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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich den Schweiß von der Stirn. Die plötzliche feuchte Hitze nahm ihm fast den Atem. Ein Mädchen mit einer weißen Haube kam auf ihn zu und sah ihn freundlich an.
    »Sie wünschen, mein Herr?«
    »Was drehen Sie denn hier für eine Szene?« fragte Poltecky unsicher.
    »Wie bitte?« Das Mädchen musterte Poltecky.
    »Das steht doch nicht in meinem Drehbuch! Wo ist Herr Bretschnider? Oder ist das ein anderer Film?«
    Das Mädchen drehte sich herum und wich einen Schritt zurück.
    »Chefin!« schrie sie nach hinten in die Halle. »Chefin! Hier ist'n Verrückter! Kommen Sie schnell!«
    Poltecky mußte sich an die Wand lehnen. Er spürte, wie er plötzlich weich in den Knien wurde. Nur der starre Gehgips hielt ihn aufrecht – wie eine Stange stützte er den Körper senkrecht. Das ist doch nicht möglich, sagte Poltecky sich vor. Das kann doch gar nicht möglich sein.
    Er sah auf, als eine dicke Frau in einer nassen Schürze vor ihm stand und ihn mit einem Ausdruck von Mitleid betrachtete.
    »Maria – bring einen Stuhl!« rief sie zu dem etwas abseits stehenden Mädchen. »Siehst du denn nicht, daß der Herr verletzt ist?« Sie trat an Poltecky heran und wollte ihn unter dem Arm stützen. Poltecky schüttelte den Kopf.
    »Danke. Es geht schon wieder. Es war nur ein kurzer Schwächeanfall.« Er sah sich um und zeigte mit ausgestrecktem Arm um sich. »Was ist das hier?«
    »Meine neue Großwäscherei. ›Der weiße Rabe‹! Der Name stammt von einem Werbefachmann. Ich find ihn dumm – aber bei den Frauen kommt er an!«
    »Eine Großwäscherei?« Poltecky schloß die Augen. Nein, sagte er sich wieder. Nein! Es wird sich alles als harmlos herausstellen. Es muß sich als harmlos herausstellen. »Es ist also kein Film?«
    »Wie kommen Sie auf Film?« Die Wäschereibesitzerin schüttelte den Kopf. »Ich habe die Halle vor zehn Tagen gemietet und eingerichtet. Der Makler sagte mir, sie stände seit dem Kriege leer, weil man nicht wußte, ob sie wegen des Naturschutzparkes eines Tages doch abgerissen werden würde. Jetzt darf sie bestehen bleiben – und da habe ich sie gemietet!«
    »Und das Filmatelier?« Poltecky schrie es heraus. »Ich habe doch selbst die Kameras gesehen! Ich habe mit dem Regisseur gesprochen! Sie haben die ersten Szenen gedreht. Ich habe das alles doch nicht geträumt!«
    »Von all dem habe ich keine Ahnung. Als ich die Halle übernahm, war sie leer.« Die Wäschereibesitzerin griff Poltecky unter den Arm. Er schwankte und drückte den Rücken gegen die kalte, feuchte Wand, um nicht nach vorne hinzuschlagen. »Soll ich einen Wagen rufen?« fragte sie und sah sich nach Hilfe um.
    »Bitte.« Er nickte und atmete ein paarmal tief, um den Druck, der auf seinem Herzen lag, loszuwerden. »Ein Taxi. Ich danke Ihnen.«
    »Aber bitte.«
    Während sich Poltecky auf den Stuhl setzte, den ein Mädchen brachte, rief die Wäschereibesitzerin ein Autotaxi an.
    Wortlos verließ Poltecky die Halle, als der Fahrer durch die Eisentür sah. Die Frau in der nassen Schürze sah ihm kopfschüttelnd nach.
    Poltecky ließ sich nach Hamburg fahren, zum Büro der Astoria-Film. »Warten Sie bitte«, sagte er zu dem Chauffeur, als er sich mühsam aus dem Wagen rollte und mit seinem schweren Gehgips über den Asphalt krachte. »Ich brauche Sie noch.«
    Schon an der Tür des 1. Stockwerkes sah Poltecky, daß die Astoria-Film hier nicht mehr die Geschäftsräume hatte. Ein anderes Schild war an die Türfüllung geschraubt. Peter Dallmayer, Makler und Hausverwaltung.
    Poltecky schellte. Eine junge Stenotypistin machte ihm auf.
    »Bitte«, sagte sie. Poltecky betrat den bekannten Flur. Es hatte sich nichts geändert, selbst die Möbel waren die gleichen, die Kokosläufer, die kleinen Sessel in der Wartediele, die Aktenrollschränke. Alles war da – nur Herwig Walker fehlte.
    Peter Dallmayer kam aus seinem Büro. Er verbeugte sich knapp und musterte den Kunden. Keine große Sache, kalkulierte er. Vielleicht ein Wochenendhaus oder eine Hypothek. Oder 600 qm Gemüsegartenland am Stadtrand, gepachtet für fünf Jahre.
    »Darf ich Sie bitten«, sagte er. Aber Poltecky hob die Hand.
    »Bemühen Sie sich nicht, Herr Dallmayer. Ich komme nicht als Kunde.«
    Das Gesicht Dallmayers wurde lang und ernst. Er schielte zu seiner Sekretärin und bunkerte mit den Augen.
    »Ein Herr vom Finanzamt?« fragte er, krampfhaft fröhlich.
    »Keine Angst.« Poltecky lächelte schwach. »Ich wollte nur eine kleine Auskunft von Ihnen. Seit wann haben Sie diese

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