. Wir haben es mit Spezialisten zu tun, die alle ihre Spuren sorgfältig verwischen.» Ein langes, erschöpftes Seufzen, dann sagte Darby: «Ich brauche eine Pause. Eine Tasse Kaffee wäre jetzt nicht schlecht.»
«Ich glaube, der täte uns allen gut.» Sergey stand auf. «Fünfzehn Minuten, selbe Stelle.»
Sie zogen sich in die am weitesten entfernte Ecke im angrenzenden Raum zurück, steckten dort unter der Tafel mit den vergilbten Fotos der vermissten Kinder von 1945 bis 1972 die Köpfe zusammen.
Darby brach das kurze Schweigen. «Viel ist zum Glück nicht passiert.»
Sergey blieb der Mund offen stehen. «Soll das ein Witz sein? Die haben gerade das ganze Telefongespräch mit angehört. Und der Stick ging von einem zum anderen. Er lag auf den Arbeitstischen im Labor herum, wo die Leute sich über die Spurenlage unterhalten. Verdammt.»
Sergey massierte sich die Nasenwurzel. Casey starrte mit verschränkten Armen auf die Kinderbilder, die ihn von den Tafeln herab anlächelten.
«Das ist nicht mehr zu ändern», sagte Darby. «Trotzdem könnte das der Durchbruch sein.»
«Funkfrequenzen», sagte Casey.
«Genau. Wir müssen herausfinden, auf welcher Frequenz das Gerät sendet, und können dann vielleicht den Adressaten aufspüren. Ist die notwendige Ausrüstung an Bord?»
«Keine Ahnung», sagte Sergey. «Ich spreche mit den Technikern.»
«Augenblick noch. Was wollten Sie sagen, bevor ich Sie unterbrochen habe?»
«Wir haben vielleicht eine Spur. Unser forensischer Entomologe hat die Biene identifiziert, die Sie gefunden haben, und mit einem Naturschutzbiologen namens James Wright von der University of Connecticut gesprochen. Wright hängt gerade in der Warteschleife unseres Telefons.»
«Können wir irgendwo anders mit ihm sprechen?»
«Im Augenblick nicht. Wir haben nur das eine Konferenztelefon.»
«Holen Sie den Stick da raus, deponieren Sie ihn irgendwo, wo er keinen Schaden anrichten kann. Dann treffen wir uns im Konferenzzimmer.»
Darby nahm wieder im selben Sessel Platz. Casey lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand, Sergey setzte sich neben dem Konferenztelefon auf die Tischkante. Er drückte einen Knopf.
«Mr. Wright?»
«Noch da», sagte eine näselnde Stimme.
«Tut mir leid, dass Sie warten mussten, Sir. Vielen Dank für Ihre Geduld. – Mr. Wright, hier sitzen noch zwei Leute: Jack Casey und die Person, die die Biene entdeckt hat, Dr. Darby McCormick. Sie ist eine unserer Ermittlungsspezialistinnen. Die beiden wissen, wer Sie sind und wie die Verbindung zu Ihnen zustande kam. Aus Zeitgründen möchte ich Sie bitten, lediglich noch einmal zusammenzufassen, was Sie mir über die Biene gesagt haben.»
«Die Biene», begann Wright, «ist eine silberhaarige, als
Epeoloides pilosula
bekannte Spezies. In Neuengland sind diese Bienen überaus selten. Die letzte wurde im Jahr 1927 in Needham, Massachusetts, registriert. Vor etwas über einem Jahr entdeckte ich dann hier in Connecticut eine. Im südöstlichen Teil des Staates, und zwar ausgerechnet unter einer Überlandleitung. Deshalb war meine Studie auch so kontrovers. Ich möchte Sie nicht mit Details langweilen, ich weiß, Sie haben nicht viel Zeit. Aber allgemein wird angenommen, dass Starkstromtrassen einen schädlichen Eingriff in die Umwelt darstellen. Wenn man dafür eine Schneise in den Wald schlägt, geht man nicht unbedingt davon aus, dass man dort ein paar Jahrzehnte später eine Spezies auffindet, die gemeinhin als ausgestorben gilt und sich nun ausgerechnet unter den Leitungen sehr wohl zu fühlen scheint.
Aber genau das ist passiert, und der Prozess ist alles andere als abgeschlossen. Durch die Tiefbauarbeiten und weil die Bäume so weit zurückgeschnitten werden, dass die Äste nicht in die Nähe der Leitungen geraten, schaffen wir künstliche Lichtungen, die gefährdeten Insekten wie Bienen, aber auch anderen Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Ich brauche wohl nicht extra zu erwähnen, dass das den meisten Umweltschutzgruppen gar
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