Zerteufelter Vers (German Edition)
Meinung von ihm … Dem, den alle Wesen dieser Natur vertrauten. Damit sollte es ein Ende haben! Denn wenn es ein Wesen zwischen diesen Welten gab, das reiner war, als sie alle zusammen und nichts für all dies konnte, dann war es Gloria!
Nach menschlicher Zeit musste es längst Nachmittag sein, als Kirt endlich zurückkehrte…
22 Was zählt
Unendliche Stille machte sich breit, als Gloria ihren Vater zum Abschied umarmte. – Ein Moment, den sie nie vergessen würde. Gloria zog ihren Helm auf, ehe sie mit Kirt aufs Mottorad stieg und sah ein letztes Mal traurig zu ihrem Vater. Wie gut, dass man durch das Visier nicht die Tränen ausmachen konnte. Es riss Gloria fast das Herz heraus. Sie schwor sich, noch ein letztes Mal zurückzukommen! Doch trotz aller Bitternis erschien es richtig, fortzugehen. Denn Gloria hätte ihrem Vater nie den wahren Grund für ihre Traurigkeit nennen können! Wie auch? Wer wusste schon von seinem eigenen Tod?
Gloria umschloss mit festem Griff Kirts Körper, als er vom Zubringer auf die Autobahn beschleunigte. Alles in ihr verkrampfte sich. Doch dieses Mal hatte dies nichts mit Kirts Geschwindigkeit zu tun, sondern mit der bitteren Wahrheit, die Gloria bevorstand. Es kam in Etappen: Die Angst vor dem Tod. Gestern noch hatte sie beschlossen, ihre letzte Zeit zu genießen. Was blieb ihr auch anderes übrig? Mal ertappte sich Gloria dabei, in Selbstmitleid zu ertrinken, mal dabei, sich ehrlich einzugestehen, dass sie es nehmen musste, wie es war. Wann immer sie restlos akzeptierte , welches Schicksal ihr bevorstand, konnte Gloria ihr Los ertragen. Doch genau jetzt – wo sie gerade die vertraute Autobahn entlangrasten und Gloria das Leben in den Adern pulsieren spürte, riss es sie ins Bodenlose. Was sollte sie bloß tun?
Aber was würde Gloria erst tun, hätte sie Kirt nie getroffen? Er war ihr einziger Halt; ihre ganze Liebe. Was sie jedoch nicht ahnte… Hätte sie ihre ‹große Liebe› nie getroffen, wäre ihr Schicksal heute wohl ein anderes! Kirt beschleunigte seine Maschine. – Bis zu 240 Stundenkilometer auf der linken Spur. Geschwindigkeit war das einzige, was ihm half, einen einigermaßen klaren Kopf zu behalten, wenn er sie beide nicht früher ins Jenseits katapultieren wollte, als vorgesehen. Nur wenn er gezwungen war, sich zu konzentrieren, konnte Kirt die Schuld verbannen, die ihm vehement ins Gesicht sprang. Er hatte es nicht über sich gebracht zu erzählen, welches die wahren Gründe für Glorias Tod darstellten. Doch abgesehen davon verstand er nicht, wie Gott selbst so grausam sein konnte. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der er ihm blind vertraute. Doch das waren andere Zeiten gewesen! Heute war ohnehin alles anders!
Sie fuhren stundenlang. Planlos schlängelte Kirt der Autobahn hinterher und folgte seiner Intuition. Mit kurzen Unterbrechungen fuhren sie Richtung Süden. Irgendwann passierten sie die deutsch-schweizerische Grenze und Kirt beschloss, sich mit Gloria in den Schweizer Bergen eine Bleibe zu suchen. Als allererstes rief Gloria ihren Vater an, um ihm mitzuteilen, dass sie gut in ‹Düsseldorf› angekommen waren. Dann schleppte sie sich aufs Hotelzimmer, das Kirt soeben gebucht hatte und ohne auch nur einen Happen zu essen, schlief sie ein.
Es war mitten in der Nacht, als Gloria mit einem Bärenhunger aufwachte. Zu ihrer Verblüffung lag Kirt wach neben ihr. »Du schläfst ja gar nicht.« »Mmh-mmh.« Glorias Blick schweifte durch den dunklen Raum. Kirt rührte sich nicht. »Wie spät ist es denn?« Er tastete nach seinem Handy und sah nach der Uhrzeit. »Halb zwei.« Kirt drehte sich zu Gloria. Der Mond schien sachte in das Hotelzimmer, so dass Gloria seine Augen erkennen konnte. »An was denkst du?«
Kirt atmete tief ein. Eigentlich zerbrach er sich den Kopf darüber, wie er ihren Tod verhindern konnte. Doch die Tatsache, dass er oder besser gesagt sie keine Chance besaß, verhärtete sich vehement in seinem Hirn. Kirt schaute Gloria mit sanftem Blick an und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern: »Verrätst du´s mir…? An was du gerade gedacht hast?« Gloria gab Kirt einen kurzen Kuss. Er lächelte. – Dieser Anblick war innerhalb der letzten zwei Tage selten geworden. Er richtete sich auf, legte seinen Arm um sie und strich ihr über die Haare. »Du hättest dir jeden Typen auf dieser Welt angeln können. Mit mir hast du die schlechteste Entscheidung deines Lebens getroffen.« Kirts
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