Zerstörte Seelen
zeigen.»
«Sicher. Es spricht nichts dagegen. Könnte allerdings ein oder zwei Wochen dauern, bis unsere Jungs aus der Rechtsabteilung dafür Zeit finden. Sie wissen ja, wie beschäftigt Anwälte sind. Bis alle Formalitäten geklärt sind, werden Sie leider hierbleiben müssen.» Er grinste. «Wegen der Haftung.»
«Kriege ich Kopien, wenn ich unterschreibe?»
«Wir schicken Sie Ihnen zu, sobald wir die erforderlichen Unterschriften haben.»
«Wessen Unterschriften? Ich sehe hier keine Namen außer meinem.»
«Seite fünfzehn bis zwanzig sollten Sie besonders sorgfältig lesen, weil dort ausführlich erklärt ist, was passiert, wenn wir Sie dabei erwischen, wie Sie Ihre hübsche kleine Nase in diese Sache stecken. Einfach ausgedrückt: Wir lassen Sie verhaften. Das würde den Häuptlingen in Boston sicher nicht gefallen. Vor allem wenn man Ihre ziemlich
ungefestigte
Position dort in Betracht zieht. Seit der Sache mit der Polizeipräsidentin meine ich. Die noch verbliebene Hoffnung auf eine Aufhebung Ihrer Suspendierung würden Sie sicher nicht begraben wollen. Oder die Chance, in Zukunft überhaupt noch einmal bei einer Strafverfolgungsbehörde arbeiten zu können.»
Billy Fitzgeralds Augen leuchteten vor Siegesgewissheit. «Mit anderen Worten: Ihr hübscher kleiner Arsch gehört jetzt der US Army.»
Darby spürte, wie ihr heiß wurde. Ihr Mund war trocken, die Zunge vom Durst geschwollen. Sie schluckte.
«Geht es Ihnen gut, Schätzchen? Möchten Sie ein Glas Wasser? Eine Limo vielleicht?»
Sie wollte nichts zu trinken. Sie wollte einfach nur aus dem Rollstuhl aufstehen und auf sein Gesicht eindreschen, bis seine Zähne zu Staub zerfielen.
Darby fing an, den Riemen zu lösen, der ihr linkes Handgelenk umschloss.
Army-Boy griff an seinen Gürtel und zog eine Betäubungspistole. Er legte sie so auf den Tisch, dass die Mündung auf Darby zeigte.
«Wofür brauchen Sie die denn?»
«Für Sie, falls Sie wieder irgendwelchen Rambo-Mist abziehen», antwortete er. «Sie können den Riemen abmachen. Aber die Klettbänder an Ihren Beinen bleiben, wo sie sind.»
«Keine Sorge. Ich verspreche, ein braves Mädchen zu sein.» Darby zwinkerte ihm zu und griff mit beiden Händen nach dem Klemmbrett.
Sie tat, als lese sie die Formulare genau durch, während sie in Wirklichkeit über ihre Optionen nachdachte. Das dauerte nicht lange, denn sie hatte keine.
Sie nahm den billigen Plastikkugelschreiber von ihrem Schoß.
«So ist’s fein.»
Darby löste den dicken Papierstapel vom Klemmbrett und suchte die Seiten fünfzehn bis zwanzig heraus. Dann legte sie sie ganz oben auf den Packen.
«Was tun Sie da?», fragte er.
«Diese Seiten möchte ich besonders genau durchlesen. Ich will sichergehen, dass ich alles verstehe, weil mein Kopf sich grade … na ja … ein bisschen wattig anfühlt.»
«Klug.»
Darby las unter Army-Boys Blick die fünf Seiten noch einmal durch. Seine Hand lag an der Betäubungspistole. Hin und wieder warf er einen verstohlenen Blick auf seine Armbanduhr. Dann sah er zu, wie sie die erste der Seiten unterschrieb.
Sie hielt ihm das Blatt zur Überprüfung hin und bemerkte, wie ein Teil der mühsam verborgenen Anspannung aus seinen Zügen wich. Darby legte das Blatt auf den Schreibtisch, unterzeichnete das nächste, hielt es zur Inspektion hoch und legte es auf das erste. Als sie bei der dritten Seite angekommen war, hatten seine Schultern sich entspannt.
Bald waren alle fünf Seiten unterschrieben und lagen auf dem Tisch.
«Kann ich jetzt gehen?»
«Noch nicht.» Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, zeigte auf die Betäubungspistole, die noch immer auf dem Tisch lag, und schlug die Beine übereinander. «Sie müssen die anderen Seiten mit Ihren Initialen abzeichnen. Als Bestätigung, dass Sie sie gelesen haben. Und vergessen Sie nicht, überall da zu unterschreiben, wo es vorgesehen ist.»
Darby nahm die losen Blätter vom Schreibtisch, schob sie zusammen und legte sie unter das Klemmbrett auf ihren Schoß.
Sie las die erste Seite des übrigen Stapels, zeichnete sie ab und hielt sie für ihn hoch. Er nickte, und Darby legte das Blatt auf den Schreibtisch.
Sie wiederholte denselben Vorgang – die Seite lesen, unterzeichnen, zur Überprüfung vorzeigen und auf den Schreibtisch legen – mit etwa zwanzig weiteren Blättern. Dann griff sie unter das Klemmbrett und betastete die Schriftstücke in ihrem Schoß – die fünf besonders reizenden Seiten, auf denen ganz genau stand, was
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