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Zerstörte Seelen

Zerstörte Seelen

Titel: Zerstörte Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Mooney
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Er hörte nur noch zu. Sein Gesicht war vollkommen ausdruckslos. Schließlich nahm er den Hörer vom Ohr.
    Stille. Sergeys Gesicht war aschfahl. Der andere Mann starrte auf den Monitor. Casey legte den Hörer auf den Tisch zurück, als wäre er aus zerbrechlichem Kristall. Dann erhob er sich mit knackenden Knien und verschwand im Wohnzimmer. Sergey ging zur Haustür, an der ein Secret-Service-Agent stand, der draußen mit ihm sprechen wollte.
    Darby rückte einen Stuhl neben den Mann am Computer, einen kräftigen Weißen mit rasiertem Schädel.
    «Wir konnten das Gespräch nicht zurückverfolgen.» Er schüttelte den Kopf. «War nicht lang genug.»
    «Sie haben gehört, was gesagt wurde?»
    Der Mann leckte sich die Lippen. Nickte. «Seine Tochter war am Telefon. Weinte. Sagte ihm, dass oben im Schlafzimmer ein Geschenk für ihn läge. Etwas, das er unbedingt sehen müsste.»
     
    «Wir treffen uns in der Stadt.» Sergey war zurück im Haus. «Ich muss erst noch ein paar Leute in unserem Bostoner Büro anrufen. Sie schicken das Evidence Response Team zur Beweissicherung her. Die kümmern sich um das Schlafzimmer.»
    «Rufen Sie die Bostoner Polizeibehörde an», sagte Darby. «Sicher können Ihre Leute das Polizeilabor benutzen.»
    «Gute Idee.»
    «Hat diese Gruppe so etwas schon einmal gemacht? Kontakt aufgenommen und eine Leiche mit reichlich Spurenmaterial hinterlassen?»
    «Nein. Das ist eine Premiere. Und das beunruhigt mich. Die brüten etwas aus.»
    «Und unterziehen nebenher Casey einer Psychofolter.»
    Sergey nickte, doch sein Blick ging an ihr vorbei.
    «Die Bilder oben …»
    «Jacks Tochter.»
    «Hat er sie gesehen?»
    Sergey nickte.
    «Wie alt?»
    «Zwölf.» Er warf einen Blick auf die Uhr.
    «Wo ist Casey jetzt?»
    «Auf dem Weg ins Leichenschauhaus. Er will sich beschäftigen.»
    «Ich muss erst nach Hause und meinen Koffer mit der forensischen Ausrüstung holen.»
    «Ist schon im Institut. Ich lasse Sie hinfahren.»
    Sergey hatte sich bereits halb abgewandt, aber Darby war noch nicht fertig. «Die Spinnen – wir müssen sie identifizieren, damit wir ein passendes Gegengift vor Ort haben, falls hier oder im gerichtsmedizinischen Institut jemand gebissen wird. Das ist eine Haftungsfrage, und Ellis, der Institutsleiter, kennt bei Haftungsfragen kein Pardon.»
    Sergey stieß einen langen, müden Seufzer aus. Er rieb sich mit den Handballen die Augen. «Okay. Ich kümmere mich darum.»
    Darby ging wieder in die Küche, streifte den dicken weißen Schutzanzug und die Handschuhe ab und stopfte alles in einen Beutel für biologisches Gefahrgut.
    Caseys Bewacher vom Secret Service, der Mann aus dem Süden, den sie nur als Neal Keats kannte, stand an der Haustür.
    Als er ihr fragendes Gesicht sah, sagte er: «Mr. Casey will, dass ich mich jetzt um Sie kümmere.»
    «Und Ihr Name?»
    Er lächelte. «Neil Keats.»
    «Sie benutzen keinen Decknamen? Und wenn ich nun das biomedizinische Labor angerufen und nach Ihnen verlangt hätte?»
    «Dann hätte man dort den Anruf auf mein Handy weitergeleitet. Mr. Cooper sitzt bereits im Wagen. In dem schwarzen Lincoln Navigator. Ich begleite sie.» Er hob die rechte Hand zum Mund und sprach in sein Handgelenkmikrophon. «Bringe die ZSP jetzt raus.»
    « ZSP ? Zu schützende Person?»
    «Zickenschutzprogrammteilnehmerin. Passend, finden Sie nicht?»
    Keats hatte bereits die Tür geöffnet, als Darbys Handy klingelte. Auf dem Display erschien ‹unbekannt›.
    Sie nahm ab: «McCormick.»
    «Ich sehe, dass Mr. Casey weg ist», sagte eine verzerrte Männerstimme. «Da Sie inzwischen ganz dick mit ihm sind, Dr. McCormick, erwähle ich Sie zu meiner Botschafterin.»
    Darby ließ den Blick über die am Straßenrand geparkten Wagen schweifen.
    «Und Sie sind?»
    «Hören Sie gut zu. Hier ist jemand, der mit Ihnen reden möchte.»
    Darby unterbrach die hysterische Frau am anderen Ende nicht.
    Nach dem Anruf atmete sie mehrmals tief durch, um ihr rasendes Herz zu beruhigen.

56. Kapitel
    Mit Sirenengeheul und blitzendem Blaulicht fuhren sie in dem großen schwarzen Lincoln Navigator nach Boston. Coop saß schweigend neben ihr. Durch kugelsichere Fensterscheiben geschützt, sahen sie zu, wie der Lincoln sich seinen Weg bahnte. Andere Fahrzeuge wichen nach links und rechts aus, um sie durchzulassen.
    Sie sagte ihm nichts von dem Anruf. Noch nicht. Erst musste sie darüber nachdenken. Außerdem wanderten ihre Gedanken aus irgendeinem Grund immer wieder zurück zu John Smith. Sie

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