Zerstörte Seelen
Mark Rizzos Leiche zusammen mit Sarah Caseys Finger und dem USB -Stick in Rizzos ehemaligem Haus deponiert. Um all das tun zu können, brauchen sie ein Versteck im näheren Umkreis. Das südliche Connecticut ist etwa zwei, zweieinhalb Stunden entfernt.»
«Und Sie meinen, die hocken in einem kleinen Häuschen in der Nähe der Stromtrasse?»
«Nein. Ich glaube, sie hausen unter der Erde.»
Sergey starrte sie mit trockenen, geröteten Augen an. Caseys Augen hatten sich verengt.
«Könnten Sie das Signal des Chips in meinem Arm auffangen, wenn ich mich in einem Keller befände?»
«Das hängt davon ab, wie tief Sie unter der Erde wären und ob die Wände abgeschirmt sind.»
«Was ist mit den Signalen von Taylor und Sarah Casey?»
«Nichts. Keine Ortung.»
«Vielleicht gelingt die Ortung nicht, weil sie in einem unterirdischen Versteck sind.»
«Oder die Gruppe hat die Sender gefunden und entfernt.»
«Wo waren sie implantiert? Im linken Oberarm?»
Sergey nickte.
«Ich glaube, sie sind noch da», sagte Darby. «Auf dem Video waren jedenfalls keine Wunden oder Abschürfungen zu sehen, die darauf hindeuten, dass die Chips entfernt wurden. Interessant sind auch die Mauern in dem Film: unregelmäßig geformte Steine und Felsbrocken, wie man sie in der Erde findet. Feldsteine sozusagen. Und die Wände glänzten nicht. Keine Feuchtigkeit.»
«Worauf wollen Sie hinaus?»
«Wenn Wasser – selbst in kleinen Mengen – in Kellerwände einsickert, was passiert dann?»
«Sie modern.»
«Genau. Keller werden normalerweise mit ganz normalem Zementputz abgedichtet, der weitgehend aus Beton, Mörtel und Gips besteht. Er hält die Feuchtigkeit dort, wo sie ist. Ist Blut im Keller, bildet sich Moder. Die Fugen der Wände im Video hatten Risse und Spalten. Dort könnte ohne weiteres Feuchtigkeit eindringen, aber die Steine waren trocken. Das kann nur bedeuten, dass eine andere Art von Mörtel benutzt wurde.»
«Kalk», sagte Casey.
Darby nickte. «Schon die alten Römer und Griechen verwendeten Kalkmörtel als Verputz. Er saugt die Feuchtigkeit auf und lässt sie nach und nach verdunsten. Ist aber über längere Zeit sehr viel Feuchtigkeit vorhanden, ergibt sich ein unregelmäßiges, fleckiges Muster – wie bei Kalkmilch oder Tünche. In alten englischen Kellern sieht man das oft; hier in den Staaten eher weniger. Taylor und Sarah Casey sind im Keller eines sehr alten Gebäudes eingesperrt.»
«Das zufällig in besagtem Waldgebiet steht», sagte Sergey.
«Vielleicht finden wir die Überreste einer alten Kirche. Aber ich bezweifle das. Ihr Aufenthaltsort liegt sehr versteckt. Oder glauben Sie, die Kreaturen, die ich an der Explosionsstelle gesehen habe, leben in einer hübschen Vorstadt, kaufen dort ein und gehen ins Kino?»
Sergey zog sich einen Stuhl heran und warf einen müden Blick auf Casey.
«Und vergessen Sie nicht, was die mit Mark Rizzo gemacht haben», sagte sie. «Die Stichwunden in seinem Rücken.
Rizzos Magen war außerdem voller Spinnen – alles kleinere Exemplare, aber hochgiftig. Ellis hat mindestens zwei Dutzend gefunden.»
Sergey wurde blass. «Wie … wie ist das möglich?»
«Mark Rizzo hatte vielfältige Abschürfungen und Quetschungen am Gaumen und im Rachen. Ich nehme an, man hat ihm einen Schlauch durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt. Nur so können die Spinnen dorthingekommen sein.»
Casey zeigte keinerlei Reaktion. Sergey schluckte und sah aus, als kämpfe er mühsam gegen einen Brechreiz an.
«Was ich damit sagen will», fuhr Darby fort, «ist, dass ein Keller irgendwo im Wald ein geeigneter Ort wäre, um jemanden zu foltern. Keine lästigen Nachbarn, die die Polizei verständigen, wenn irgendwer schreit wie ein abgestochenes Schwein. Und noch etwas kann ich Ihnen garantieren: Wo immer dieser Keller sich befindet, die Leichen sind in der Nähe vergraben.»
«Welche Leichen?»
«Diese Gruppe hat Kinder gesammelt, die entweder getötet wurden oder an natürlichen Ursachen starben. Irgendwie muss man die Leichen loswerden. Und wo könnte man das einfacher haben als in einem Massengrab in einem undurchdringlichen Waldgebiet?»
«Sie schlagen also vor, dass wir nach Connecticut fliegen, weil dort eine Biene gefunden wurde.»
«Eine verdammt seltene Biene», sagte Darby. «Eine, die als ausgestorben galt.»
«Mag sein. Aber das Insekt kann genauso gut von woanders stammen. Wright sagte, auch hier in Needham sei eine dieser Bienen entdeckt worden.»
«Im Jahr
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