Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
Vom Netzwerk:
nicht tun. Holen Sie Glick oder Fitzgerald oder sonst wen von dort, dann beantworten wir Ihre Fragen gemeinsam und machen uns einen langen, gemütlichen Abend hier in Nahant.»
    «Ich glaube, Sie brauchen noch ein bisschen Zeit zum Nachdenken.»
    «Sie sollten wirklich dort anrufen.»
    Er stand auf.
    «Wo wir gerade davon sprechen», sagte Darby. «Ich würde nun gerne den Anruf machen, der mir zusteht. Ich will mit meinem Anwalt sprechen.»
     
    Die Arrestzelle hatte die Größe eines Kleiderschranks. Das Stockbett war mit der Wand verschraubt, und in einer Ecke befand sich eine Edelstahlkombination aus Waschbecken und Toilette im Format eines Spindes – eine jener ach so cleveren Erfindungen, mit denen sich in Zellen Platz sparen ließ. Der Kasten stank nach Desinfektionsmitteln und Urin.
    Darby faltete ihre Jacke als Kopfkissen zusammen und legte sich auf die untere Pritsche.
    Sie hatte mit ihrem Anwalt gesprochen. Er hatte gesagt, sie solle sich keine Gedanken machen, die Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes könne er mühelos abschmettern. Allerdings erst am Morgen, wenn er einen Gerichtstermin bekam. Die Nacht würde sie wohl auf Staatskosten in Nahant verbringen müssen. Am Morgen musste Lu sie dann ziehen lassen. Es sei denn, es fiel ihm noch ein weiteres Vergehen ein. Darby traute ihm das durchaus zu.
    Die Anklage wegen illegalen Waffenbesitzes war Schwachsinn. Lu hatte sich das nur ausgedacht, weil er in die Ermittlung einsteigen wollte. Er hatte seine Fühler ausgestreckt und witterte eine Gelegenheit, sich einen Namen zu machen. Der Mann hoffte auf eine Beförderung oder eine Versetzung und auf einen höheren Verdienst, damit er keine Polizeikostüme in Secondhandläden mehr kaufen musste.
    Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als sich auf ein mentales Wildwestduell mit ihm einzulassen. Sie stellte sich vor, wie Lu ihr in einem Staubmantel wie aus einem John-Wayne-Film im knirschenden Split einer einsamen Landstraße gegenüberstand. Doch anstatt mit Schusswaffen wurde der Kampf in diesem Western mit reiner Willenskraft ausgetragen.
    Viel Glück
, dachte sie grinsend. Darby schloss die Augen und stellte sich auf eine lange Nacht ein.

42. Kapitel
    Bei Übernachtungen auf der Polizeiwache von Nahant war das Frühstück inklusive, und zwar bereits um sechs Uhr morgens. Serviert wurde es auf einem Papptablett, abgedeckt mit einer vom Dampf beschlagenen Cellophanhaut. Die Auswahl bestand aus pampigem weißem Toast, einem mehligen Apfel und krümeligem Rührei aus Instand-Eipulver. Darby hatte sich gerade für den Apfel entschieden, als Detective Lu erschien.
    Der Filzhut und der Regenmantel fehlten, doch er trug wieder einen billigen Anzug, diesmal aus einem schwarzen Mischgewebe, das bügelfrei und schmutzabweisend sein sollte. Sein weißes Hemd sah knittrig aus. Hatte er es schon am Vortag angehabt? Möglich. Die grässliche pink und lila gestreifte Krawatte kannte Darby jedenfalls.
    Die Hände tief in den Taschen vergraben und mit Kleingeld und seinen Schlüsseln klimpernd, starrte Lu Darby durch die Gitterstäbe hindurch an. Seine Augen blickten hellwach und konzentriert.
    «Sollen wir das Spiel beginnen?»
    «Gern», sagte Darby zwischen zwei Bissen. «Wollen Sie fangen oder werfen?»
    «Ich denke darüber nach, Sie als Beraterin zu engagieren.»
    «Wofür?»
    «Für den Fall, an dem Sie beteiligt sind.»
    «Sie sollten Ihre Krawatte lockern. Sie blockiert die Sauerstoffzufuhr zu Ihrem Gehirn, und das führt zu Wahnideen.»
    «Ich will Ihnen helfen.»
    «Wollen Sie nicht.» Darby warf den Rest des Apfels in die Toilette. «Das ist Ihr letzter verzweifelter Versuch, an irgendwelche Informationen zu kommen, weil man Ihnen den Fall wegnehmen wird und Sie wieder mal nicht das große Los gezogen haben.»
    In Lus Augen blitzten Angst und Ärger auf.
    «Wer ist es denn?», fragte Darby. «Die Feds oder der Secret Service?»
    «Warum interessiert sich das FBI dafür, was mit John Smith passiert ist?»
    Darby grinste und ließ ihn einen Moment lang zappeln.
    «Keine Ahnung. Fragen Sie doch die Feds.»
    «Der Staat Massachusetts nimmt seine Waffengesetze sehr ernst», sagte Lu.
    «Ich habe vollstes Vertrauen in die Gerichtsbarkeit.»
    «Dem Richter wird es sicher nicht gefallen, dass Sie Hohlkopfgeschosse verwenden. Bei illegaler Munition verstehen wir hier keinen Spaß. Aber ich bin gewillt, die Anzeige zurückzuziehen, wenn …»
    «Sprechen Sie mit meinem Anwalt.»
    «Die Feds werden Sie benutzen. Es

Weitere Kostenlose Bücher