Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
hielt. Er setzte sich neben das Bett auf einen Hocker und reichte Poltecky die Hand.
    »Dr. Peters. Ich hätte für den Unfallbericht gern noch einige Angaben von Ihnen. Sie sind eine Eisentreppe hinabgerutscht?«
    »Ja.« Poltecky nickte. »Genau weiß ich nicht, wie es kam. Ich rutschte plötzlich ab und lag auf dem Betonboden. Wäre ich nicht gerutscht, sondern hintenüber gefallen …« Er schwieg, weil der Gedanke ihn entsetzte.
    Dr. Peters schob die Unterlippe vor. »Wie kamen Sie ins Rutschen? Eine Eisentreppe hat doch gerillte Sicherheitsstufen. Wurden Sie angestoßen?«
    »Nein.«
    »Wurden Sie schwindlig?«
    »Nein.« Poltecky versuchte, sich an den Vorgang zu erinnern. Aber er kam nicht weit mit seinen Erinnerungen. Da war die Leiter, Walker kletterte vor ihm, er sah zurück auf die Kulisse – und dann fiel er plötzlich. »Ich glaube, irgendwie kam ich von den Stufen ab.«
    »Merkwürdig.« Dr. Peters sah auf das Krankenblatt. »Wissen Sie, daß Sie eine Schwellung auf dem Kopf haben?«
    »Ich bin auf den Boden gefallen.«
    »Aber nicht mit dem Kopf zuerst. Die Schwellung ist aber oben an der Hirnschale. So, als sei ein harter Gegenstand auf Ihren Kopf gefallen.«
    Poltecky hob die Hände und sah den Arzt in ehrlicher Verblüffung an. »Ich kann es mir nicht erklären.«
    »Halten Sie es nicht für besser, wenn wir die Polizei hinzuziehen?«
    »Die Polizei?« Polteckys Augen wurden groß. »Wozu denn die Polizei?«
    Dr. Peters erhob sich von seinem Hocker und sah auf das gegipste, am Galgen hängende Bein. »Ich werde den Verdacht nicht los«, sagte er hart, »daß man Sie die Treppe hinabgestoßen hat.«
    Nach vierzehn Tagen bekam Poltecky einen Gehgips, denn er sollte aus dem Krankenhaus entlassen werden. Er wurde bis zum Oberschenkel eingepackt und hatte das Gefühl, an seiner linken Seite drei Zentner mit sich herumzuschleppen.
    »Damit soll man gehen können?« fragte er den gipsenden Assistenzarzt.
    »Alles Gewohnheit. Nach drei Tagen laufen Sie damit einen Marathonlauf!«
    Am dritten Tage nach dem Anlegen des neuen Gipses wanderte Poltecky auf den Fluren der Klinik und im Garten herum. Er trainierte, wenn es auch noch weh tat, um Martina zu überraschen. Er wollte ihr gemessenen Schrittes entgegenkommen, wenn sie am nächsten Nachmittag in die Klinik kam.
    »Kann ich auch größere Strecken gehen?« fragte er den Oberarzt. »Über die Straße?«
    »Das ist ja der Sinn des Gehgipses. Wenn Sie sich stark genug fühlen, wandern Sie hinaus in die frische Luft. In vier Tagen sollen Sie sowieso entlassen werden. Wir brauchen jedes Bett.«
    Seinen ersten Ausflug unternahm Poltecky an diesem Tage in den Naturschutzpark von Sülldorf. Er besuchte das Atelier der Astoria-Film. Walker und Bretschnider hatten sich am nächsten Tage nach dem Unfall noch einmal in der Klinik gezeigt und ihm Zigaretten und ein paar Bücher über den Film gebracht – dann waren sie nicht mehr gekommen. »Wir drehen die ersten Einstellungen!« hatte Bretschnider beim Abschied gesagt. »Sobald Sie wieder wohlauf sind, rufen Sie uns bitte an! Wir kommen Sie dann abholen.«
    Poltecky hatte nicht angerufen – er wollte Bretschnider überraschen. Er wollte auf einmal in der Dekoration stehen und sagen: »Kinder, da bin ich wieder! Mir geht's gut – wie geht's meinem Film?«
    Als Poltecky das Dach der langen Halle hinter dem Birkenwäldchen auftauchen sah, klopfte sein Herz ungestümer.
    Noch fünfzig Meter, dachte er und riß sich zusammen. Noch dreißig … Verdammt, nicht schlappmachen! Erst in der Halle kannst du dich hinsetzen. Noch zwanzig Meter …
    Da blieb er stehen. Ein merkwürdiger Geruch flog mit dem leichten Frühlingswind zu ihm hin. Ein Geruch nach gekochter Wäsche, nach Waschpulver, nach heißer, feuchter Luft.
    Noch zehn Meter – fünf … Er stand vor dem großen Tor, drückte die eiserne Klinke herunter und schob es einen Spalt auf. Eine Welle heißer Schwaden umwehte ihn, Wäschedampf und der merkwürdige brandig-süßliche Geruch mehrerer Heißmangeln.
    In der langen Halle standen zehn große automatische Waschmaschinen. Körbe stapelten sich, nasse Wäsche wurde auf einem Transportband zum anderen Hallenende hinausgefahren, wo sie auf dem Rasen an langen Leinen aufgehängt wurde. Vier Heißmangeln rumorten, Mädchen mit weißen Hauben schleppten Körbe schmutziger Wäsche herbei – irgendwo zischte Dampf – dort stand eine Bügelmaschine, die Oberhemden automatisch bügelte und faltete.
    Poltecky wischte

Weitere Kostenlose Bücher