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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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befand, wusste sie sowieso. Dank der kontroversen öffentlichen Diskussion über das umstrittene Labor konnte es inzwischen
jeder
mit einer simplen Google-Suche finden. Anwohner und Bürgerinitiativen hatten die Messer gewetzt, als in der Presse zu lesen gewesen war, dass in Bostons South End ein Labor entstehen würde, in dem unter der biologischen Schutzstufe vier hochansteckende Krankheitserreger erforscht werden sollten. So etwas hatte es in der Stadt noch nie gegeben. In denselben Zeitungsartikeln war bis ins letzte scheußliche Detail beschrieben, was passieren würde, falls ein Mitarbeiter versehentlich kontaminiert wurde, falls ein Brand ausbrach oder eine Chemikalienleitung leckte. Die Proteste hatten lange angehalten. Aber sobald das Labor seine Arbeit aufgenommen hatte, war die Sache erledigt gewesen. Zumindest für die Presse.
    Darby achtete darauf, wann sie abbogen. Im Kopf schätzte sie ab, wie lange das Auto fuhr, bis es wieder die Richtung änderte. Der Fahrer versuchte definitiv, sie zu verwirren. Er bog scharf links oder rechts ab, fuhr manchmal dieselbe Strecke wieder zurück. Sie sollte nicht wissen, wo sie sich befand.
    Hatte man sie etwa nicht im BU -Labor, sondern in einer militärischen Einrichtung untergebracht? Sie kannte weder innerhalb noch außerhalb Bostons eine. Falls sie tatsächlich in einer militärischen Anlage behandelt worden war, würde sie die mit Sicherheit nicht über öffentlich zugängliche Informationskanäle finden.
    Die scheinbar planlose Fahrt ging weiter. Darby achtete nicht mehr auf die Route, stattdessen zählte sie die Sekunden, dann die Minuten.
    Der Wagen hielt. Die Tür links von ihr wurde geöffnet und wieder geschlossen. Sie merkte sich die Zeit: dreiundsiebzig Minuten.
    Dann öffnete sich ihre Tür. Frische Luft strömte herein.
    «Ich sprühe nun etwas, womit die Maske sich ablösen lässt», sagte Weeks. «Halten Sie die Augen geschlossen, bis ich Ihnen sage, dass Sie sie aufmachen können.»
    Das Zischen einer Sprühdose und ein kalter Nebel auf ihrem Gesicht. Weeks hob den Rand der Maske an und sprühte dabei weiter. Fast ohne unangenehmes Ziepen löste sie sich von Darbys kribbelnder Haut.
    Anschließend packte Weeks ihr Handgelenk und drückte ihr etwas Weiches, Feuchtes in die Hand.
    «Wischen Sie sich das Gesicht ab», sagte er.
    Darby gehorchte. Ihre Haut prickelte immer noch. Als sie die Augen öffnete, sah sie direkt vor sich eine schwarze Trennwand zwischen Fahrersitz und Rücksitz.
Keine große Limousine, eher ein ganz normaler Wagen
, dachte sie. Getönte Scheiben und jede Menge schwarzes Leder.
    Jenseits der offenen Wagentür lagen Kälte und Dunkelheit. Im Licht der Straßenlaternen sah Darby die vertrauten Steintreppen am Eingang ihres Gebäudes.
    Weeks ließ etwas in ihren Schoß fallen und trat beiseite. Ihre Schlüssel, dazu ihr Führerschein und ihre Kreditkarten, die von einem Gummiband zusammengehalten wurden.
    Darby nahm alles an sich und stieg aus dem Wagen.
    «Danke fürs Heimbringen,
Soldat

    Weeks stieg wieder ein. Er schloss die Tür, und der Wagen – ein ziemlich ramponierter schwarzer Lincoln mit einer Delle im hinteren Stoßfänger – ruckte mit kurzem Reifenquietschen an. Das hintere Nummernschild fehlte. Der Lincoln fuhr zum Ende der Temple Street und bog dann, ohne abzubremsen, scharf auf die Cambridge ab. Ein kleiner weißer Honda legte eine Vollbremsung hin. Hupen plärrten, und der Lincoln verschwand.

23. Kapitel
    Darby stand wenige Schritte von einer der Laternen im Antik-Look, die beide Seiten ihrer Einbahnstraße säumten, auf dem Bordstein und ließ ihren Schlüsselbund um den Finger kreisen. Sie tat, als starre sie dem Lincoln hinterher und wäre schockiert, so einfach auf der Straße ausgesetzt worden zu sein.
    Aus dem Augenwinkel musterte sie ein Fahrzeug, das in der Nähe der Einmündung der Temple Street in die Cambridge Street geparkt war, direkt hinter einem Feuerhydranten. Ein Geländewagen. Von ihrer Position aus konnte sie nur die vordere Hälfte sehen. Der Wagen sah aus wie ein Chevy Tahoe, war schwarz mit dunklen, vermutlich getönten Fenstern. Er stand am Straßenrand direkt vor einem bei Collegestudenten beliebten Sandwichladen. Tagsüber hielten dort manchmal Autos, jemand sprang heraus und holte die bestellten Sandwiches ab. Aber um diese Uhrzeit war das Geschäft geschlossen, und kein Bewohner von Beacon Hill, der alle Sinne beisammenhatte, würde je dort parken. Wegen des Hydranten musste man

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