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Zicke

Zicke

Titel: Zicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Zarr
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Jedenfalls kennst du ihn nicht so wie ich.« Ich zog mir ein Stück Pizza weg und zerteilte die Käsesträhnen mit einem Plastikmesser. »Er hat früher mit Darren rumgehangen.« Wink mit dem Zaunpfahl.
    Sie kapierte es nicht, beschäftigt wie sie war, ihr |97| eigenes Stück Pizza abzukriegen. »Schinken und Ananas. Einfach genial.« Sie holte tief Luft. »Okay. Es geht um Jay.«
    Der heiße Käse verbrannte mir die Zunge. Ich schlürfte ein wenig Malzbier hinunter, aber es schmeckte nicht mehr gut, klebrig und zu süß. Ich wusste beim Anblick ihrer Miene schlagartig, was für einen Rat sie brauchte – allein schon dadurch, wie sie meinen Blick mied und den Eindruck machte, als ob sie entweder gleich in Tränen ausbrechen oder aber loskichern könnte.
    »Es geht um Sex, richtig?«
    Sie nickte und verbarg das Gesicht in ihren kleinen Händen. Ihre Nägel waren nie schmutzig. »Du brauchst es nicht so laut zu sagen.«
    Ich blickte mich um. Die Familie war gegangen, Tommy nahm eine telefonische Bestellung auf und Michael war hinten. »Er will es und du nicht, stimmt’s?«
    Sie nickte erneut, wollte die Hände aber nicht von ihrem Gesicht nehmen. Irgendwie machte mich das wütend; ich wollte sie schütteln und ihr sagen, sie solle aufhören, sich wie ein kleines Kind zu verhalten. Stattdessen zupfte ich an einem Stück Plastik, das sich von meiner Sitzbank löste. »Wenn du nicht willst, dann mach’s nicht«, sagte ich. »Es ist ja nicht so, dass Jason dich bei einem Date vergewaltigen würde.«
    »Ich
weiß
. Mein Gott, Deanna.« Sie ließ die Hände auf den Tisch sinken.
    »Was ist dann das Problem?« Ich versuchte, meine Stimme frei von Emotionen zu halten, versuchte, die |98| Rolle der hilfsbereiten besten Freundin zu spielen. »Ich meine, er hat bestimmt nicht gesagt, dass er mit dir Schluss macht, wenn du es nicht tust. Das würde Jason überhaupt nicht ähnlich sehen.«
    »Nein, das hat er nicht gesagt.« Sie knabberte an ihrer Pizzakruste; Tommy näherte sich. »Aber ich weiß nicht. Vielleicht will ich es doch.«
    »Was denn?«, fragte Tommy neugierig und ließ sein Serviertuch wirbeln. »Mit mir ausgehen?«
    »Als ob ich es zulassen würde, dass sie ihr Leben ruiniert«, sagte ich.
    »Du bist doch nur eifersüchtig.«
    »Würdest du uns zum Teufel noch mal allein lassen?!«
    »Hey, gib mir doch ein kleines Zeichen.« Tommy beugte sich nach unten und sah Lee in die Augen. Ich riss das kleine Stück Plastik ab, an dem ich gezupft hatte. »Komm wieder und besuch mich mal.«
    Lee kicherte. Tatsächlich, sie
kicherte
. Sobald Tommy außer Hörweite war, neigte ich mich vor und sagte leise, aber langsam und deutlich: »Wenn du einen Typen wie Tommy nicht durchschaust, solltest du nicht mal
mit dem Gedanken spielen
, Sex zu haben.«
    Sie sah verwirrt aus. »Ich rede von Jason, nicht von Tommy.« Sie bekam große Augen und blickte über die Schulter und dann wieder zu mir. »Das ist Tommy? Ich meine,
Tommy
Tommy?«
    »Ja.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er hier arbeitet?«
    |99| »Ich weiß nicht.« Ich schob das Blech mit der Pizza beiseite, von deren Geruch nach heißer Ananas mir schlecht wurde. »Aber wie du gesagt hast, wir reden nicht über Tommy. Wir reden über Jason.« Ich bohrte meinen Finger in das Loch, das ich im Sitz gemacht hatte, und stieß auf den krümeligen Schaum darunter.
    Sie sah erneut zu Tommy hinüber. Er winkte und grinste vom Tresen aus.
» Das
also ist Tommy.« Sie nickte andeutungsweise. »Ja. Verstehe. Wie kannst du hier arbeiten? Kommt es dir nicht unheimlich vor, dass er hier ist? Weiß Darren davon? Ich kann es nicht fassen, dass du es mir nicht gesagt hast!«
    Ich weiß nicht. Ja. Nein. »Ich war kurz davor.«
    »Ich hab ihn mir anders vorgestellt«, sagte sie. »Aber ich glaube, ich kann’s verstehen. Er hat irgend so eine Art
Energie

    Ich wollte nicht darüber reden, nicht jetzt – es fühlte sich besser an, wenn ich sauer auf Lee war, als wenn sie sich um mein Leben kümmerte oder, schlimmer noch, so tat, als ob sie es verstand. Ich zerrte weiter an dem Plastik und machte das Loch noch größer.
    »Zurück zu Jason«, drängte ich, »weil meine Schicht bald anfängt. Ist es nicht irgendwie gegen deine Religion, Sex zu haben? Vor der Ehe, meine ich?«
    »Ja, irgendwie schon. Ich weiß nicht.« Sie seufzte.
    »Es ist
Jason

    Als ich hörte, wie sie seinen Namen mit so viel Zärtlichkeit aussprach, dachte ich: ›Sie liebt ihn tatsächlich!‹ Ich weiß nicht,

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