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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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keine Wunder.«
    »Alle drei Damen erhielten den Scheck von Ihrem Beauftragten, dem Bankier Opperberg.«
    »Opperberg …« sagte Poltecky leise. Er setzte sich langsam. Plötzlich schlug er die Hände vor das Gesicht und schluchzte auf.
    Ernst Baumann trat an das Fenster und drehte Poltecky den Rücken zu. Er ließ ihn in seiner Erschütterung allein.
    »Der Prozeß wird kurz sein«, sagte Baumann nach einer Weile des Schweigens. »Und er wird ein Kuriosum werden. Sie als Angeklagter haben eine Tat gestanden, die die Geschädigten leugnen. Sonst ist es immer umgekehrt. Es ist fast so, als müßte der Staatsanwalt die Frauen vor Ihrem Geständnis in Schutz nehmen. Wäre Ihr Geständnis nicht, gäbe es überhaupt keinen Prozeß.«
    Poltecky starrte Kommissar Baumann an. Er wußte, was dieser so leichthin gesprochene Satz zu bedeuten hatte. Er war eine versteckte Aufforderung, eine goldene Brücke in die Freiheit. Er brauchte jetzt nur noch zu sagen: »Mein Geständnis war falsch. Ich habe es in großer seelischer Erregung gemacht und war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Besitz meiner vollen geistigen Kräfte.«
    Poltecky schüttelte den Kopf. Mit wirklicher Verblüffung und sichtlichem Unverständnis sah es Ernst Baumann.
    »Ich habe die Heiratsanzeige aufgegeben, um Mädchen mit Geld kennenzulernen. Ich werde es nie leugnen.«
    »Aber Sie haben keinem Mädchen die Heirat versprochen.«
    Poltecky nagte an der Unterlippe. Wenn er ›nein‹ sagte, brach die Anklage zusammen. Aber dieses Nein würde Martina beleidigen. Und es wäre Martina gegenüber auch eine Lüge, denn er war bereit, sie zu heiraten. Auch heute noch.
    »Doch. Ich habe von Heirat gesprochen.«
    »Beiläufig. Vielleicht so: ›Natürlich werden wir heiraten, wenn …‹ Es war doch ein Wenn dabei, eine Einschränkung.«
    »Nein.«
    Baumann erhob sich und ließ die Arme wie verzweifelt an den Körper fallen. »Ihnen ist nicht zu helfen, Poltecky. Sie sind der ehrlichste Gauner, den ich bisher getroffen habe. Ich glaube fast, Sie wollen Ihren Prozeß.«
    »Ja.«
    Zwei Wochen lang hatte Stephan Opperberg alle Mühe, Julia mit Ausreden, Lügen und angeblichen Telefongesprächen Polteckys zu beruhigen.
    Nachdem er aus Hamburg zurückgekommen war, wo er Martina Schneewind ebenfalls einen Scheck hinterlassen hatte und sie zum Verzicht auf Poltecky verpflichtete, war es seine Aufgabe, Julia in dem Glauben zu lassen, Poltecky sei zu wichtigen Verhandlungen nach München gefahren und komme erst in einigen Tagen zurück.
    Julia bekam keine Zeitung mehr zu lesen. Entweder las Opperberg sie ihr vor, oder der Diener hatte strengste Anweisung, alle Bitten Julias nach der Zeitung so lange zu überhören oder zu vergessen, bis Opperberg wieder im Hause war. Jeden Tag konnte etwas von Poltecky gemeldet werden. Es war nicht auszudenken, wie Julia darauf reagieren würde.
    Zwei Tage vor der Prozeßeröffnung trafen sich die drei Mädchen in Hamburg im Alstercafé.
    Der Gedanke kam von Erna Vorwerck, oder besser gesagt, von Ministerialrat Dr. Kruge.
    »Ich würde eine gemeinsame Front der Poltecky-Frauen aufstellen«, sagte er zu Erna Vorwerck, als sie die Nachricht von der Prozeßeröffnung bekam. »Ich weiß doch, daß Sie ihm helfen wollen. Schreiben Sie an die anderen Frauen, vereinbaren Sie ein Zusammentreffen in Hamburg. Und dann wird sich alles Weitere ergeben.«
    Es war ein sonniger Vormittag, als im Alstercafé Carola Pfindt einen Tisch am Fenster aussuchte.
    Der Kellner starrte einen Augenblick entgeistert auf ihre hellroten Haare, die in der Sonne wie Flammen leuchteten. Er hatte vieles an Haarfarben gesehen, vom tiefsten Blau-schwarz bis zum Schneeweiß mit rosa oder violettem Schimmer. Aber dieses Rot war einmalig. Und es war echt, wie er kundig feststellte, als er sich zu Carola vorbeugte, um ihre Bestellung entgegenzunehmen.
    Als zweite betrat Martina Schneewind das Café. Sie trug ein strenges Sommerkostüm mit hochgeschlossener Bluse und weißen Perlonhandschuhen. Carola beobachtete sie, wie Sie sich im Café umsah und den Kellner nicht beachtete, der diensteifrig hinter ihr stand und darauf wartete, daß sie die Kostümjacke auszog.
    Das muß sie sein, dachte Carola, und mußte trotz des traurigen Anlasses lächeln. Wie verschieden der Franz seine Liebe verteilt hat, dachte sie. Wie weit im Wesen sind doch diese Martina und ich auseinander.
    Sie winkte von ihrem Tisch aus und rief: »Bitte, hierher.«
    Martina Schneewind drehte sich zu Carola um. Rote

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