Zerstörte Seelen
bereit, ein paar Recherchen zur historischen und religiösen Bedeutung der Wendung
Et in Arcadia ego
für die charmante Absolventin vorzunehmen.
Als Nächstes rief Darby bei der Retired Boston Police Officers Association an, der Vereinigung pensionierter Bostoner Polizeikräfte. Der Ex-Cop, mit dem sie sprach, suchte für sie die gewünschten Informationen über Stan Karakas aus dem Computer. Der frühere Bostoner Detective hatte sich zur Ruhe gesetzt und war nach Darien, Connecticut, gezogen. Der Computer spuckte die Adresse und die Telefonnummer des Mannes aus.
Darby notierte sich alles auf einem Hotelblock. Sie dankte dem pensionierten Cop, legte auf und rief die Telefonzentrale der Bostoner Polizeibehörde an. Der Mann am Apparat war ein alter Bekannter und leitete ihren Anruf weiter auf Jimmy Murphys Handy.
«Darby, Mädchen, ich würde ja gerne ein bisschen mit dir plaudern, aber ich muss jetzt in die Falle.»
«Bloß eine kurze Frage zu der Party, die du letzte Nacht in meiner Straße gesprengt hast, an der Ecke Temple und Cambridge.»
«Die zwei Typen in dem Chevy Tahoe?»
«Genau die. Wer sind sie?»
«Feds vom Bostoner Büro. York und Blue. Wie sie mit Vornamen heißen, weiß ich nicht.»
«Haben sie dir gesagt, warum sie dort standen?»
«Angeblich für eine Observierung. Verdammt schlechte Arbeit, wenn du mich fragst.
Wen
sie überwachten, durften sie uns natürlich nicht sagen. Nach der Überprüfung ihrer Personalien mussten wir sie laufenlassen. Sonst noch was?»
«Träum süß, Jimmy. Und danke.»
Damit endete Darbys Glückssträhne. Stan Karakas’ Festnetznummer war abgemeldet, und auch unter seiner Handynummer war er nicht zu erreichen.
Zwei Stunden lang hing sie am Telefon, nannte jedem, mit dem sie redete, ihren Namen und gab sich als Bostoner Polizistin aus. Um Viertel vor vier bekam sie dann schließlich die Information, auf die sie nicht gehofft hatte: Stan Karakas weilte nicht mehr unter den Lebenden.
Er war in den letzten Jahren ziemlich oft umgezogen. Erst nach Connecticut, dann nach Utah, Colorado und schließlich nach Montana, wo er mit neunundsechzig an einem Herzanfall gestorben war. Beim Fliegenfischen. Das erfuhr Darby von seiner Witwe Nancy.
Karakas hatte die Ermittlungen im Rizzo-Fall zwar geleitet, aber es gab noch ein paar andere, die damals Überstunden geschoben hatten. An einen erinnerte Darby sich besonders gut – einen Iren mit dem gewöhnlichsten Namen der Welt: John Smith. Sie rief erneut bei der Retired Boston Police Officers Association an und fand heraus, dass Smith zwar pensioniert war, aber noch in der Gegend wohnte. Am North Shore in Nahant.
Diesmal klappte alles wie am Schnürchen. Sie bekam den Mann sofort an den Apparat, stellte sich vor und fragte ihn, ob sie sich mit ihm unterhalten könne.
«Klar», sagte Smith. «Worum geht’s denn, wenn ich fragen darf?»
«Um Charlie Rizzo. Ich würde aber gerne persönlich mit Ihnen sprechen.» Handygespräche waren zu leicht abzuhören. Die Ausrüstung dafür konnte man inzwischen bei jedem Elektrodiscounter kaufen.
«Ich könnte in knapp einer Stunde bei Ihnen sein», sagte Darby. «Haben Sie gerade Zeit?»
«Jede Menge, kommen Sie gerne vorbei. Und machen Sie einen 72-jährigen Mann glücklich, indem Sie ihn einfach Smitty nennen, okay? So haben mich als Junge alle gerufen, und wenn ich den Namen jetzt höre, komme ich mir nicht ganz so alt vor.»
Darby machte sich auf den Weg ins Parkhaus. Sie hätte gerne gewusst, ob es ihren neuen Freunden gelungen war, ihr bis hierher zu folgen.
Sie nahm das Motorrad noch einmal genau unter die Lupe, fand diesmal aber keine neuen Peilsender.
Dennoch – sie waren sehr nahe an ihr dran gewesen. Wer oder
was
auch immer diese Leute waren, sie gingen bemerkenswert planvoll vor und waren fast militärisch organisiert. Und sie wussten, dass sie die Sender in ihrer Lederjacke und an ihrem Motorrad gefunden hatte.
Darby fuhr durch Seiten- und Einbahnstraßen und wendete ein paarmal abrupt, doch einen Verfolger entdeckte sie nicht. Vielleicht wurde sie gar nicht beschattet. Vielleicht nahmen sie auch an, sie würde in ihre Wohnung zurückkehren, und hatten dort in der Nähe einen ihrer Leute postiert.
Oder sie warteten, bis es Nacht wurde, und versuchten im Schutz der Dunkelheit noch einmal, sie zu erwischen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten.
37. Kapitel
John Smith musste entweder im Lotto gewonnen oder eine Bank ausgeraubt haben. Darby kannte
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