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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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sich trotzdem, ob er sie damit aus der Reserve locken wollte. Irgendetwas ging in ihm vor. Sie trank ihren Kaffee und wartete.
    «Das ist ein exklusiver Club», sagte er. «Ich bin selbst eine Art Ehrenmitglied.»
    Er nahm einen Schluck Whiskey und kommentierte das Brennen in seiner Kehle mit einem Zischlaut. «Jetzt erinnere ich mich auch wieder an Sie. Ihr Haar und die grünen Augen haben mich darauf gebracht. Sie kamen mit den anderen Laborratten, um Charlies Fahrrad abzuholen. Interessiert es Sie, was ich damals dachte?»
    «Ich werde es sicher gleich erfahren – selbst wenn ich nein sage.»
    «Sie haben recht. Ich sagte mir: ‹Weshalb beschäftigt sich ein so hübsches Mädchen mit so einer Kacke?›»
    «Ich wühle nun mal gern im Dreck.»
    Er gluckste leise. «Daran erinnere ich mich auch noch. Sie waren sehr direkt, haben allen die Hölle heißgemacht, wenn es mal nicht so lief, wie Sie sich das vorstellten. Und es war Ihnen egal, wem Sie dabei auf die Zehen traten. Die anderen Laborratten erledigten ihre Arbeit und verschwanden. Sie nicht. Sie blieben, steckten Ihre Nase in den Fall und wollten alles ganz genau wissen. Karakas hätte Sie am liebsten erdrosselt.»
    Darby schwieg.
    «Überrascht Sie das?», fragte er.
    «Nein.»
    «Weshalb nicht?»
    «Die meisten Mordermittler stehen lieber allein auf der Kommandobrücke und steuern das Schiff durch den Sturm.»
    «Richtig. Es geht um Ruhm und Ehre. Sie wollen den Täter dingfest machen und dann ihren Namen in der Zeitung lesen.» Smith zuckte die Achseln und nahm noch einen Schluck Whiskey. «Ich hab noch nie viel Wert auf Schlagzeilen gelegt. Wollte immer nur den Fall lösen, und diesen Eindruck hatte ich auch von Ihnen. Ihnen ging es einzig darum, den Jungen zu finden und ihn wieder nach Hause bringen. Ich vermute, deshalb sind Sie hier.»
    In sein Gesicht trat der sorgenvolle triefäugige Blick eines Bluthundes. Anscheinend glaubte Smith, sie sei gekommen, weil Charlie Rizzos Überreste gefunden worden waren oder weil es ein neues Beweisstück gab, das ihm erlaubte, den Fall zu den Akten zu legen. Mordermittler trauerten nicht so, wie es die Eltern eines vermissten Kindes taten. Das war auch nicht ihre Aufgabe. Trotzdem entstand oft eine starke emotionale Bindung zu den Opfern. Wurde ihre Leiche gefunden und der Fall gelöst, so konnte man vielleicht mit der Sache abschließen. Und falls der Täter hinter Gittern saß, stellte sich manchmal so etwas wie eine innere Befriedigung ein. Dann konnte man die Akten schließen, Staub ansetzen lassen und vielleicht alles vergessen.
    Aber bei Ermittlungen, in denen es um vermisste Kinder ging, in denen sich Wochen zu Monaten und dann zu Jahren dehnten, war das anders. Eine innere Tür blieb offen stehen. Immer wieder dachte man darüber nach, was man übersehen haben könnte. Solche Vermisstenfälle nagten tagein, tagaus an einem Ermittler. Entkommen konnte diesem Gefühl nur derjenige, der die Tür schloss und den Sarg zunagelte.
    Smith zog an der Zigarette und klopfte die Asche ab.
    «Was ist mit ihm passiert?» Der Rauch kräuselte sich durch die behaarten Löcher seiner Knollennase.
    «Er wurde erschossen», sagte Darby. «Aber ich habe vor seinem Tod noch mit ihm gesprochen.»

38. Kapitel
    Darby begann mit dem Anruf von Gary Trent. Sie schilderte kurz die Gespräche mit dem NH - SWAT Senior Corporal im Personentransporter und mit dem Unterhändler in der Einsatzzentrale. Von der Begegnung mit Charlie Rizzo im Haus der Familie berichtete sie jedes Detail. Sie beschrieb die toten SWAT -Teammitglieder und ihren Gefangenen, das Ding mit der eierschalenweißen Haut und der fehlenden Zunge. Die lateinischen Worte, die ihm auf den Nacken tätowiert worden waren, übersetzte sie für Smith.
    Sie erzählte von dem Saringas, den Wanzen in ihrer Wohnung und den Feds, die sie beschattet hatten. Nur das, was nachts an der Explosionsstelle passiert war, und die seltsame Episode mit den Männern im biomedizinischen Labor behielt sie für sich. Nicht weil sie Smith misstraute, sondern weil er von Minute zu Minute ungläubiger dreinsah.
Gib ihm Zeit, alles zu verdauen.
    Darby wartete auf seine Fragen. Er hatte ihr aufmerksam und ohne sie zu unterbrechen, zugehört. Jetzt zündete er sich eine neue Zigarette an und starrte nachdenklich in die kleinen Wellen, die sich am Strand unter ihnen brachen.
    Darby betrachtete eine Gruppe von hohen Bäumen auf der anderen Straßenseite. Goldene und rote Blätter segelten zur Erde. Die

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