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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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und legte wieder auf.
    «Bei der neunten Entführung», fuhr er fort, «sah ein Zeuge einen Van neben einem Kind auf einem Fahrrad anhalten. Der Junge hieß Max Zuckerman. Er war zehn, groß für sein Alter und ziemlich kräftig. Der Van bremste, blieb kurz stehen und raste dann weg. Das Fahrrad holperte noch ein Stück über die unbefestigte Straße. Ohne das Kind.»
    «Dann sprechen wir von zwei Tätern», sagte Darby. «Dem Fahrer und einer Person, die hinten im Van saß.»
    «Mindestens zwei. Der Junge war nicht leicht. Um ihn so schnell vom Fahrrad in den Wagen zu zerren, braucht man eher mehrere Personen.»
    «Und so kam Casey zu dem Schluss, dass es sich um eine Gruppe handeln musste.»
    Sergey nickte. «Das war seine Theorie, ja. Er war jung, wollte sich vermutlich einen Namen machen. Jedenfalls hat er die Kriminaltechniker angewiesen, jedes einzelne Stück Abfall am Straßenrand einzusammeln und als Beweisstück einzutüten. Auf der einen Meile bis zum Wendeplatz kam einiges zusammen. Zum Glück bestand Casey auf diesem gründlichen Vorgehen, sonst wäre die leere Spritze nie gefunden worden.
    Das staatliche Labor gab sich die größte Mühe, mit den vorhandenen Mitarbeitern und Ressourcen alle Fundstücke zu untersuchen. Und Jack veranlasste, dass alles danach noch in unser Labor geschickt wurde, auch das Fahrrad. Es gelang uns, auf der Spritze einen Fingerabdruck sicherzustellen. Später stellte sich heraus, dass der Abdruck zu einem zehnjährigen Jungen namens Francis Levin passte, der auf dem Nachhauseweg von der Schule verschwand. Das war 1954.»
    «Augenblick», sagte Darby. «Die Fingerabdruckdatensammlung wurde erst ’99 erstellt. Wie gelangten Levins Abdrücke in das System?»
    «Als Casey die Arbeit an den aktuellen Entführungsfällen beendete, übernahm eine weitere Sondereinheit die Fälle. Sie wurde später ins CASMIRC eingegliedert. Die Sondereinheit sorgte dafür, dass die Fingerabdrücke jedes jüngsten Kindes und jedes Einzelkindes, das je unter mysteriösen Umständen verschwunden war, gespeichert wurden. Später gab man die Abdrücke ins IAFIS ein und versah sie mit einem Code.»
    «Dann hat man also erst im Jahr ’99 herausgefunden, dass Levin hinter der Entführung steckte.»
    «Richtig. Wir haben nicht von allen vermissten Kindern Fingerabdrücke. Bei Levin hatten wir Glück, weil die Polizei nach seinem Verschwinden Abdrücke in seinem Zimmer sicherstellte.»
    «Gehörte Levins Fall auch zu den Entführungen, mit denen Casey sich in Kalifornien beschäftigte?»
    Sergey schüttelte den Kopf. «Levin kam in Oregon zur Welt und ist auch dort aufgewachsen. Jack ließ die Einheit für Verhaltenswissenschaften sämtliche bekannten Entführungsfälle noch einmal durchgehen. Gesucht wurde nach Opfern, die entweder das jüngste Kind einer Familie oder Einzelkinder waren. Bald steckten entlang der gesamten Westküste Nadeln in der Landkarte.»
    «Wie viele?»
    «Sechsundachtzig», sagte Sergey.
    «Grundgütiger», murmelte Coop.
    «Und das war nur die Westküste allein», sagte Sergey. «Diese Gruppe oder diese Sekte – ich weiß immer noch nicht, wie ich sie nennen soll – ist die ganze Zeit kreuz und quer durchs Land gezogen und hat immer die jüngsten Kinder von Familien verschleppt.»
    «Wie viele?», fragte Darby noch einmal.
    «Der letzte Stand? Knapp über dreihundert.»

51. Kapitel
    Darby sah betreten auf Sergeys polierte Oxfordschuhe. Ihr war schon ganz schwindelig von all den Zahlen.
    Francis Levin verschwindet
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und taucht
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als Entführer des kleinen Zuckerman wieder auf. Seine Fingerabdrücke werden auf einer Spritze gefunden – die erste Spur von ihm seit siebenundzwanzig Jahren. Und Casey geht davon aus, dass hinter dem aktuellen Fall wieder dieselbe Gruppe steckt. Das heißt, sie verschleppen seit mindestens siebenundfünfzig Jahren Kinder
.
    Sergey riss sie aus ihren Gedanken.
    «… halbwegs sicher ist nur, dass sie immer das jüngste Kind einer Familie auswählen. Nehmen wir zum Beispiel Charlie Rizzo. Weil wir wussten, dass er das jüngste Kind war, wurden seine Abdrücke ins IAFIS -System eingegeben. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass die Gruppe hinter allen dreihundert Entführungen nach diesem Muster steckt. Die Zahl könnte deutlich tiefer liegen.»
    «Oder noch viel höher», sagte Darby. «Außerdem gibt es noch weitere Opfer, Ermordete wie John Smith und seine Frau.»
    Und Ihre Frau
, setzte sie in Gedanken hinzu.
    «Ja, richtig», sagte Sergey.

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