Zerstörte Seelen
Gesichtsschild hochzuklappen», fügte Coop hinzu.
Darby zeigte mit der Pinzette auf eine Fraßwunde im Gesicht des Opfers. «Kann das eine Walzenspinne gewesen sein?»
«Wenn der Mann tot war, ohne weiteres. Diese Spinnen müssen ja von etwas leben.»
«Greifen sie gelegentlich Menschen an?»
«Walzenspinnen? Nein. O nein. Sie sind nachtaktive Einzelgänger und mögen keine direkte Lichteinstrahlung. Deshalb ist das Tier in dem Aquarium auch so nervös und schreit. Walzenspinnen halten sich lieber im Dunkeln oder im Schatten auf.»
«Eine davon hat mich aber angesprungen.»
«Nun ja, das kann passieren, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen und kein Versteck haben. Aber sie sind weder aggressiv noch giftig. Eine Walzenspinne hätte diesen Mann niemals töten können. Aber diese Wunde hier …» Perkins beugte sich über die Leiche und zeigte auf eine geschwürartige schwarze Blase, aus der Eiter quoll. Sie bedeckte fast den gesamten rechten Unterarm des Mannes. «Das ist eindeutig ein Spinnenbiss. Die Größe und Farbe der Blase sowie die großflächige Schädigung des Gewebes deuten darauf hin, dass hier zumindest ein Teil der Todesursache liegen könnte.»
In dem Glas, das Perkins vom Regal nahm, hockte eine haarige braune Spinne, deren Körper die Größe eines Spielkartenstapels hatte. Die langen nadelförmigen Beine betasteten die Glaswände. Darby bemerkte eine violinenförmige Zeichnung auf dem zylinderförmigen Rücken des Tieres.
«Das ist eine Braune Einsiedlerspinne», sagte Perkins. «Sehr giftig. Gibt ein Hämotoxin ab, das zu den charakteristischen Wunden führt, wie wir sie hier am Arm des Mannes sehen. Die geschwürartige Öffnung bildet sich innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach dem Biss.»
Darby spürte, wie ihr der Schweiß aus den Poren brach. «Ist der Biss tödlich?»
«Ein einzelner Biss? Nein.» Zu Darbys Erleichterung stellte Perkins das Glas ins Regal zurück. «Das Hämotoxin vergiftet die Zellen und das Gewebe an der Bissstelle und verteilt sich dann nur langsam weiter. Wenn er nicht behandelt wird, kann ein solcher Biss allerdings zu Fieber und in seltenen Fällen zum Koma und zum Tod führen. Bis zum Ableben vergehen leicht zwei oder drei Tage. Leider bin ich kein Mediziner, deshalb kann ich Ihnen nicht sagen, wann der Mann gestorben ist. Aber ich kann Ihnen versichern, dass er mehrmals und von verschiedenen giftigen Spinnen gebissen wurde.»
Perkins deutete auf eine Reihe von roten und lilafarbenen Schwellungen unterschiedlicher Größe, die sowohl auf den Schultern des Opfers als auch auf seiner Brust, in der Leistengegend und an den Beinen überall zu sehen waren. Eine Spinne hatte ihn offensichtlich in einen Hoden gebissen. Er war schwarz und auf die Größe einer Grapefruit angeschwollen. An den Fußsohlen des Mannes entdeckte Darby weitere Bisse.
Perkins sagte: «Fast alle Spinnen in diesen Gläsern könnte man als giftig oder gar tödlich einstufen. Erstaunlicherweise befinden sich auch Trichternetzspinnen darunter. Diese Spezies kommt vor allem in der Umgebung von Sydney vor. Ihr Biss ist
extrem
schmerzhaft, und ihr Gift enthält Atraxotoxin, ein Nervengift, das auf die Neurotransmitter einwirkt. Nach dem Biss stellen sich Muskelkrämpfe, heftige Übelkeit und Erbrechen ein.»
«Gibt es auch Trichternetzspinnen in den USA ?»
«So gut wie keine.»
Dann hat jemand sie ins Land geschmuggelt
, dachte Darby. Sie machte sich eine Notiz auf dem Klemmbrett. Sergey sollte sich mit der Zollbehörde in Verbindung setzen und herausfinden, ob es bekannte Fälle von illegaler Einfuhr giftiger Spinnen gab.
«Diese Spinnen», sagte Perkins, «leben in trockenen, heißen Gegenden. Die Kälte hier bei uns halten sie nicht lange aus.»
«Jemand hatte die Temperatur in dem Haus, in dem wir sie gefunden haben, auf 35 Grad gestellt.»
«Die dort am Ende des Regals ist eine Finsterspinne. Nicht giftig. Aber ihr Biss ist sehr schmerzhaft, führt zu Schweißausbrüchen und Erbrechen. Die kleinen Racker sind nicht nur sehr flink, sie sind auch äußerst angriffslustig. Wenn sie sich gestört fühlen, werden sie garstig. Bei der toxikologischen Analyse werden Sie sehr viele unterschiedliche Gifte finden.»
«Genügend, um einen Menschen zu töten?»
«O ja. Definitiv. Ein schreckliches Ende, übrigens. Einmal wurde ich in El Salvador in die Hand gebissen, als ich versuchte, eins von den hübschen Biestern da oben einzufangen. Nicht nur der Schmerz war unbeschreiblich. Ich
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