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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Haare, dachte sie. Fräulein Pfindt aus Fulda.
    Etwas indigniert kam sie an den Tisch und reichte Carola die Hand.
    »Schneewind.«
    »Pfindt.«
    »Das Auswärtige Amt fehlt noch?«
    Carola lachte. Irgendwie war der Bann gebrochen, der untergründige, tiefsitzende, bohrende Haß, den sie voreinander empfanden, weil sie den gleichen Mann liebten.
    »Sie hält das akademische Viertel ein«, sagte Carola krampfhaft fröhlich. Der Kellner nahm Martina die Jacke ab und hängte sie an einen Kleiderhaken.
    »Auch einen Mokka, die Dame?« fragte er.
    »Eine Coca.«
    Zehn Minuten später kam Erna Vorwerck herein. Sie brauchte sich nicht umzublicken. Zielsicher ging sie auf die beiden Mädchen zu.
    »Es ist schön, daß Sie gekommen sind«, sagte sie. »Ich bin Erna Vorwerck.«
    »Jetzt haben wir eine ganze Palette.« Carola drückte Erna die Hand. »Von rot über nußbraun zu blond. Vielleicht kannte Franz das alte Lied: ›Ob blond – ob braun – ich liebe alle Frau'n‹.«
    »Ich finde diese Bemerkung geschmacklos«, sagte Martina strafend. »Es geht hier nicht um Witze oder Galgenhumor, sondern um Franz' Zukunft. Was soll also werden?«
    »Ja, was soll werden?« fragte auch Carola Pfindt und sah auf Erna Vorwerck.
    »Zunächst müssen wir eines sein: ohne allen Neid oder Haß gegeneinander. Uns alle hat Franz geliebt – und jede von uns hat ihn geliebt. Das macht uns eigentlich zu Schwestern.«
    »Eine trostlose Verwandtschaft«, warf Martina ein.
    »Und jede von uns liebt ihn noch!« sagte Erna hart.
    Da sahen sie vor sich auf den Tisch und schwiegen. Es war eine stumme Einigkeit.
    An diesem Tage geschah es auch, daß Julia Opperberg mit ihrem Selbstfahrstuhl auf der Terrasse herumrollte und eine Zeitung vom Vortage zu greifen bekam, die der Diener hatte liegenlassen. Sie spürte, daß man ihr etwas vorenthielt.
    Stephan Opperberg hatte ihr daraus vorgelesen, geduldig, wie jeden Tag, zwei Stunden lang. Nur einen Artikel hatte er verschwiegen und die Zeitung so gefaltet, daß Julia ihn nicht sehen konnte.
    »In dieser Woche wird in Hamburg einer der merkwürdigsten Prozesse der Hamburger Justizgeschichte beginnen.
    Angeklagt ist der Drogist und Amateurschriftsteller Franz Schuster aus Köln, der als Franz v. Poltecky drei Frauen um 14.000,- DM betrog, um damit einen Film mitzufinanzieren. Er ist wegen Heiratsschwindels angeklagt. Keine der betrogenen Frauen aber fühlt sich geschädigt, so daß die Staatsanwaltschaft ihre Anklage nur auf dem Geständnis des Poltecky aufbauen kann, der seinerseits wieder alles gestanden hat und somit in krassem Widerspruch zu den Geschädigten steht.«
    Die Zeitung unter der Decke verbergend, rollte sich Julia Opperberg in einen Winkel der großen Terrasse. Sie sah sich nach allen Seiten um. Der Diener war im Haus, der Gärtner arbeitete bei den Rosenstöcken. Sie war allein.
    Und sie begann, die Zeitung zu lesen.
    Der Diener, der eine Viertelstunde später durch den Garten ging und über die große Terrasse schaute, sah Julia Opperberg lang ausgestreckt auf ihrem Rollbett liegen. Sie schläft, dachte er. Und die Sonne scheint ihr ins Gesicht. Er rannte zu dem großen Sonnenschirm, schleppte ihn zu ihr hin und deckte die Sonnenstrahlen ab.
    In diesem Augenblick bemerkte er, daß in der herabhängenden Hand Julias eine Zeitung lag. Er beugte sich über das bleiche Gesicht Julias und sah, daß sie in tiefster Ohnmacht lag.
    »Herr Opperberg!« schrie er grell. Er rannte ins Haus, außer sich vor Sorge und Furcht, riß die Türen auf und stürmte in das Arbeitszimmer, wo Opperberg gerade einen Brief in das Diktaphon diktierte. »Herr Konsul – das gnädige Fräulein – das gnädige – sie – sie …«
    Opperberg fuhr empor. Er sah in das völlig verstörte, verzerrte Gesicht des Dieners und fühlte, wie ihm das Blut stockte.
    »Julia …«
    »Sie hat eine Zeitung gefunden. Sie hat den Artikel über Herrn Poltecky …«
    »Um Gottes willen!« Opperberg stieß den Diener zur Seite und rannte hinaus auf die Terrasse. Dort waren das Hausmädchen und der Gärtner schon dabei, mit Wasser und Parfüm gegen die Ohnmacht anzugehen. Julia atmete kaum und zeigte keinerlei Bewegung mehr.
    Stephan Opperberg kniete neben ihr nieder, streichelte sie, rief immer wieder ihren Namen, versuchte, ihre fest aufeinandergepreßten Lippen zu öffnen und massierte ihr das Herz.
    Der Diener rief unterdessen den Arzt an, und die Bonner Universitätsklinik.
    Noch während sich Opperberg um seine Tochter bemühte

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