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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Stellen abgeplatzt. Ein Foto hatte einen Schrei des Teenagers eingefroren. Auf einem anderen war der Mund des Mädchens mit Klebeband verschlossen. Eines der Bilder zeigte vor allem das blutverschmierte weiße T-Shirt. Der Stoff sah aus, als zerre jemand daran.
    Kratzgeräusche hinter der Schranktür, so als schabten trockene Zweige über Holz.
    Darby griff nach dem Türknauf. Casey hatte gesagt, die Gruppe würde ihm eine Botschaft schicken, und Darby hoffte inständig, dass er recht behielt und sie nun nicht die Leiche seiner Tochter finden würde.
    Sie riss die Tür auf, sprang dabei gleichzeitig beiseite und hob die Waffe.
    Unter den Bügeln mit bunter Kleidung saß ein nackter, mit rot-blauen Schwellungen übersäter Körper. An manchen Stellen fehlten ganze Hautpartien. Aber es handelte sich definitiv um einen Mann. Der Tote in dem Kleiderschrank hatte lockiges schwarzes, von Blut und Schweiß verklebtes Haar. Darby zwang sich, ihm ins Gesicht zu sehen. Sie nahm an, dass sie Mark Rizzo vor sich hatte, doch das war schwer zu sagen. Eine fremdartig aussehende, tellergroße Spinne hielt sein Gesicht umklammert. Das Vieh erinnerte an die Facehugger, die sich in den
Alien
-Filmen an den Gesichtern ihrer Opfer festsaugten. Es hatte einen länglichen, blassen zylinderförmigen Körper. Seine acht spitzen Beine krallten sich in die angeschwollenen blutigen Wangen des Mannes, während die gigantischen roten Kieferzangen sich an den wenigen noch vorhandenen weichen Fleischfetzen in den Augenhöhlen des Toten gütlich taten. Ihr Hinterteil hatte die Spinne zwischen die blutigen Lippen der Leiche gedrängt und vollführte stoßende Bewegungen, als würde sie Eier ablegen.
    Darby wich unwillkürlich zurück. Galle schoss ihr in die Kehle. Jetzt bemerkte sie auch die anderen Spinnen – Taranteln und kleinere, flinkere Exemplare –, die über den Körper krochen und in die Winkel des Schrankes flohen. Eine zweite Ausgabe der hässlichen Riesenspinnen saß auf einem Schuhregal und starrte Darby mit öligen schwarzen Augen an. Der Angriff kam mit einem kratzenden Fiepen.
    Mit erschreckender Geschwindigkeit schnellte die Spinne auf Darby zu. Darby sprang zwar zur Seite, spürte aber dennoch, wie das Vieh mit Wucht auf ihrer Brust landete. Sie wollte es mit zitternder Hand wegschlagen, doch es hatte sich bereits wieder von ihr abgedrückt. Darby jagten eiskalte Schauer über den Rücken. Zutiefst angewidert beobachtete sie, wie der gigantische Achtbeiner unter das Bett wuselte.

55. Kapitel
    Falls Jack Casey die Bilder gesehen hatte, merkte man ihm das nicht an. Darby fand, dass das Gesicht des Mannes so gut wie gar nichts preisgab. Es wirkte so unbeweglich, als hätte man das Fleisch durch Beton ersetzt.
    Er saß mit Sergey und einem anderen Mann, einem FBI -Agenten, der einen Kopfhörer trug, am langen Esszimmertisch. Sie starrten auf den Bildschirm eines kleinen Laptops, an den ein weißes, schnurloses Telefon angeschlossen war. Sie hatten es von der Küchenwand abmontiert.
    Obwohl sie die Fenster geöffnet hatten und die Heizung inzwischen abgestellt war, schwitzten alle.
    Sergey schaute auf die Uhr. Zehn Minuten vor eins.
    Die Haustür ging auf und wurde leise wieder geschlossen.
    Coop kam in die Küche. «Wir müssen über die Spinnen sprechen», flüsterte er.
    Darby nickte. Das Schlafzimmer oben war noch immer kein sicherer Ort. Die Bostoner Medizintechniker hatten, in Schutzoveralls gehüllt, vor dem Abtransport der Leiche erst einmal alle auffindbaren Spinnen eingesammelt. Eine davon war eine tödliche Schwarze Witwe gewesen. Darby hatte sie selbst von der Leiche gepflückt und die charakteristische rote Zeichnung in Form einer Sanduhr auf dem kleinen schwarzen runden Leib gesehen, bevor sie das Tier in ein Probenglas hatte fallen lassen.
    Coop sagte: «Leland wird seine Leute nicht in den Autopsieraum lassen, solange diese Dinger noch auf der Leiche herumkrabbeln.»
    «Deshalb machen wir es ja.»
    «Was?»
    «Wir sehen uns den Toten an.»
    «Warum wir?»
    «Die FBI -Laboranten haben in Florida zu tun. Deshalb habe ich angeboten, die Leiche zu untersuchen.»
    Coop wurde blass.
    «Magst du keine Spinnen?» Darby grinste.
    Für eine Antwort blieb ihm keine Zeit. Das Telefon klingelte.
    Sergey griff nach seinem Kopfhörer. Casey fixierte das Telefon, nahm aber nicht ab. Erst nach dem dritten Klingeln gab der Mann am Laptop ihm ein Handzeichen.
    «Hallo … Ja. Ich bin’s. Jack Casey.»
    Dann sagte Casey nichts mehr.

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