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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Welpen spielten noch im Garten, der Wind trug ihr ausgelassenes hohes Bellen und Quietschen herüber.
    Smith schwieg, bis er die Zigarette zur Hälfte geraucht hatte. Dann beugte er sich vor und öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen, hielt dann aber inne. Darby wartete.
    «Das ist eine total verrückte Geschichte.»
    «Aber sie ist wahr.»
    «Jetzt weiß ich, warum Sie persönlich mit mir sprechen wollten. Wenn Sie mir diese Story am Telefon erzählt hätten, hätte ich aufgelegt.»
    «Sie haben sicher in der Zeitung darüber gelesen. Ich weiß, dass im
Globe
etwas stand.»
    «Nachrichten interessieren mich schon lange nicht mehr. Das Erste, was man als Cop lernt, ist, dass fast alles, was an Meldungen gesendet oder gedruckt wird, zu etwa zwei Prozent der Wahrheit entspricht. Die anderen achtundneunzig sind gequirlte Kacke. Glauben Sie, er war es tatsächlich? Charlie, meine ich.»
    «Ich habe weder eine DNA -Probe noch einen Fingerabdruck als Beweis. Ich müsste also eigentlich nein sagen.»
    Smith nickte und zog lange an seiner Zigarette.
    «Aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Mann Charlie war», sagte Darby. «Die Augenfarbe stimmte, und ihm fehlten beide Brustwarzen. Das wollte er mir unbedingt zeigen.»
    Smith nickte versonnen.
    «Die ganze lange Zeit …» Er wischte sich mit seiner großen Hand übers Gesicht und starrte zum dunkler werdenden Himmel hinauf. «Wenn das, was Sie sagen, stimmt, dann war der Junge am Leben und …» Er atmete tief durch und legte den Kopf schief. «Sie sagen, sein Körper war vernarbt?»
    Darby nickte.
    «Hat er gesagt, weshalb?»
    «Nein. Aber ich glaube, er wurde ausgepeitscht.» Im Lauf der vergangenen Woche hatte sie immer wieder darüber nachgedacht. Das Streifenmuster deutete darauf hin. «Das ist nur eine Vermutung. Ach, und sagte ich schon, dass man ihn zum Eunuchen gemacht hat?»
    Smith starrte sie mit weit aufgerissenen Augen an.
    «Kastriert», sagte Darby.
    «Ich weiß, was ein Eunuch ist. Es ist nur … Sind Sie
sicher

    «Absolut.»
    Er fuhr sich noch einmal übers Gesicht und schüttelte dann den Kopf, als erwache er aus einer Trance.
    «Die Geschichte mit der Maske aus Haut. Was hat es damit auf sich?»
    «Keine Ahnung», sagte Darby. «Haben Sie vielleicht irgendeine Vermutung?»
    «Von so etwas höre ich zum ersten Mal. Wird wohl irgendeine religiöse Bedeutung haben.»
    «Wie kommen Sie darauf?»
    «Die Tätowierung auf dem Nacken des Mannes ohne Zunge? Sie sagten, sie wäre Lateinisch, richtig?»
    «Ja. Allerdings kann ich zur Bedeutung noch nicht viel sagen. Aber ich habe einen Harvard-Professor darauf angesetzt.»
    «Sind Sie katholisch?»
    «Ja.»
    «Mein Beileid.» Er gluckste. «Früher wurden die Gottesdienste auf Lateinisch abgehalten, aber das war lange vor Ihrer Zeit. Vielleicht sogar lange vor meiner. Jedenfalls glaube ich, dass Sie es mit einer Art Sekte zu tun haben.»
    Darby nickte. Der Gedanke war ihr auch schon gekommen.
    «Was haben Ihnen die Leute von der Army gesagt?»
    «Gar nichts. Dasselbe gilt für die Feds. Man hat mich von den Ermittlungen ausgeschlossen. Ich vermute, der Giftgasangriff, bei dem die Cops ums Leben kamen, ist nur die Spitze des Eisberges.»
    «Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann.»
    «Erzählen Sie mir von Mark Rizzo.»
    «Er … Verdammt. Wie lange ist das her? Zwölf Jahre? Ich will ehrlich gesagt gar nicht mehr daran denken. Schauen Sie mich nicht so an. Sie wissen genau, wovon ich rede. Sie kennen sich mit Vermisstenfällen aus. Als Sie noch ein junges Mädchen waren, war dieser widerwärtige Traveler hinter Ihnen her und hat sich schließlich Ihre Freundin gegriffen.»
    Darby nickte.
    «Sie wissen so gut wie ich, dass dieser Mist einen ewig verfolgen kann. Wenn man es nicht schafft, ihn aus dem Kopf zu kriegen, schleppt man ihn ein Leben lang mit sich herum. Ich kann Ihnen nicht helfen. Am besten, Sie lesen einfach meine Berichte.»
    «Zu denen habe ich keinen Zugang.»
    «Wie soll ich das verstehen? Sind Sie denn nicht bei der CSU ?»
    «Nicht mehr. Sie wurde aufgelöst. Und seit heute Morgen bin ich auch meinen Job im forensischen Labor los. In dieser Sache ermittle ich rein privat.»
    «Ich kann bloß hoffen, dass Sie mich nicht zum Mitmachen überreden wollen. Die Antwort lautet nämlich nein. Ich wäre Ihnen auch nicht besonders nützlich. Und – nein – ich habe keine. Keine Kopien meiner Berichte, meine ich. Manche Detectives kopieren vor ihrer Pensionierung die Akten ungelöster

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