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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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zum Schreibtisch.
    «Jede Seite lesen und abzeichnen.» Er setzte sich auf den Schreibtischstuhl. «An den gekennzeichneten Stellen unterschreiben. Sobald Sie fertig sind, lasse ich Sie nach Hause bringen. Ich schlage vor, dort bleiben Sie erst mal. Die Feds wollen sicher noch mit Ihnen reden.»
    «Wie laufen denn die Ermittlungen im Norden?»
    Er lächelte. «Das ist vertraulich.»
    «Weil die Army daran beteiligt ist?»
    «Army, FBI , ATF . Wir arbeiten alle zusammen.»
    «Wurde Mark Rizzo gefunden?»
    «Kann ich Ihnen nicht sagen.»
    «Vielleicht können Sie mir dann wenigstens erklären, warum sich die Army für das biomedizinische Labor einer Hochschule interessiert.»
    «Hören Sie, wir können ewig so weitermachen. Sie stellen mir Fragen, die ich nicht beantworten kann, und amüsieren mich mit Ihren schnippischen Kommentaren. Mir ist das egal, ich bin sowieso bis zehn im Dienst. Oder Sie zeichnen die Unterlagen ab und können nach Hause gehen.»
    Darby starrte das Klemmbrett an und dachte an den Tag, an dem das Bostoner Büro zwei irische Jungs zu ihr geschickt hatte, die ihre Aussage aufnehmen sollten. Sie hatten behauptet, nicht zu wissen, was oben in New Hampshire passiert war, also hatte sie ihnen eine grobe Zusammenfassung der Ereignisse in jener Nacht gegeben und ihnen erklärt, wenn sie Details wissen wollten, sollten sie beim nächsten Mal jemanden mitbringen, der ihre Fragen beantworten konnte. Dasselbe Paar war am folgenden Tag ohne Antworten wieder bei ihr aufgekreuzt und hatte noch einmal versucht, sie auszuquetschen. Sie hatte die beiden ignoriert. Am Ende hatten sie frustriert aufgegeben.
    Und jetzt wollte ihr dieser Billy weismachen, die Feds hätten zwei große Nummern aus Washington heraufgeschickt – die beiden Dumpfbacken, die ohne Schutzanzüge ihre Quarantänekammer gestürmt hatten. Sie hatte zwei FBI -Agenten angegriffen und sie krankenhausreif geschlagen. Aber anstatt sie in Handschellen abzuführen, erklärte Army-Boy ihr nun, sie müsse nur ein paar Formulare unterschreiben und könne dann ohne eine Anzeige und weitere Fragen nach Hause gehen.
    Interessant.
    Darby setzte sich zurecht. Der Riemen grub sich in ihren linken Arm.
    «Was unterschreibe ich da eigentlich?»
    «Krankenhausentlassungsunterlagen und ein paar andere Kleinigkeiten», sagte er. «Los, sehen Sie sich die Dokumente an. Sie werden Ihnen gefallen. Die Lektüre ist wirklich fesselnd.»

21. Kapitel
    Darby blätterte mit der freien Hand den Papierstapel durch. Zweiundfünfzig Seiten Kleingedrucktes. Sie fing an zu lesen.
    Der erste Teil – er umfasste vierzehn Seiten – bestand aus Formularen, die das biomedizinische Labor der BU von jeder Art medizinischer Haftung entbanden. Danach folgten seitenweise Vertraulichkeitserklärungen, in denen bis ins quälendste Detail sämtliche rechtlichen Konsequenzen dargelegt wurden, die ihr drohten, falls sie je Lust verspüren sollte, irgendwelche Einzelheiten über das, was sie während ihrer Behandlung gesehen oder gehört hatte, auszuplaudern: bis zu zehn Jahre Gefängnis und eine Unzahl von Geldstrafen, die, wenn sie je zur Anwendung kamen, ihren finanziellen Ruin bedeuten würden.
    Der größte Teil der Unterlagen beschäftigte sich jedoch mit den Ereignissen in New Hampshire. Jede Menge Kleingedrucktes in dem hirnerweichenden Juristenjargon, von dem ihr seit jeher schwindlig wurde. In fast jeder Zeile las sie den Begriff ‹ USA Patriot Act›. Dabei handelte es sich um ein Gesetzespaket aus der George-W.-Bush-Ära. Es war unter dem Eindruck von 9/11 entstanden und gab den Behörden das Recht, jedermanns Telefonanrufe abzuhören, E-Mails und Krankenakten zu lesen sowie finanzielle Transaktionen zu überwachen – und zwar ohne richterlichen Beschluss.
    Darby blickte auf. «Ein bisschen drastisch, finden Sie nicht?»
    «Wenn es um Terrorismusbekämpfung und die nationale Sicherheit geht, können wir schon mal ein bisschen drastisch werden.»
    Oder wenn wir versuchen, etwas zu vertuschen.
Darby musste es nicht aussprechen; der Gedanke hing im Raum. Sie erwiderte den kalten Blick des Mannes und hätte gerne gewusst, wovor er solche Angst hatte. Was konnte sie in diesen Unterlagen finden?
    «Ich muss das mit meinem Anwalt durchgehen, bevor ich es unterschreibe», sagte sie. «Hier stehen viele juristische Formulierungen, die ich nicht verstehe.»
    «Tatsächlich? Ich dachte, das sei alles ziemlich eindeutig.»
    «Ich würde die Unterlagen trotzdem lieber erst meinem Anwalt

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