Zerteufelter Vers (German Edition)
Antwort zurechtlegte: »Das gehört zu den Regeln und Gesetzen.« Er lächelte und fuhr fort: »Die dir ja scheinbar fremd sind.« »Was sind das für dämliche Regeln, die rechtfertigen, einen zu verprügeln und auszurauben?«
Er sah sie ernst und vielleicht sogar etwas nachdenklich an. Gloria fragte sich, ob er gerade über ihre an den Tag gelegte Naivität nachdachte – denn dieser Meinung war er ja offensichtlich – oder ob er sich einen erneuten Schachzug zurechtlegte, der sein Verhalten rechtfertigte.
Jetzt lächelte er wieder überheblich und kam noch einen halben Schritt näher. »Und warum hast du dann den armen Jungen abgezockt?« Gloria holte Luft – er hatte sie beobachtet! »Seit wann verfolgst du mich?!« Innerlich war sie entsetzt. – Zum einen, weil es ihr peinlich war, den Jungen um 25 Euro gebracht zu haben und zum anderen, weil sie natürlich keinen privaten Spanner brauchte! »Ich beobachte dich nicht. Zumindest nicht direkt. Du bist mir nur aufgefallen. Es hat mich… interessiert.« Es amüsierte ihn. Mit Sicherheit sah er ihr verborgenes Entsetzen. »Deine Schlafplätze sind übrigens nicht gerade originell!« »Wa – was?« Gloria wusste gar nicht, wie ihr geschah. Oh Gott. Dabei hatte sie gedacht, für sich gewesen zu sein. Kaum auszudenken, dass dieser Typ ihr beim Schlafen zugesehen hatte. Gloria wusste noch nicht wie, aber sie musste sich dringend etwas Neues ausdenken.
»Streng genommen habe ich nur ein bisschen achtgegeben. Es ist ziemlich dämlich, im Park zu schlafen. Du könntest deinen Rucksack auch direkt auf die Fußgängerzone legen. Das kommt unterm Strich aufs Gleiche raus.« Das war jawohl nicht sein Ernst! Ein verbaler Konter schien fast schon unmöglich. Gloria kam einfach nicht darüber hinweg, dass sie ihm die ganze Zeit ausgeliefert war; sogar im Schlaf. Entsetzlich!
Er fuhr fort: »Im Park laufen nachts vor allem Penner rum.« Gloria sah ihn verärgert an. »Streng genommen habe ich ja nichts mehr, was man mir klauen könnte!« Das amüsierte ihn erneut. »Hör´ auf, so überheblich zu grinsen!« Gloria wirkte fassungslos. Scheinbar würde dieser Typ sie überall hin verfolgen. »Lass´ mich in Ruhe, hörst du?!« Sie wollte an ihm vorbeigehen, aber er stellte sich vor sie. Ihre Augen reichten ihm gerade mal bis zu seinem Kinn. Sein Oberkörper strahlte Stärke aus.
»Was willst du?!« Er sah sie ernst an. »Wenn du so weiter machst, hast du am Ende nur noch die Klamotten, die du gerade trägst.« So ein Arschloch – jetzt spielte er sich als großer Retter auf. »Ich kann schon auf mich selbst aufpassen. Mir wäre es nur ganz lieb, wenn mir nicht ständig jemand hinterhergaffen würde!« Dieses Mal zog sich nur ein kurzes Schmunzeln über seine Lippen. »Hätte ich nicht ein bisschen auf dich aufgepasst, würdest du jetzt schon nicht mehr deinen Rucksack besitzen. Und ich weiß ja nicht, was dir so lieb ist von dem Zeug da drin.« Er griente übers volle Gesicht und zog eine Augenbraue hoch: »Zum Beispiel der Döner.« Traurig und zornig zugleich sah Gloria ihn an und drückte ihn zur Seite fort.
»Wie dankbar ich dir doch bin! Mein Geld wär´ mir allerdings lieber. Und ich wäre dir auch sehr zu Dank verpflichtet, wenn du mir in Zukunft nicht nachgaffen würdest!« »Bei mir ist es wenigstens in guten Händen!« Es dauerte einen kurzen Moment, bis Gloria verstand, dass er damit ihr Geld meinte. Sie wirkte stinksauer und zog verärgert den Riemen ihres Rucksacks über die Schulter. »Arschgeige«, murmelte Gloria ihm noch entgegen, während sie an ihm vorbei das Weite suchte – fassungslos über die Dreistigkeit, die dieser Typ an den Tag legte. Er rief hinter ihr her: »Ich hab´ übrigens ganz vergessen, mich vorzustellen.« Doch Gloria drehte sich nicht um. Lieber wäre sie gestorben!
Stinksauer und schier fassungslos verschwand sie im Gewühl der Leute. Gloria lief durch die Fußgängerzone. Sie kochte regelrecht vor Wut. Was für ein Arschloch! Sie bog in eine andere Gasse ein und steuerte die Treppe zum Rhein an. Als sie gerade an einem kleinen Kiosk vorbeikam, tauchte der Blonde schon wieder auf und stellte sich ihr in den Weg. Fassungslos starrte sie ihn an, als er auch schon das Wort ergriff:
»Warum schläfst du eigentlich im Park?« Gloria antwortete nicht und ging an ihm vorbei. Sie nahm auf den Treppenstufen platz und ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Er setzte sich wie eine Klette neben sie. Keine Frage, dieser Kerl sah wirklich
Weitere Kostenlose Bücher