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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nutzen keine Medizinen mehr – seelisch stirbt er ab. Er stellt sich so fest und gründlich auf das Vergehen ein, daß der Kreislauf einfach aussetzt. Er spricht auf alle Medikamente nicht mehr an.«
    Stephan Opperberg sah auf den weißen Boden der Klinik. Er hatte die Hände gefaltet und atmete tief.
    »Julia soll weiterleben«, sagte er leise. »Wenn sie erwacht, rufen Sie mich sofort. Ich verspreche ihr alles – alles.«
    »Auch diesen komischen Poltecky?« fragte der Chefarzt konsterniert.
    »Auch den! Wenn sie nur weiterlebt!«
    Als geschlagener Mann verließ Konsul Stephan Opperberg die Neurologische Klinik. In der Nacht noch fuhr er nach Hamburg. Vorher hatte er mit dem Oberstaatsanwalt gesprochen. Das Verfahren würde nicht eingestellt werden, erfuhr er in diesem Gespräch. Im Gegenteil – auch wenn die drei geschädigten Frauen aus unbekannten Gründen ihre Klage zurückzogen und als Nebenkläger nicht mehr in Frage kamen – die Staatsanwaltschaft wollte am ›Fall Poltecky‹ ein Exempel statuieren und ihn zur Warnung für alle jungen Mädchen und heiratslustigen reifen Frauen gelten lassen.
    »Ich stelle jede Kaution!« hatte Opperberg gerufen.
    »Nach der Verurteilung«, lautete die Antwort der Staatsanwaltschaft.
    Das war der Anlaß, daß Opperberg sofort nach Hamburg fuhr, um Poltecky mit allen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, vor einer Verurteilung zu retten. Am frühen Morgen, gleich nach seiner Ankunft, schellte er den besten Strafverteidiger Hamburgs aus dem Bett und beauftragte ihn mit der Verteidigung Polteckys.
    Vier Stunden später versuchte Opperberg, zu Poltecky im Untersuchungsgefängnis vorgelassen zu werden. Der Verteidiger war in das Hotel zu Opperberg zurückgekommen und hatte berichtet, daß Poltecky jede Verteidigung ablehne und sich selbst vor Gericht vertreten wolle.
    »Der Junge weiß ja gar nicht, was auf dem Spiel steht«, rief Opperberg. »Er bringt sich um Kopf und Kragen! Und Julia … Es ist nicht auszudenken! Ich werde mit ihm selbst sprechen.«
    Aber auch das gelang nicht. Poltecky lehnte jeden Besuch ab.
    Stephan Opperberg fuhr zur Oberstaatsanwaltschaft. Er legte die Bestätigung der drei Mädchen vor, daß sie sich nicht geschädigt fühlten. »Für was wollen Sie denn Anklage erheben?« rief er verzweifelt.
    Der Oberstaatsanwalt war verwundert. Einen Mann von der Persönlichkeit Opperbergs als Fürsprecher eines Heiratsschwindlers zu sehen, war mehr als ungewöhnlich.
    »Der Staat hat das Recht, auch wenn die Nebenkläger ausfallen, kriminelle Handlungen schärfstens zu ahnden. Und Heiratsschwindel ist eben …«
    »Er ist es wider Willen!« rief Opperberg.
    »Das wird die Verhandlung zeigen.«
    Während Opperberg noch von Stelle zu Stelle lief, mit Anwälten konferierte, mit Poltecky schriftlich verkehrte und immer Ablehnungen erhielt, marschierte ein kleiner Trupp von Zeugen in Hamburg auf.
    Aus Köln kamen Herr Drogist Meyer und die Zimmervermieterin. Außerdem fuhren in einem besonderen Abteil, das abgeschlossen war und in dem man die braunen Gardinen vorgezogen hatte, drei sehr geheimnisvolle Männer, unter ihnen der kleine Mann mit dem weißen Stoppelhaar.
    Aus Fulda hatte man den Buchhändler geholt, den Chef Carolas, der gar nichts wußte als eine Äußerung seiner Angestellten: »Ach, ich bin ja so unglücklich!« Dieser zu beeidende Ausruf sollte ein wichtiges Indiz der Anklage werden, denn wenn ein Mädchen unglücklich ist, beweist dies, daß es das Opfer eines Mannes geworden ist.
    Aus dem Zuchthaus kam in einer ›Grünen Minna‹ der Filmboß Herwig Walker angeschaukelt. Gustl Bretschnider, der ›Regisseur‹, wurde von Hannover gebracht, wo er begonnen hatte, im Gefängnisgarten eine Parzelle mit Astern zu bepflanzen.
    Der vornehmste Transport reiste aus unbekanntem Ort heran, schwer bewacht, mit einem Sonderwagen, der in Köln des Nachts an den FD-Zug nach Hamburg angekoppelt wurde.
    In den Abteilen, voneinander getrennt und umgeben von freundlichen, aber sehr sportlichen Herren, saßen Arkan Subelkian, Peter Brandenburg und der unglückliche Joe Dicocca.
    Um 9 Uhr vormittags begann der Prozeß Poltecky.
    Um 9 Uhr 15 Minuten schon geschah der erste Zwischenfall.
    Franz v. Poltecky sagte nach der Vernehmung zur Person auf die Frage des Vorsitzenden: »Fühlen Sie sich im Sinne der Anklage schuldig?« laut und ohne zu zögern:
    »Ja!«
    Es war etwas, was man noch nicht erlebt hatte.
    »Sie heißen Martina Schneewind und sind Lehrerin hier in

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