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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und hinüber zur Innenalster und stand eine Zeitlang vor den Auslagen eines großen Fotoateliers auf dem Bahndamm.
    Porträts von Filmstars, Industrieaufnahmen, Landschaften, Hochzeitsbilder, Kinderköpfe, Fotomontagen. Poltecky zögerte ein wenig, ehe er die Klinke der Glastür niederdrückte und in den weiträumigen Laden trat. Ein sehr eleganter junger Mann kam auf ihn zu und begrüßte ihn wie einen König.
    »Ein Porträt, mein Herr?«
    »Nein.« Poltecky setzte sich und streckte sein Gipsbein von sich. »Ich komme mit einem – nennen Sie es ruhig – verrückten Auftrag zu ihnen. Es handelt sich um Fotomontagen.«
    »Fotomontagen sind eine Spezialität unseres Hauses.«
    »Ich zweifle nicht daran. Aber Sie werden verwundert sein, wenn Sie erfahren, was und wie Sie montieren sollen. Also -« Poltecky atmete tief. Mut, sagte er sich vor. Nur Mut! »Ich habe mir gedacht, daß Sie folgendes herstellen, in der Größe von 13 mal 18 Zentimeter: die Schauspieler Peter Dahms, Erika Lowett, Franco Bendi und Julia Gringo einmal hineinkopiert in die Kulisse des Siebengebirges am Rhein, einmal an der Küste und einmal vor der Fassade eines Herrenhauses.«
    Der Fotograf zog die Augenbrauen hoch. Es war der einzige sichtbare Ausdruck seiner Verwunderung.
    »Hm«, sagte er. »Darf ich fragen …«
    »Sie wundern sich.« Poltecky nickte mehrmals. »Ich habe es Ihnen im voraus gesagt. Sie halten mich für ein wenig geistesgestört. Aber es ist ein Scherz, nur ein simpler Scherz für einen Bekannten. Ich lasse ihn mir etwas kosten, wenn die Bilder so natürlich sind, als hätte man sie wirklich an den Orten mit den Schauspielern aufgenommen. Und noch etwas: Ich brauche die Fotos in drei Tagen – spätestens.«
    »Das ist ein wenig knapp, mein Herr.« Der Fotograf sah auf seine Hände. »Außerdem weiß ich nicht, ob diese Montagen gestattet sind. Es könnte Unfug damit gemacht werden – verstehen Sie mich recht. Wenn die Montagen in die Presse kommen …«
    »Ich unterschreibe Ihnen eine Erklärung, daß die Aufnahmen nur zum privaten Gebrauch verwendet werden.«
    »Wir wollen versuchen, Sie zufriedenzustellen. Wo dürfen wir die Aufnahmen hinschicken?«
    »Rissener Krankenhaus, draußen in Blankenese. Unfallstation. Franz v. Poltecky.«
    »Sehr wohl.« Der Fotograf verbeugte sich tiefer. »Sie werden zufrieden sein, Herr Baron.« Der Fotograf notierte sich den Auftrag und sah dabei zu Poltecky hinüber. Soll man eine Anzahlung nehmen, dachte er. Er sieht nicht aus wie ein Krösus – aber er liegt in Blankenese im Krankenhaus und ist ein ›von‹. Er könnte tief beleidigt werden, wenn ich eine Anzahlung verlange.
    Der Fotograf beschloß, auf diese Sicherheitsmaßnahme zu verzichten. Das Gipsbein war Beweis genug, daß Herr v. Poltecky einen Unfall gehabt hatte und sich in ärztlicher Behandlung befand. »Ich werde einen Lehrling hinausschicken«, sagte er. »Übermorgen.«
    »Am besten vormittags. Nachmittags bin ich zum Gehtraining im Park.«
    »Wie Sie wünschen, Herr Baron.«
    Der Fotograf hielt die Glastür auf, als Poltecky den Laden verließ.
    An diesem Tage hatte Poltecky noch eine kleine Auseinandersetzung mit dem Oberarzt der Klinik. Als er nämlich in sein Zimmer zurückkam, fand er dort ein abgezogenes Bett vor und zwei Mädchen, die das Zimmer mit Sagrotanlösung putzten und den Boden schrubbten.
    »Was ist denn hier los?« fragte er und setzte sich auf das abgezogene Bett.
    »Sie sind doch aus dem Krankenhaus entlassen«, erklärte eines der Mädchen. »Schwester Euralia sagte, wir könnten das Zimmer putzen zur Neubelegung.«
    »Her mit Schwester Euralia!« schrie Poltecky. »Man kann mich doch nicht einfach aus dem Bett werfen! Her mit der Haube!«
    Die Mädchen liefen aus dem Zimmer und warfen die Tür hinter sich zu. Poltecky faßte sein Gipsbein, legte es auf die Matratzen und schob dann seinen Körper nach. So lag er auf dem nicht bezogenen Bett, als statt Schwester Euralia der Oberarzt hereinkam.
    »Was ist denn los?« fragte er ein bißchen grob. »Sie bringen die ganze Station durcheinander.«
    »Ich?« Poltecky richtete sich auf den Ellenbogen auf. »Wer bringt durcheinander? Ihre Euralia! Sie zieht mir das Bettuch unter dem Gesäß weg.«
    »Nana …« Der Oberarzt drückte die Tür zu und lehnte sich dagegen. »Es geschah auf meine Anordnung. Sie sind nicht mehr stationär zu behandeln. Sie können heute entlassen werden.«
    »Aber ich will nicht!« schrie Poltecky. »Ich bleibe noch drei

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