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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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zugedröhnt. Sie wollen mich hier festhalten. Sie wollen mich nicht gehen lassen, weil … sie … weil …
    Ihr Körper gehorchte ihr nicht mehr. Der beschleunigte Herzschlag jagte das Betäubungsmittel durch ihre Adern. Darby wurde heiß. Der Bürstenschnitt interessierte sich nun nicht mehr für sie. Er hatte sich aufgerappelt und den Telefonhörer in der Hand. Er sagte etwas über eine Trage, die gebracht werden sollte. Zumindest glaubte Darby, das zu verstehen. Die Stimme des Mannes klang, als spräche er unter Wasser.
    Sie tragen keine Schutzanzüge, dachte sie.
    Dann:
Ich bin nicht vergiftet – ich war es nie.
    Die Farben im Raum wurden kräftiger, intensiver. Darby sah den Bürstenschnitt mit der Hand über seine gebrochene Nase wischen. Er betrachtete das Blut, das im Licht der Deckenleuchten tiefrot schimmerte, und hörte der Person zu, die am anderen Ende der Leitung etwas sagte. Darby sank auf den gummierten Fußboden. Der Raum drehte sich mit ihr, bis alles dunkel wurde.

20. Kapitel
    Darby öffnete die Augen und blinzelte. Alles war verschwommen, als wäre ihr Blickfeld mit Vaseline beschmiert. Und ihr Kopf, o Gott, ihr Kopf war schwer wie ein Sandsack und hing tief über ihrem Schoß. Außerdem hatte sie das unbestimmte Gefühl, dass etwas an der Haut ihrer Hand- und Fußgelenke scheuerte und etwas anderes ihre Oberarme umklammert hielt.
    Erst nach minutenlangem Blinzeln wurde sie den Schmierfilm auf ihren Augen los.
    Als Erstes sah sie den Speichelfaden, der aus ihrem Mund triefte. Im Schoß ihres Krankenhauspyjamas, der OP -Hose oder was immer sie da gerade trug, hatte sich bereits eine beachtliche Pfütze gebildet. In dem dunkelblauen Hosenbein entdeckte sie am Oberschenkel das winzige Loch, das der Betäubungspfeil hinterlassen hatte. Dort hatte sich ein inzwischen eingetrockneter Blutfleck von der Größe eines 50-Cent-Stücks gebildet.
    Sie war an einen Rollstuhl gefesselt. Breite Klettstreifen um ihre Handgelenke und Oberarme verhinderten, dass sie aus dem Sitz kippte. Darby nahm an, dass ihre Fußgelenke und Schienbeine mit ähnlichen Riemen gesichert waren.
    Als sie den Kopf hob –
langsam
, ermahnte sie sich,
schön langsam
 –, hörte sie ihre Schultergelenke und Halswirbel knacken. Sie setzte sich auf und war fast sicher, dabei ihre Rücken- und Schultermuskeln erleichtert aufseufzen zu hören. Ihre rechte Hand pochte. Sie war aufgeschürft und geschwollen von den Schlägen, die sie den Feds verpasst hatte.
    Man hatte sie in ein anderes Zimmer gebracht. Es war klein, und alles hier war weiß, sogar der leere Schreibtisch und der Stuhl.
    Keine Überwachungskameras an der Wand gegenüber. Sie warf einen Blick über die Schulter, was ihre Nackenmuskeln mit Protest quittierten, und sah auch an der anderen Wand keine Kameras. Niemand stand hinter ihr. Eine Uhr gab es auch nicht.
    Darby dehnte den Nacken und bewegte die Schultern, damit das Blut wieder zirkulieren konnte. Sie fragte sich, warum sie hierhergebracht worden war und nicht in den Quarantäneraum.
    Mit einem Klicken öffnete sich die Tür hinter ihr.
    «Gut, Sie sind wach», sagte ein Mann. Er hatte eine tiefe, raue Raucherstimme mit einem leichten europäischen Akzent. Osteuropäisch. Russisch vielleicht.
    Quietschende Schritte bewegten sich auf Darby zu und hielten vor ihr an. Der Mann sah aus wie eine ältere Ausgabe von Colin Farrell, hatte sogar dasselbe schwarze Haar. Er war durchtrainiert und um die eins achtzig, trug Tarnhosen, Stiefel und ein kurzärmeliges khakifarbenes T-Shirt. Seine Unterarme waren widerlich stark behaart.
    Unter dem Arm hatte er ein Klemmbrett mit einem dicken Stapel Papier. Als er das Brett auf den Schreibtisch legte, sah Darby das in Gold aufgeprägte Wappen der US Army in einer Ecke des obersten Dokumentes.
    Der Mann lehnte sich an den Schreibtisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Seine Kiefer bearbeiteten systematisch einen Kaugummi, während er sie mit einem kühlen, undurchdringlichen Blick musterte. Er versuchte sie einzuschüchtern. Diese Fähigkeit war naturgegeben, man hatte sie, oder man hatte sie nicht. Diesem Typen fehlte sie gänzlich. Ein Namensschild oder eine Marke, die zeigten, welchen Rang oder welche Funktion er innehatte, hatte er ebenfalls nicht vorzuweisen.
    «Wenn Sie mich weiterhin so anstarren», sagte Darby, «mache ich mir demnächst vor Angst in die Hose.»
    «Sie haben einem Mann den Finger gebrochen. Ihrem
Arzt

    Darby sagte nichts.
    «Und Sie haben zwei

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