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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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zubewegte.
    Er stellte das Tablett am Fuß ihres Bettes ab. Die Kameras blieben stehen, ihr Gesumm verstummte. Darby betrachtete das Atemgerät.
    «Wie fühlen Sie sich heute Morgen, Miss McCormick?»
    Der Mann hatte eine feminin klingende Stimme und lispelte leicht. Darby schaute in das klare Visier seiner Maske. Sie sah dunkelblaue Augen, über denen wie eine dicke Raupe die buschigen zusammengewachsenen Brauen lagen.
    «Kennen wir uns?»
    «Nein», sagte er. Er zog den Plastikschutz von einer Nadel. «Irgendwelche Atemprobleme?»
    «Sind Sie Arzt?»
    «Bin ich. Sagen Sie mir, wie sich das Atmen für Sie anfühlt. Hatten Sie irgendwelche …»
    «Haben Sie einen Namen?»
    «Dr. Jerkins.»
    «Wie die Handlotion.»
    «Ja. Aber jetzt bitte – wie ist Ihre Atmung?»
    «Der geht es blendend. Ich sehe auch bestens, und mir ist nicht übel.»
    «Irgendwelche Probleme beim Schlucken?»
    «Jetzt, wo sie es sagen – ja.»
    Er blickte von dem Tablett auf. Plötzlich waren seine Augen hellwach. Das menschliche Versuchskaninchen zeigte ein Symptom.
    «Es gelingt mir einfach nicht, den Schwachsinn zu schlucken, dass keiner von Ihnen weiß, welchen Chemikalien ich ausgesetzt war», sagte Darby ruhig. «Und bitte erzählen Sie mir jetzt nicht, dass die Tests noch nicht abgeschlossen sind. Man hat mir hier tagelang immer wieder Blut abgenommen, sich aber geweigert, mir den Namen der Beruhigungsmittel zu nennen, die mir ständig injiziert werden. Mein Kopf fühlt sich an wie nach ein paar Runden mit Chris Brown.»
    «Chris Brown?»
    «Rihannas Freund. Sie wissen schon, der Popsänger. Hat sie windelweich geprügelt. Die Nachrichten waren voll davon.»
    «Ich fürchte, da kann ich nicht mitreden. Aber Ihre Benommenheit ist eine Nebenwirkung der Schmerz- und Beruhigungsmittel, die wir Ihnen wegen Ihrer gebrochenen Rippen und gegen die Atembeschwerden verabreichen.»
    «Was uns wieder zu meiner eigentlichen Frage zurückführt, die ich Ihnen noch genau einmal stellen werde. Welchen Giftstoffen war ich ausgesetzt, Dr. Jerkins?»
    «Es scheint, dass es sich dabei um Saringas handelte.»
    «Es scheint?»
    «Die Untersuchungen Ihres Blutes lassen keine genauen Rückschlüsse zu. Deshalb haben wir …»
    «Was ist mit den Toten aus New Hampshire? Wurden von denen Blutproben genommen?»
    «Ja. Sie sind durch den Kontakt mit Saringas gestorben. Saringas, Miss McCormick, ist ein Nervengift. Die Deutschen haben es entwickelt, und es sollte eigentlich …»
    «… als Pestizid eingesetzt werden», beendete Darby seinen Satz. «Saringas ist farblos und geruchlos. Es kann sich bis zu einer halben Stunde auf der Kleidung einer Person halten, was erklärt, warum man mich umgehend dekontaminiert hat. Atmet man das Gas ein oder kommt auch nur mit einem Tropfen der Substanz in Berührung, so verliert man das Bewusstsein, erleidet Krampfanfälle und zeigt Lähmungserscheinungen, die schließlich zum Atemstillstand führen.»
    «Laienhaft ausgedrückt, ja. Aber wie ich Ihnen zu erklären versucht habe, bevor Sie mich unterbrachen – wir nehmen Ihnen weiterhin Blut ab, um sichergehen zu können, dass Sie nichts von dem Gas abbekommen haben. Das muss über einen längeren Zeitraum hinweg geschehen, Miss McCormick. Ich weiß, Sie denken, dass wir Sie nur hinhalten. Aber das ist nicht der Fall.»
    Dr. Jerkins wandte sich wieder seinem Tablett zu. Er nahm eine Spritze und stach die Nadel in eine Ampulle Demerol, ein Mittel gegen mittelstarke bis starke Schmerzen. Kein Wunder, dass ihr Kopf sich anfühlte, als hätte man sie verprügelt. Demerol zeigte bei ihr immer diese Nebenwirkung.
    «Ich will keine Spritze», sagte Darby.
    «Sie ist aber nötig.»
    «Ich komme auch so mit den Schmerzen klar.»
    «Ja, sicher. Sie scheinen eine sehr hohe Schmerzschwelle zu haben. Aber wir machen uns Sorgen wegen Ihres Hustens. Nachts ist er so stark, dass er die Heilung Ihrer gebrochenen Rippen beeinträchtigt. In solchen Fällen ist Demerol das Mittel der Wahl.»
    Er legte die Spritze auf das Tablett zurück und griff zu einem in Alkohol getränkten und in Folie verpackten Tupfer.
    «Ich möchte die Ergebnisse meiner Bluttests sehen», sagte Darby.
    «Das muss Sergeant Major Glick genehmigen. Er ist im Augenblick leider anderweitig beschäftigt, aber ich soll Ihnen ausrichten, dass er mit Ihnen sprechen wird, sobald er heute Abend wiederkommt.»
    «Sie haben mit ihm geredet?»
    «Das hat der Mann getan, mit dem Sie über die Sprechanlage gesprochen haben.

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