Ziegelgold - Das Geheimnis von Kleiborg (German Edition)
noch einige neugierige Passanten hinzu, die etwas Spektakuläres witterten. Am besten eine Schlägerei. Dem Glatzkopf war das plötzliche Interesse an seiner Person anscheinend gar nicht recht. Er hatte kaum etwas von Alex' Vaters Redeschwall verstanden und wollte jetzt möglichst unauffällig von der Bildfläche verschwinden. „Don't worry“, murmelte er und blickte in die Runde der erwartungsvollen Zuschauer dieses kleinen Streits. Dann schlug er Alex' Vater übertrieben kumpelhaft auf die Schulter, setzte sich fluchend in seinen Geländewagen und raste davon.
„ Was waren das für Geräte?“, fragte Alex, als sie dem davon preschenden Wagen hinterher sahen. „Das waren Metalldetektoren. Ich habe bei der Bundeswehr mit ähnlichen Geräten gearbeitet, aber das war vor 20 Jahren. Die modernsten Geräte können sogar auf ein bestimmtes Metall eingestellt werden und melden nicht mehr jeden rostigen Nagel wie früher“, antwortete sein Vater. „Also kann man mit den Dingern auch Gold suchen?“ Alex' Vater lachte. „Theoretisch schon, aber der Typ ist bestimmt auf der Suche nach Altlasten auf dem Ziegeleigelände. Ich schätze, dass ein Investor das Gelände kaufen will und sich vorher davon überzeugen möchte, ob noch unliebsame Überraschungen im Boden versteckt sind. Das ist wichtig für die Verkaufsverhandlungen.“ Bevor Alex antworten konnte, meldete sein Handy den Eingang einer SMS: 'müssen uns treffen – wichtig!!! cu tim' . Das passt ja gut, dachte Alex, da kann ich ihm gleich die Neuigkeit mit den merkwürdigen Schatzsuchern mitteilen. Ab sofort glaubte er nicht mehr an einen Zufall. Hier waren mehrere Leute hinter dem Goldschatz her. Der falsche Doktor, die merkwürdigen Engländer und nun würden auch er und Tim die Spur aufnehmen. Da war er sich jetzt ganz sicher.
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10
Montag 13:08 Uhr
Tim wohnte mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder in einem älteren Backsteinhaus, dass schon bessere Zeiten gesehen hatte. Seine Mutter machte Alex freundlich grüßend die Tür auf, als Tim schon angerannt kam. „Los, komm schon!“, rief er aufgeregt, ohne Alex überhaupt zu begrüßen. Seine Mutter schüttelte den Kopf und schloss die Tür. Rasch zog Tim Alex in sein Zimmer und drückte seinen Freund unsanft in einen Sessel. Dann setzte er sich auf sein Bett und sah Alex eindringlich an. „Es gibt Neuigkeiten“, sagte er verschwörerisch und blickte sich um, als ob er sicher gehen wollte, dass sie niemand belauschen würde. Alex stöhnte. Er mochte es gar nicht, wenn Tim so wichtigtuerisch tat. „Ja, ich weiß“, bemerkte er fast beiläufig. „Wie?“ Tim fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Was weißt du?“ Alex freute sich diebisch, das er seinen Freund aus dem Konzept gebracht hat. Dann berichtete er Tim von seiner Begegnung mit dem Glatzkopf bei Nuccio und von den Metalldedektoren auf der Ladefläche des Geländewagens.
Tim sah ihn eine Weile an und fing dann herzhaft an zu lachen. „Das nennst du Neuigkeiten? Dann warte mal, was ich habe.“ Triumphierend hielt er das lederne Tagebuch in der Hand, klopfte damit auf seinen rechten Oberschenkel und sah seinen Freund herausfordernd an. „Willst du gar nicht wissen, welche Neuigkeiten ich habe?“ Alex sah gar nicht ein, auf diese Frage einzugehen. Tim würde ihm die Neuigkeit so oder so verraten, egal wie er antwortete.
„ Na, deine Neugierde scheint sich ja in Grenzen zu halten“, fing Tim nach einer Weile gereizt mit seinem Bericht an. „Also, ich habe mir heute morgen in dem Tagebuch die Monatsnamen noch einmal angesehen. Dann habe ich sie mit der heu tigen Schreibweise verglichen. So habe ich Buchstabe für Buchstabe übersetzt. Dann habe ich mir in dem Text vorgenommen, den deine Tante uns vorgelesen hat. Weil ich ja sinngemäß wusste, was drin steht, habe ich versucht Wort für Wort zu übersetzen. Am Anfang hat es eine Ewigkeit gedauert, aber je mehr ich mich an die Schrift von dem Tagebuchschreiber gewöhnt hatte, desto besser ging es. Danach habe ich angefangen, die nächste Seite zu lesen ...“ Tim machte eine dramatische Pause und sah Alex erwartungsvoll an.
„ Die nächste Seite! Verstehst du?“ Alex verstand nicht. Tante Lotte hatte doch gestern ganz klar gesagt, dass in dem Buch kein Wort über eine Pistole oder einen Toten, geschweige denn ein Mord erwähnt wurde, dachte er. So langsam reichte es ihm mit Tims Geheimnistuerei. „Mensch, nun erzähl schon“, stöhnte er genervt. Etwas verstimmt
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