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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Büroräume?«
    »Seit genau zehn Tagen. Warum fragen Sie?«
    »Und wer war vor Ihnen in diesen Räumen?«
    »Keine Ahnung! Ich habe durch Zufall das Schild gesehen: Zu vermieten! Nanu, dachte ich. Hier ist eine ganze Etage, und du als Makler weißt es nicht? – Und da sie mir gefiel, habe ich sie genommen. Ich habe nicht gefragt, wer vorher drin war.«
    »Die Astoria-Film!« sagte Poltecky laut.
    »Ausgeschlossen!« Herr Dallmayer lächelte mokant. »Ich habe das ganze Mobiliar, das dem Hauswirt gehört, mit übernommen. Glauben Sie, daß eine Filmfirma – bei ihrem Geld – in geliehenen Möbeln wohnt?«
    »Nein. Sicher nicht. Entschuldigen Sie.« Poltecky wandte sich zur Tür und schlurfte hinaus. Sein Gehgips knallte noch lange die Treppe hinab – er mußte langsam gehen, weil er glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    Zitternd lehnte er sich unten an die Haustür und schloß die Augen.
    Das ist das Ende, dachte er. Das schnelle Ende meines schriftstellerischen Abenteuers. Drei Frauen habe ich um ihr letztes erspartes Geld betrogen, drei Frauen habe ich die Ehe versprochen, um dieses Geld zu bekommen – und jetzt ist dieses Geld verloren, mir abgeschwindelt worden. Ich bin in einen Betrug gestolpert, ich, der ich selbst drei Frauen betrog!
    14.000 DM! Weg, vertan, verschenkt an einen noch größeren Lumpen, als ich selbst es bin.
    »Ich Idiot!« sagte er laut. »Oh, ich Idiot!«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, meinte eine Stimme neben ihm. Poltecky öffnete die Augen. Der Chauffeur sah ihn an, die Mütze hatte er in den Nacken geschoben. »Fahren wir weiter, oder …« Er sah auf seinen Block, den er aus der Tasche zog. »Es sind bis jetzt 14,75 DM!«
    »Kommen Sie.« Poltecky stieß sich von der Hauswand ab und humpelte zu dem Taxi. »Fahren Sie zur Polizei.«
    »Zur Polizei?« Der Chauffeur schielte zu Poltecky. »Selbstanzeige?«
    »Ich bin betrogen worden!« Poltecky ließ sich in die Polster fallen und zog das Gipsbein ächzend nach. »Fahren Sie zur Kriminalpolizei.«
    »Zu Kriminaloberinspektor Baumann.«
    »Von mir aus«, sagte Poltecky müde.
    »Der ist der Leiter vom Betrugs-Dezernat. Wir Taxifahrer kennen die alle von der Kriminal.«
    Poltecky schloß wieder die Augen. »Fahren Sie schon«, sagte er gequält. »Fahren Sie schnell!«
    »Bitte die Akte Wulfert!« sagte Kriminaloberinspektor Baumann. Er saß Poltecky gegenüber und beobachtete mit einigem Mitleid, wie dieser das dritte Glas Kognak trank und versuchte, seinen Gedanken zu entfliehen.
    »Was Sie mir da erzählen, ist eine Spezialität des Gauners. Komischerweise fallen immer noch welche darauf herein.«
    »Ich habe geglaubt, die große Chance meines Lebens vor mir zu haben.« Poltecky trank das Glas leer. Seine Hand zitterte, als er es zurück auf den Tisch stellte. »Können Sie das nicht verstehen? Da schreibt man, Monat um Monat. Man schickt Hunderte Briefe weg, und mit jedem Brief geht ein Stück Sehnsucht hinaus: Vielleicht nimmt er es an. Vielleicht wird es gedruckt. Vielleicht ist einer unter den Hunderten, der sagt: Da haben wir einen Mann entdeckt, der schreiben kann! – Aber keiner ist da, der das sagt – sie kommen alle wieder zurück, die Briefe. Mit vorgedruckten Schreiben, auf denen eine in nette Worte gekleidete Lüge steht: ›Wegen Platzmangel – Thema schon gebracht – im Augenblick nicht gefragt –‹ Alle Briefe kommen zurück – Monat um Monat … Und dann kommt ein Brief, ein dünner Brief mit wenigen Worten: ›Wir haben Ihren Filmentwurf gelesen … Wir werden den Film drehen!‹ – Können Sie verstehen, daß man da verrückt vor Freude wird? Daß man durchdreht, daß man unlogisch wird, blind, dumm, kindisch? Daß man alles glaubt, alles – weil man ja auf einmal an seine große Chance glaubt.«
    Kriminaloberinspektor Baumann schlug die Akte auf, die ihm ein junger Beamter hinreichte, und schob sie zu Poltecky.
    Ein Foto lag oben auf. Poltecky nickte, als er das dicke Gesicht mit den Tränensäcken unter den Augen sah.
    »Das ist er. Herwig Walker.«
    »Eigentlich heißt er Hermann Wulfert. Vorbestraft mit vier Jahren Zuchthaus wegen Wechselbetrugs und Erpressung, drei Jahre Zuchthaus wegen betrügerischem Konkurs und Zeugenbedrohung, ein Jahr Zuchthaus wegen Meineids und Führens falscher Titel. Vor einem Jahr entlassen. Und nun …« Baumann blätterte in den Schriftstücken. »Wissen Sie, der wievielte Betrogene Sie in diesem neuen Fall sind?«
    »Es gibt noch mehr Idioten als mich?«
    »Sie sind

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