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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Taube auf dem Garagendach geworfen hatte. Ohne wirklichen Grund. Der Anblick des Vogels war ihm einfach zuwider gewesen. Der Stein hatte ein Fenster zerdeppert, und sein Vater hatte bis zur Bestrafung einen ganzen
Monat
verstreichen lassen. Diesmal hatte auch die Gürtelschnalle eine Rolle gespielt.
    Es war immer im Dunkeln passiert. Immer. Im Dunkeln konnte man den Riemen nicht sehen. Mark wurde vom Ende des Gürtels aus dem Schlaf gerissen. Der Riemen kam wieder und immer wieder, bis sein Vater schnaufend davonging. Wenn Mark dann in seinem dunklen Zimmer lag, schien der Schmerz größer und intensiver. Ganz gleich wie stark der Wille war, der Geist konnte Schmerz nicht fassen, mit Schmerz nicht umgehen. Dabei war die Erwartung der Qualen durch den Gürtel oder die Schnalle noch viel, viel schlimmer, als sie tatsächlich ertragen zu müssen.
    Wie jetzt. Diejenigen, die ihn in ihrer Gewalt hatten, hatten ihm noch nichts getan. Aber das würde noch kommen. Er wusste, dass sie an diesem Ort Menschen quälten.
    Nackt und eingesperrt in der pechschwarzen, modrig riechenden Finsternis, manchmal wach, dann wieder in einer Art Halbschlaf, ließen sie ihn in der winzigen Zelle warten. Aufrecht stehen konnte er nicht. Dafür war der Kerker zu niedrig. Also saß er oder lag zusammengerollt auf der Seite und lauschte den Geräuschen. Gemurmelte Gebete. Lautes Flehen um Gnade und Vergebung. Er wollte ihnen befehlen, damit aufzuhören. Sie sollten still sein. Hier an diesem Ort gab es keinen Gott.
    Am schlimmsten waren die Schreie. Einige waren laut genug, den Erlöser selbst aus dem Schlaf zu reißen. Wenn die Schreie kamen, ertappte er sich dabei, wie er an den uralten, kalten Eisenstäben rüttelte, die ihn in diesem steinernen Sarg einschlossen – so als könnte er sie zerbrechen. Selbstverständlich brachen sie nicht. Er schob sich über den feuchtkalten Boden, suchte nach einem Versteck und wusste doch, dass er gefangen war, weder flüchten noch sich verbergen konnte. Er konnte nichts tun außer warten und seinen Geist abhärten gegen all das, was nun kam. Die Strafe war unvermeidlich, auch wenn sie ihn tage- oder wochenlang darauf warten ließen.
    Wie es anderen ergangen war, hatte er mit eigenen Augen gesehen.
    Er hörte das Weinen und Wimmern, das leise, aber inbrünstige Beten und dann das Kreischen der Scharniere, als eine schwere Tür geöffnet wurde.
    Hörte das Klimpern der Schlüssel.
    Hörte das leise Kratzen von Schritten, das plötzlich aufhörte.
    Jetzt ein anderes Paar Füße, eilig. Sie blieben stehen, und eine Stimme sagte: «Ich bringe dir Neuigkeiten über den Ketzer.»
    «Sprich, mein Kind.»
    Diese Stimme
, dachte Mark.
O Herr im Himmel, nein.
    Die erste Stimme sagte: «Die Familie des Ketzers wird von sechs, vielleicht auch acht Männern bewacht. Fünf sind im Haus, die anderen bewachen von Fahrzeugen aus die Straße.»
    «Und der Ketzer? Ist er zurückgekehrt?»
    «Nein. Er wechselt ständig seinen Aufenthaltsort und hält sich versteckt.»
    «Ich will nur das Mädchen. Holt das Mädchen und tötet die anderen.»
    «Ja, Archon.»
    Die Schritte wurden lauter, kamen näher.
    Mark Rizzo setzte sich nicht auf. Er drehte sich halb auf die Seite, bis seine Fußsohlen die Stäbe berührten. Wenn sie ihn holen wollten, würde er nach ihnen treten.
    Er hörte die Schritte nicht mehr. Jemand stand direkt hinter den Gitterstäben, atmete.
    Eine gedämpfte Stimme sprach: «Die Zeit ist gekommen, um um Verzeihung zu beten, Thomas.»
    «Nenn mich nicht so.»
    «Bevor wir deine Beichte hören, noch eine Frage: Wer war die Frau, die du in dein Haus eingeladen hast.»
    «Ich habe sie nicht eingeladen. Das war Charlie. Charlie hat sie gerufen.»
    «Sag uns, weshalb.»
    «Fragt Charlie.»
    «Was hast du in deinem Keller versteckt?»
    «Versteckt?», wiederholte er verwirrt. «Ich habe nichts versteckt.»
    «Die Frau ist letzte Nacht zu deinem Haus zurückgekehrt. Um etwas aus deinem Keller zu holen. Unsere Leute haben sie dort beobachtet.»
    Er wusste, dass sie die Wahrheit sagten. Sie hatten Leute dort oben. Leute, die die Augen offen hielten. Leute, die gehorchten.
    Mark – er hieß Mark, Thomas war schon lange tot – Mark sagte: «Ich weiß nicht, wovon du redest.»
    «Die Strafe wird bedeutend härter ausfallen, wenn du uns anlügst.»
    Mark Rizzo schloss fest die Augen. Er wünschte sich, er könnte sich mit reiner Willenskraft von diesem Ort befreien. Vor dem Sterben fürchtete er sich nicht. Was ihn mit

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