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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Maulwurf.»
    Sein Kollege lachte leise auf.
    «Darren», sagte Roy, «verständigt sich mit einer einfachen Zeichensprache. Ich kann für Sie übersetzen. Und vergessen Sie nicht, er denkt wie ein Kleinkind. Sprechen Sie also in einfachsten Worten.»
    Darby nickte. «Sonst noch was, was ich wissen sollte?»
    «Machen Sie kein erschrecktes Gesicht, wenn Sie ihn sehen. Darauf reagiert er sehr empfindlich. Und wir können ihm keine Medikamente geben, wenn er sich ärgert oder aufregt. Er hat die Basedow’sche Krankheit und außerdem ein schwaches Herz. Aber wenn Sie schön cool und entspannt bleiben, ist er der reinste Teddybär.»
    Roy öffnete die Tür einen Spaltbreit. «Hallo, Darren. Ich bin’s. Roy. Dein Freund.»
    Schritte. Dann drang ein Stöhnen aus der Dunkelheit.
    «Keine Angst.» Roy sprach überdeutlich. «Ich komme gleich rein und rede mit dir. Ich habe eine Freundin dabei. Eine nette Lady. Sie möchte dich kennenlernen.»
    Roy zog sich die Nachtsichtbrille über und ging voran. Darby folgte ihm in die düstere Kabine. Sie war völlig leergeräumt. Die blinkende Leuchte am Ende des Flugzeugflügels schickte in regelmäßigen Intervallen ihr Licht durchs Fenster, sodass Darby die Löcher und Druckstellen im Teppich sehen konnte, wo vorher Sitze oder Möbel befestigt gewesen waren. Darby entdeckte Papier, Buntstifte und Kleidungsstücke. Krankenhauskleidung, nahm sie an, dazu schmutzige Socken und ein Paar Turnschuhe mit weichen Sohlen und Klettverschlüssen.
    Links befand sich ein kleinerer Raum ohne Tür, in dem sie ein Gewirr aus nackten, verformten Gliedmaßen ausmachen konnte, die sich dort zusammenkauerten.
    Roy griff nach ihrem Oberarm, signalisierte ihr, sie solle stehen bleiben.
    «Darren.» Roys Stimme klang sanft und freundlich. «Komm raus und sag Hallo zu meiner Freundin.»
    Die Glieder entflochten sich, dann schob sich Darren Waters – nackt, knochig und wie von Dr. Frankenstein zusammengeflickt – rückwärts aus der schmalen Kammer. Sein stark ausgeprägter Buckel war vermutlich eine Folge fortgeschrittener Osteoporose. Sie sah die verkrümmten Wirbel unter der totenblassen, mit vielen Reihen wulstiger Narben übersäten Haut. Diese Male zogen sich über Darrens Rücken, das Gesäß und die Schenkel und ließen Darby an die Stichwunden denken, die sie bei Mark Rizzo gesehen hatte.
    Darren Waters steckte den Kopf in eine Ecke.
    «Genierst du dich?», fragte Roy.
    Waters bewegte den Kopf auf und ab, auf und ab. Er begann, sich vor und zurück zu wiegen.
    «Sollen wir uns hinsetzen und etwas anmalen?», fragte Roy. «Hast du dazu Lust?»
    «Aye-ah»
, gurgelte Waters. Er wandte sich um. Darby sah die wulstige Narbe, die seine Kastration hinterlassen hatte. Auch ein großer Teil seines rechten Ohrs war entweder abgebissen oder abgerissen worden.
    Waters trottete zu den Buntstiften. Er wollte sich bereits setzen, als er Darby bemerkte und beschloss, sie sich aus der Nähe anzusehen.
    «Das ist meine Freundin.» Darby spürte, wie sich Roys Finger in ihren Arm gruben. «Ihr Name ist Darby.»
    «Hallo, Darren.»
    Schartige aspikfarbene Narben und kleinere, sauberere wie von Schnitten mit einem Skalpell verunstalteten das Gesicht mit den fehlenden Augenbrauen. Kropfartige Beulen, ein Symptom der Basedow’schen Krankheit, bedeckten Darrens Hals und die Hälfte der linken Wange. Die Nase musste unzählige Male gebrochen worden sein und war zu einer formlosen Masse verwachsen. Darren versuchte zu lächeln, doch seine Lippen zuckten bloß unkontrolliert. Keine Zähne. Genau wie bei dem Ding, das sie an den Baum gefesselt hatte.
    Unvermittelt riss Darren Darby den Umschlag mit den Bildern aus der Hand, zog sich damit in eine Ecke zurück und stieß näselnde, aber freudig klingende Laute aus. Dabei zerfetzte er den Umschlag, als öffne er ein ungeduldig erwartetes Weihnachtsgeschenk.
    Die Bilder fielen ihm in den Schoß. Er nahm eines in die Hand und sah es sich an, warf es beiseite und griff nach dem nächsten. Sechs- oder siebenmal ging das so. Dann fuhr sein Kopf in die Höhe, und er wedelte mit einem Bild in Roys Richtung.
    «Das ist ein Foto», sagte Roy.
    Waters machte einige Zeichen, dann nahm er eines der Bilder und hielt es sich dicht vors Gesicht.
    «Willst du sie sehen?», fragte Roy. «Dann müssen wir das Licht anmachen.»
    Waters schüttelte energisch den Kopf.
    Darby spürte, wie sich Roys Griff um ihren Oberarm lockerte. Er zog eine kleine Taschenlampe aus der Hosentasche, legte

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