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Zerstörter Traum vom Ruhm

Zerstörter Traum vom Ruhm

Titel: Zerstörter Traum vom Ruhm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Hamburg?«
    »Ja.«
    Der Vorsitzende blätterte in den Akten und warf einen Blick auf Martina. Sie trug ein dunkelgraues Kostüm, hochhackige Schuhe und hellgraue, hauchdünne Strümpfe. Ihre Fingernägel waren rosa lackiert. Ein wenig mondän als Lehrerin, dachte der Vorsitzende. Aber die Zeiten ändern sich.
    »Sie haben vor der Kriminalpolizei eine Anzeige …«
    »Nein!« sagte Martina laut und fast herrisch.
    Der Staatsanwalt, ein junger Jurist mit Temperament, fuhr empor. »Doch!« rief er dazwischen. »Sie haben am …« Er suchte das Datum in den Akten, aber Martina Schneewind winkte ab.
    »Ich habe alles zurückgezogen, weil es in einer Anwandlung von Depression geschah. Ich war nicht im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte.«
    »Als Lehrerin?« spottete der Staatsanwalt.
    »Das soll es auch bei Juristen geben!«
    »Ich bitte die Zeugin …« Der Staatsanwalt wurde rot und sah auf den Vorsitzenden. »Es steht doch fest, daß die Zeugin mit dem Angeklagten in näheren Beziehungen gestanden hat und …«
    Martina fuhr herum. Ihr Gesicht, sonst beherrscht und kühl, fast hochmütig, war aufgelöst und zuckte. Beim Eintritt in den Gerichtssaal hatte sie vermieden, zur Seite zu sehen, wo Franz v. Poltecky hinter der Barriere saß, allein, ohne Anwalt, wie er es gewollt hatte. So einsam, als sei er ein Aussätziger, um den man einen weiten Bogen macht.
    »Ich verweigere jede Aussage!« sagte Martina laut. Dabei sah sie Poltecky an, als bitte sie ihn um Verzeihung. Poltecky erwiderte ihren Blick, aber in ihm war Verblüffung.
    Der Vorsitzende wandte sich an ihn.
    »Haben Sie die Zeugin Martina Schneewind geschädigt?«
    »Ja!«
    »Nein!« schrie Martina.
    »Doch! Ich habe von ihr 7.000 Mark genommen, ihre ganzen Ersparnisse, um mit dem Geld in ein vages Geschäft zu steigen.«
    »Das ist nicht wahr! Ich habe es dir freiwillig gegeben!« rief Martina verzweifelt.
    »Nein! Ich habe durch Vorspiegelung von Liebe und einem Eheversprechen …«
    »Nie! Nie!« rief Martina dazwischen.
    »… das Geld ergaunert.«
    Opperberg, der in der ersten Reihe des Zuschauerraumes saß, rang die Hände. »Er hat den Verstand verloren«, sagte er zu seinem Nachbarn, dem bekannten Verteidiger.
    »Man müßte eine psychiatrische Untersuchung beantragen und die Verhandlung vertagen lassen«, meinte der Anwalt. »Aber wer soll das beantragen? Er verteidigt sich ja selbst.«
    Die nächste Zeugin, Carola Pfindt, erregte durch ihr Aussehen ein leises Stimmengewirr im Zuschauerraum. Selbst der Staatsanwalt griff in einer Reflexhandlung zum weißen Schlips und zog daran.
    Carola sah beim Eintritt zu Poltecky hinüber und nickte ihm zu. Er grüßte wieder und lächelte.
    »Ich verweigere die Aussage!« sagte sie gleich nach der Personalienfeststellung. »Ich bin nicht geschädigt.«
    »Und das Geld?« rief der Staatsanwalt wütend.
    »Welches Geld? Die paar tausend Mark? Ach …« Carola hob kokett die Schultern. »Ich habe sie ihm gegeben, damit er in seinem Beruf weiterkam. Ich wußte im voraus, daß das Geld verloren war. Verlangt hat er gar nichts!«
    »Doch!« Poltecky stand hinter seiner Barriere auf. »Ich habe zu dir gesagt, daß ich dich heiraten werde. Und deswegen hast du mir das Geld gegeben. Ich habe dich belogen.«
    Carola schüttelte langsam den Kopf. Aus großen, grün leuchtenden Augen sah sie ihn an.
    »Aber nein, Franz«, sagte sie so laut, daß es jeder im Saal hörte. »Du kannst doch gar nicht lügen.«
    Die Vernehmung von Erna Vorwerck gestaltete sich nicht anders. Sie hatte mit Ministerialrat Dr. Kruge alles durchgesprochen und steuerte eine kleine Sensation bei, als sie sagte:
    »Ich kann nicht aussagen, da ich mit dem Angeklagten verwandt bin. Ich bin seine Cousine.«
    »Und das Geld?« hakte der Staatsanwalt wieder ein. »Er hat Sie doch um Ihre sauer ersparten Mark betrogen.«
    »Niemals!« Erna drehte sich zu Poltecky herum, der verblüfft über soviel Leugnen hilflos zum Vorsitzenden hin die Arme hob. »Es ist doch wohl üblich, daß man Verwandten aus momentanen Schwierigkeiten hilft – wenn man es kann!«
    Die Verhandlung schleppte sich hin.
    Alle Zeugen stellten Poltecky ein gutes Zeugnis aus, auch Herr Meyer, der ihn ›einen guten Drogisten‹ nannte, der nur durch seinen ›Literaturfimmel‹ zu einer lächerlichen Figur geworden sei. »Ich nähme ihn jederzeit wieder in meiner Drogerie auf!« sagte er.
    Dicocca war der einzige Zeuge, der aussagte, daß Poltecky zu ihm von den betrogenen drei Frauen

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