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Zicke

Zicke

Titel: Zicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Zarr
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wir eine Weile da, brachten uns auf den neuesten Stand, was Promiklatsch und Mode anging, und sahen fern. Mir fiel auf, dass Stacys Fingernägel kurz und ungepflegt waren und nur noch ein paar rote Splitter von einer Monate alten Maniküre übrig waren. »Soll ich dir die Nägel machen?«
    »Oh, zum Teufel, ja.«
    Ich stand auf und stöberte in der Make-up-Tasche, die sie unter dem Bett aufbewahrte. Ganz unten am Boden war eine alte Packung Haarfärbemittel. »Wusstest du, dass du noch eine recht brauchbare Packung Abendrot Kupfer hier drin hast?«
    »Hm?«
    Ich hielt die Packung hoch. »Ich dachte, du warst immer blond?«
    »Bin ich auch.« Sie nahm mir die Packung aus der Hand und musterte sie. »Die habe ich schon vor ewiger Zeit gekauft. Dachte, ich könnte mal was anderes ausprobieren. Dann wurde ich schwanger, und das reichte mir an Experimenten.«
    »Vielleicht kannst du das im Laden gegen blonde Highlights oder so was umtauschen.«
    |108| Stacy starrte weiter auf die Packung. »Oder Darren könnte heute Abend nach Hause kommen und eine Rothaarige vögeln.«
    »Krass.«
    »Ich bitte dich. Wie, glaubst du, ist das mit April passiert?«
    »Danke, du musst es mir nicht verbildlichen.«
    Sie stand auf und sah nach April. »Sie schläft immer noch, ob du’s glaubst oder nicht.« Sie winkte mit der Packung. »Hilfst du mir jetzt dabei oder wie?«
    »Im Ernst?« Aber ich musste nicht weiter fragen. In ihren Augen, da war sie, die alte Stacy. Vor April hatte sie praktisch alles einmal ausprobiert, unter anderem war sie nachts oben ohne durch den Golden Gate Friedhof gerannt und hatte dem Rektor an ihrem letzten Schultag den Stinkefinger gezeigt. Wenn wir ausziehen würden, wäre das vielleicht unser Leben, Stacy und ich wären wie Schwestern, die sich gegenseitig die Haare und die Nägel richten und Geheimnisse austauschen …
    Ich folgte ihr in das winzige untere Badezimmer, mit den billigen Klebefliesen am Boden, die seit jeher krumm und schief lagen, und der halb abgebrannten Weihnachtskerze hinten auf dem Spülkasten. Stacy zog ihr Top aus, damit es nicht dreckig wurde, und ich mischte die Tönung an. Als ich die halbe Flasche auf ihrem Kopf hatte, sagte sie: »Darren wird
ausflippen

    »Noch können wir es sofort wieder ausspülen.«
    »Nein. Es sind nur Haare. Wen kümmert’s?«
    Als ich Stacys Kopf ganz mit Tönung bedeckt hatte, |109| wachte April auf. Wir blieben im Badezimmer und spielten mit dem Baby, bis fünfundzwanzig Minuten verstrichen waren. »Und wenn du es schrecklich findest?«, fragte ich zaghaft.
    Stacy zuckte die Achseln; sie saß die Beine überkreuzt in BH und Jeans auf dem Bett und tupfte Lackentferner auf ihre Nägel. »Ich finde schon alles andere an meinem Leben schrecklich, da kommt es darauf auch nicht mehr an, oder?«
    Ich wandte mich von April ab und sah Stacy an. »Du findest doch nicht
alles
an deinem Leben schrecklich.«
    »Doch, ziemlich viel.« Ich wollte fragen, was mit Darren und April war, was mit mir war, aber etwas hielt mich davon ab. Vielleicht hatte ich Angst, ihre Antwort zu hören.
    »Zeit ist um«, rief sie. »Ich spül sie jetzt aus.«
    Ich hielt April in den Armen, sah ihr in die Augen und erkannte Darren und Stacy darin und auch manches, das nur April war. Sie lächelte mich an und umklammerte meine Finger – und augenblicklich dachte ich nicht mehr an Stacy, die behauptete, alles an ihrem Leben sei schrecklich. Ich dachte nicht mehr an Tommy und Dad, und auch nicht an Lee und Jason. Mir ging nur noch durch den Kopf, wie klein April war, und wie weich und neu ihre Haut. Sie war wie ein rundum gelungenes rosa Törtchen, frisch aus dem Backofen.
    »Oh mein Gott. Komm mal!«, rief Stacy aus dem Badezimmer. Ich legte April zurück in ihr Bett.
    Als ich Stacy sah, schlug ich die Hand vor den |110| Mund. Ihre Haare waren nass. Und rot. Nun ja, nicht rot, sondern Abendrot Kupfer. Es ließ sie älter wirken und ernster; es ließ sie schlauer aussehen, wie eine College-Studentin oder eine Bankangestellte.
    »Wow. Du hast dich völlig verändert.«
    Sie starrte sich im Spiegel an. Sie schien nicht unglücklich darüber. Alles, was sie sagte, war: »Ja. Ich könnte sonst wer sein.«
    ***
    Als Darren nach Hause kam, folgte ich ihm nach unten, um zu sehen, wie er auf Stacys Haare reagierte. Ich wusste nicht, weshalb ich so aufgeregt war, praktisch den Flur entlangtänzelte, ihn vor mir herschob und sagte, wir hätten eine Riesenüberraschung.
    »Bist du durchgeknallt?«,

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