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Zeugin am Abgrund

Zeugin am Abgrund

Titel: Zeugin am Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ginna Gray
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wer er war und wohin er gehörte. Trotz allem hatte Lauren aus erster Hand erfahren, dass er ein Mann war, der Stärke und Charakter besaß, der pflichtbewusst, ehrlich und absolut zuverlässig war.
    Anfangs hatte sie es abgelehnt, von Sam abhängig zu sein, aber in dieser einen Woche hatte er ihr gezeigt, was es hieß, eigenständig zu sein. Und sie hatte gelernt, dass manche Situationen Kooperation und Vertrauen erforderten.
    Allmählich hatte sie erkannt, dass hinter diesem distanzierten, manchmal abschreckenden Gesicht, das Sam Rawlins nach außen hin zeigte, ein Mann steckte, der überraschend zärtlich und aufmerksam und unerschütterlich loyal war. Er würde nie eine Frau benutzen, um gesellschaftlichen Status und Wohlstand zu erlangen, und sie dann sitzen lassen, wenn sie ihm nicht länger von Nutzen war -- so wie Collin es gemacht hatte. Dessen war sich Lauren sicher.
    Sie wusste mit absoluter Sicherheit, dass sie diesen schwierigen, komplexen Mann liebte. Zutiefst und unwiderruflich. Sie würde nichts lieber tun, als ihn zu heiraten und den Rest ihres Lebens mit ihm zu verbringen … aber nicht auf diese Weise.
    Doch welche Wahl hatte sie sonst? Sie atmete tief durch, dann sagte sie: “Also gut, Sam. Ich werde dich heiraten.”
    Lauren glaubte, etwas in seinen Augen aufblitzen zu sehen, aber dann zwinkerte er, und es war verschwunden. Vermutlich hatte sie sich nur etwas eingebildet.
    Sam nickte nüchtern, als hätten sie sich gerade entschieden, was sie essen oder in welchen Film sie gehen sollten. “Gut. Wenn du nichts dagegen hast, würde ich jetzt gerne frühstücken.”
    “O ja, natürlich. Du musst ja halb verhungert sein. Ich bin gleich zurück.”
    Sie eilte aus dem Raum und begegnete Willow Sani. Ihr Gesichtsausdruck verriet, dass sie das Gespräch belauscht hatte. Lauren blieb stehen und musste schlucken, als sie den Schmerz in den Augen der jungen Frau sah. “Oh, Willow, es tut mir so Leid.”
    “Nein, das muss es nicht. Sie sind diejenige, die er will.”
    “Nein, nein, Sie irren sich. Sie haben es doch gehört. Er macht das nur, um mich zu beschützen. Wirklich.”
    Willow lächelte sie traurig an. “Nein, Sie irren sich. Sam würde nie eine Frau heiraten, die er nicht liebt. Wenn er wollte, dass Sie in Sicherheit sind, dann hätte er einen anderen Weg gefunden.”
    Laurens Herz machte einen Satz. War es möglich …? Nein, natürlich nicht. Das konnte nicht sein. Trotzdem hatte er ihr gesagt, er liebe sie, aber das hatte sie seinem Fieberwahn zugeschrieben.
    Willow wandte sich zum Gehen. “Ich muss jetzt los. Ich wollte nur sehen, wie es Sam geht.”
    “Willow …”
    “Nein, machen Sie sich bitte keine Gedanken um mich”, beteuerte sie. “Ich komme damit zurecht.” Vollkommen beherrscht ging sie mit hoch erhobenem Kopf würdevoll zurück durch den schmalen Korridor.
    Bei Sonnenuntergang am nächsten Tag wurden Lauren und Sam getraut.
    Sam war noch immer geschwächt, und sie machten sich Sorgen, dass er nicht in der Lage sein würde, das Bett zu verlassen. Doch so wackelig er auch auf den Beinen sein mochte, er ließ sich von seinem Cousin Larry helfen, um die rund hundert Meter bis zu dem Punkt neben einer atemberaubenden Sandsteinformation zurückzulegen, den seine Großmutter für die Zeremonie ausgesucht hatte.
    Gut zwanzig Mitglieder von Sams Navajo-Familie und einige Freunde -- darunter auch Willow Sani und ihr Bruder -- waren versammelt, als das Brautpaar eintraf. Sam war verblüfft, als sich auf einmal sein Vater und Eunice und Walter aus der Gruppe lösten.
    “Dad! Was machst du denn hier?”
    “Du bist mein Sohn. Wo sonst sollte ich heute wohl sein?”
    “Und das gilt auch für deine Tante und mich”, rief Walter, während Eunice Lauren umarmte.
    Augustus sah Sam von oben bis unten an und runzelte die Stirn, als er bemerkte, dass er sehr blass war und den rechten Arm in einer Schlinge trug, um die Schulter ruhig zu stellen. “Ich wollte eben mit eigenen Augen sehen, wie es dir geht. Larry hat mich angerufen und mir gesagt, was passiert ist. Er hat mir versichert, dass du es überleben wirst. Aber seit ich den Pick-up abgeholt habe, war ich voller Sorge um dich.”
    “Tut mir Leid, was den Wagen angeht. Ich bezahle die Reparatur.”
    “Zur Hölle mit dem elenden Wagen!” polterte Augustus. “Um dich bin ich besorgt. Verdammt, Sohn, hast du eigentlich irgendeine Vorstellung davon, was du mir bedeutest?”
    Sam verzog keine Miene, aber während er und sein Vater

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