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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durch die Seitentür in das Arbeitszimmer Stephan Opperbergs.
    Der Bankier und Konsul saß hinter seinem Schreibtisch und trank einen Kognak mit Sodawasser.
    Er hatte seine alte, zerschlissene Gärtnertracht noch nicht gewechselt, und es sah aus, als benutze ein alter Gärtner die Gelegenheit, in Abwesenheit seines Herrn sich einen guten Schluck zu genehmigen.
    »Na?« fragte Opperberg, als Poltecky sinnend in das Zimmer kam. »Haben Sie sich gut mit Julia unterhalten?«
    »Wir haben uns angeschrien«, sagte Poltecky. Opperberg stellte sein Kognakglas mit einem harten Laut auf den Tisch.
    »Angeschrien? Aber um Himmels willen – warum das denn? Meine Tochter ist doch die Sanftmut in Person. Was haben Sie denn mit ihr gemacht?«
    »Nichts. Ich habe ihr nur die Wahrheit gesagt.«
    »Die Wahrheit? Über was?«
    »Über sie selbst.«
    Opperberg sprang auf. »Ich muß sofort zu ihr!« rief er. »Der Arzt hat jede nervliche Aufregung verboten! Sie müßte in Watte gepackt werden, so zerbrechlich sind ihre Nerven! Und Sie gehen hin und schreien sie an! Sie Unglücksmensch.«
    Er wollte aus dem Zimmer laufen, aber Poltecky hielt Opperberg am Ärmel fest. Verblüfft blieb der Konsul stehen.
    »Sind Sie verrückt?« fragte er heiser.
    »Bitte, bleiben Sie! Ihre Tochter weint jetzt.«
    »Auch das noch!« schrie Opperberg. »Sie hat seit einem Jahr nicht mehr geweint!«
    »Nicht vor Ihnen! Wissen Sie, was sie nachts im Bett tat? Lassen Sie sie bitte weinen – es tut ihr gut.«
    »Wollen Sie kleiner Schreiberling klüger sein als der Professor?« schrie Opperberg. »Lassen Sie mich los und verlassen Sie sofort mein Haus!«
    »Ich gehe ja schon.« Poltecky ließ müde die Arme sinken. »Ich danke Ihnen, daß Sie mich überhaupt hineingelassen haben in dieses Paradies. Sie waren meine letzte Hoffnung – aber ich sehe ein, es hat keinen Sinn. Ich bin selbst zu dumm, für Geld und mein Schicksal zu lügen und zu katzbuckeln.«
    Er verließ das Zimmer, während Bankier Opperberg hinaus auf die Terrasse rannte und noch im Laufen rief:
    »Mein Liebling – was ist denn? Ich komme ja …«
    Julia lag wieder ausgestreckt unter dem Sonnendach und starrte auf die Bespannung. Sie schluchzte noch, aber ihre Augen waren klar und nicht mehr von Tränen verschleiert.
    Als Stephan Opperberg außer Atem neben Julia auf den Hocker sank und ihre Hände ergriff, sah sie ihn nicht an.
    »Wo ist Franz Schuster?« fragte sie.
    »Wer, mein Schatz?« Opperberg streichelte ihr über die langen Haare.
    »Er war doch eben noch hier.«
    »Dieser Flegel? Ich habe ihn aus dem Haus geworfen.«
    »Was hast du?« Julias Körper streckte sich. Es war, als wolle sie aufspringen. Mit Entsetzen sah Opperberg die ungeheure Anstrengung seiner Tochter, ihre Beine zu bewegen. Ein Zucken lief durch den ganzen Körper, der dann mit einem lauten Stöhnen zusammensank und zurück auf das Ruhebett fiel. »Du hast ihn …« schrie sie wild. »Hol ihn zurück! Hol ihn sofort zurück! Bitte!«
    »Julia!«
    »Hol ihn zurück! Ich brauche ihn! Er soll hierbleiben! Er muß hierbleiben!«
    »Aber ich kenne ihn doch gar nicht. Ich weiß gar nicht, wer er ist. Ich – ich …«
    »Hol ihn zurück!« Julia bäumte sich wieder auf.
    Stephan Opperberg rief nach dem Diener. Er selbst lief über den Kiesweg hinab zum Hauseingang.
    Franz v. Poltecky war nicht mehr zu sehen. Da rannte Opperberg zurück, stieß die Garagentür auf und stieg in einen kleinen Sportwagen, der neben der großen Limousine stand. Mit heulendem Motor fuhr er rückwärts aus der Garage.
    Ist er nach rechts oder links? dachte er, als er den Wagen wendete. Wenn er nach Bonn zurück will – und er sprach davon, aus Bonn zu kommen –, dann muß er rechts den Berg hinabgehen, um schneller zur Siebengebirgsbahn zu kommen.
    Auf halbem Wege, den Berg hinab, sah Opperberg die hohe, schlanke, etwas schlaksige Gestalt Polteckys. Er ging mit weit ausgreifenden Schritten, als fühle er sich verfolgt oder laufe vor etwas Bedrängendem hinweg.
    Opperberg hupte schon weit über hundert Meter, bevor er Poltecky erreichte. Er stoppte den Wagen neben ihm und riß die Tür auf.
    »Steigen Sie ein!« rief er.
    »Warum?« fragte Poltecky. »Ich kann allein zur Bahn gehen.«
    »Steigen Sie ein, Sie Dickkopf!« schrie Opperberg. »Meine Tochter verlangt nach Ihnen.«
    »Rufen Sie Ihren berühmten Professor! Ich bin nur ein armseliger Schreiberling.«
    »Das sind Sie auch!« brüllte der Bankier. »Aber meine Tochter verlangt nach Ihnen

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