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Ziel erfasst

Ziel erfasst

Titel: Ziel erfasst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Sache zur Verfügung zu stellen. Der geistliche Führer lehnte dieses Angebot jedoch ab. Tatsächlich verbot er Safronow sogar, in Dagestan oder dem Kaukasus für wohltätige Zwecke Geld zu spenden. Der Alte aus den Bergen erkannte, dass Georgij sein Spitzel und Maulwurf in den russischen Führungsetagen war, und wollte dies auf keinen Fall durch irgendetwas gefährdet sehen, selbst wenn es neue Schulen, neue Krankenhäuser oder jede andere Unterstützung für sein Volk oder die gemeinsame Sache waren.
    Ganz im Gegenteil wies Murschidow Safronow an, nach Moskau zurückzukehren und dort die harte Linie gegen die Kaukasus-Republiken zu unterstützen. Seit vielen Jahren war es Georgij eine Qual, mit den Freunden seines Adoptivvaters zusammenzusitzen und über die Niederschlagung der Aufstände im Kaukasus zu reden. Aber so lauteten eben seine Befehle. Es war ihm aufgetragen, in der Höhle des Löwen zu leben.
    Allerdings nur bis zu dem Tag, an dem Murschidow seine Rückkehr, seine Hilfe und Inschallah – so Gott will – sein Martyrium verlangen würde.
    Safronow tat, wie ihm geheißen. Jedes Jahr kehrte er kurz und heimlich ein einziges Mal in seine Heimat zurück, um sich mit Suleiman zu treffen. Bei einem dieser Besuche hatte er gebeten, dem berühmten Krieger Israpil Nabijew vorgestellt zu werden. Der alte geistliche Führer hatte dies jedoch verboten, was Safronow sehr verärgert hatte.
    Jetzt wusste Georgij jedoch, dass sein Führer die ganze Zeit recht gehabt hatte. Wenn Nabijew etwas über Safronow gewusst hätte oder nur eine Ahnung gehabt hätte, dass es da eine Führungspersönlichkeit in der privaten russischen Raumfahrtindustrie gab, die mit den Dagestanern in Verbindung stand, wäre Safronow jetzt tot oder säße im Gefängnis. Er begriff, dass er im letzten Jahr in Machatschkala nur aus Eitelkeit darauf bestanden hatte, Nabijew vorgestellt zu werden. Die Hand Allahs selbst hatte Suleiman dazu bewogen, diesen Wunsch abzulehnen.
    Also hielt sich Safronow weiterhin von der Jamaat Shariat fern. Immerhin blieb ihm dadurch genug Zeit zur Führung seines Unternehmens, das in den ganzen Jahren weiter gewachsen war. Die KSFC profitierte vom Auslaufen des US-amerikanischen Space-Shuttle-Programms. Die Russen gehörten endgültig zu den ganz Großen im Raumfahrtgeschäft. Zwar verfügten auch andere russische Unternehmen über Trägerraketen, mit denen man Satelliten, Vorräte und Menschen ins All befördern konnte, wie etwa die Sojus, Proton, Rokot, um nur drei zu nennen. Aber Safronow und seine Dnjepr-1 begannen die anderen immer mehr zu überflügeln. Im Jahr 2011 schickte Safronows Unternehmen erfolgreich mehr als zwanzig Raketen von seinen drei Abschussrampen im Kosmodrom Baikonur in der ebenen Grassteppe Kasachstans ins All. Für das Jahr 2012 gab es bereits so viele fest abgeschlossene Verträge, dass diese Zahl auf jeden Fall übertroffen werden würde.
    Er war also ein schwer beschäftigter Mann. Trotzdem ließ er alles stehen und liegen und fuhr auf der Kaspi-Magistrale in Richtung Süden, als ihn die Botschaft Murschidows, des Abu Dagestani, des Vaters von Dagestan, erreichte.
    Georgij Safronow schaute auf seine Rolex und war froh, dass er genau zur angegebenen Zeit ankommen würde. Immerhin war er ein Raketenwissenschaftler. Er hasste jede Form von Ungenauigkeit und Unpünktlichkeit.
     

29
    D ie Jamaat Shariat nutzte das Bauernhaus unmittelbar westlich von Wolgograd von Zeit zu Zeit, wenn sie im Norden ihres eigentlichen Einflussbereichs etwas zu erledigen hatte. Das Anwesen lag ganz in der Nähe des Flughafens, aber weit entfernt vom geschäftigen Treiben der Innenstadt. Es genügten deshalb auch ein paar Wachleute, die über die Feldwege der Umgebung patrouillierten, und eine Handvoll dagestanischer Kämpfer, die die Abzweigung von der Hauptstraße überwachten, um diese Treffen vor der russischen Polizei oder der Miliz für innere Sicherheit zu schützen.
    Safronow musste sich abtasten lassen und identifizieren, als er aus dem Wagen ausstieg. Dann führte man ihn in das schwach beleuchtete Bauernhaus. Die Frauen in der Küche wandten ihre Augen ab, als er sie begrüßte. Die Wachen brachten ihn in die große Stube, wo ihn sein geistlicher Führer begrüßte, den seine Anhänger ehrfurchtsvoll Abu Dagestani nannten.
    Ein niedriger Tisch war mit einer Spitzentischdecke geschmückt. Die Frauen stellten eine Schale mit Trauben, einen Teller mit kleinen eingepackten Süßigkeiten und eine

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