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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Beine berührten seinen Oberschenkel.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. «Wie lange sind Sie schon beim Secret Service?»
    «Wie bitte?»
    Eines musste sie ihm lassen: Dieses Pokerface machte ihm so leicht keiner nach. Kein Ausdruck des Erstaunens, er legte nur den Kopf schief und sah tatsächlich verwirrt aus.
    «Das kleine Loch im linken Revers Ihres Jacketts», sagte sie. «Sie und die beiden Ex-Football-Spieler, die an der Tür Wache halten, damit niemand uns stört – Sie alle haben dasselbe kleine Loch an der exakt selben Stelle. Secret-Service-Leute tragen da üblicherweise ihre Kennnadel, und wenn sie zum Personenschutz angefordert werden, eine andere, damit jeder sieht, zu welchem Dienst sie gehören.»
    Keats schüttelte leise lachend den Kopf. «Sie haben eine lebhafte Phantasie.»
    «Ich glaube nicht, dass Sie mich beschützen. Sonst wäre das viel unauffälliger gelaufen. Sie hätten nicht zwei Dumpfbacken in einem Geländewagen am Ende meiner Straße parken lassen. Ich denke, Sie benutzen mich. Sie wollen sehen, ob diese Kerle sich von mir anlocken lassen.»
    «Welche Kerle?»
    «Diejenigen, die das Haus der Rizzos gesprengt haben», sagte sie. «Diejenigen, die ich heute Nacht an der Explosionsstelle gesehen habe.»
    Keats’ Pokerface blieb unverändert. Darby wartete. Vielleicht würde er ja nach dem Köder schnappen.
    «Ich leite hier die Sicherheitsabteilung, Miss McCormick. Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen.»
    «Okay, tun wir mal so, als würde ich Ihnen glauben. Wer hat das Telefongespräch mit meinem früheren Boss arrangiert?»
    «Sergeant Major Glick. Ich befolge nur seine Anweisungen.»
    «Dann lassen Sie mich mit ihm sprechen.»
    «Er ist verhindert.»
    «Wann hat er Zeit?»
    «Schwer zu sagen. Da rufen Sie wohl besser seine Sekretärin an.»
    «Okay. Gehen wir zu seinem Büro. Ich weiß, es ist noch früh, aber ich kann warten. Jetzt, wo ich keinen Job mehr habe, habe ich viel Zeit.»
    «Warum lassen Sie die Sache nicht auf sich beruhen? Warum gehen Sie nicht einfach in Ihren alten Job zurück?»
    Weil ich weiß, dass du auch nur einer dieser verlogenen Mistkerle von irgendeiner Bundesbehörde bist. Weil ich weiß, dass du nicht nach Mark Rizzo suchst. Und weil ich dem Jungen, der entführt und in eine gottverdammte Jahrmarktsattraktion verwandelt wurde, etwas versprochen habe.
    Darby blieb ihm die Antwort schuldig.
    «Also gut.» Er schlug sich auf die Knie. «Meine Aufgabe hier ist erledigt. Schön, Sie kennengelernt zu haben, Miss McCormick.»
    Er machte Anstalten aufzustehen, doch Darby legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte ihn in seinen Sessel zurück.
    Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die Football-Typen sich auf die Bürotür zubewegten.
    «Beweisen Sie mir, dass ich falschliege», sagte sie zu Keats.
    «Falsch womit?»
    «Damit, dass Sie vom Secret Service sind. Leeren Sie alle Ihre Taschen und zeigen Sie mir, was Sie so mit sich herumtragen.»
    Keats starrte sie durchdringend an.
    «Oder wir werfen einfach einen Blick auf Ihre Handgelenke. Vielleicht finden wir ja ein Mikrophon.»
    Darby umfasste sein linkes Handgelenk und wollte es umdrehen, doch Keats packte sie am Unterarm. Dabei klaffte sein Jackett ein wenig auf. Einen Moment lang konnte Darby den Griff einer Waffe in einem Schulterholster sehen.
    «Bislang habe ich mich wie ein Gentleman benommen», sagte er. «Aber Sie kommen mir eindeutig zu nahe.»
    «Gewöhnen Sie sich dran.» Darby ließ ihn los und stand auf. «Ich finde selbst hinaus. Wir sehen uns sicher noch einmal wieder.»

35. Kapitel
    Mark Rizzo hatte vor vielen Jahren gelernt, mit der Dunkelheit seinen Frieden zu machen. Schon seit seiner Kindheit wusste er, dass sie Gefühle nur verstärkte, vor allem Angst. Und Schmerz. Sein Vater war ein ungeduldiger und jähzorniger Mann gewesen. Angefangen von einem verschütteten Glas Milch bis hin zu einem schlechten Zeugnis konnte ihn alles in Rage versetzen.
    Am liebsten nahm er den Gürtel. Er genoss das Ritual. Er stand auf – langsam, immer langsam. Erst dann öffnete er die Schnalle und zog den dicken Lederriemen ohne Hast aus den Schlaufen seiner farbbefleckten Jeans. Anschließend wickelte er ein Ende um seine große, schwielige Faust. Normalerweise, aber nicht immer, setzte er sich dann wieder, lehnte sich zurück und wartete. Manchmal eine Stunde lang, manchmal ein paar Tage. Mark erinnerte sich noch gut, wie er einmal dabei erwischt worden war, wie er einen Stein auf eine

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